Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
schnell wie möglich von hier verziehe.«
Banks konnte sich nicht erinnern, Annie jemals so reden gehört zu haben. Er war schockiert. »Hör zu, ich bin nicht eifersüchtig, okay? Ich möchte nur einfach nicht, dass dir jemand wehtut, das ist alles.«
»Wer sollte mir denn wehtun? Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Mein großer Bruder? Ich kann sehr gut allein auf mich aufpassen, vielen Dank.«
Annie warf ihre Serviette auf den Rest ihres Früchtekuchens und stolzierte aus dem Laden. Ertönte die Glocke wirklich ein bisschen lauter als zuvor, oder bildete Banks sich das nur ein?
Für den Rest des Tages ging Annie Banks aus dem Weg. Das war nicht schwer; sie hatte genug Papierkram auf dem Schreibtisch, hinter dem sie sich verstecken konnte. Dann fuhr sie mit Winsome zu Whitakers Antiquariat, verschaffte sich Zugang durch die Hintertür und lieh sich, ohne eine Spur zu hinterlassen, das Foto aus. Die kurze Fahrt nach Harrogate erbrachte nicht die erhoffte Antwort. Es sei ja schon zwanzig Jahre her, sagte Elaine Hough, und das Kinn und die Augen von Whitaker passten nicht. Dennoch war Whitaker noch nicht aus dem Schneider, was die Brände anging, fand Annie.
Hatte sie im Golden Grill überreagiert? Sie wusste es nicht. Irgendwas an der Art, wie Banks immer wieder auf das Thema Phil zu sprechen kam, störte sie. Vielleicht hätte sie darüber hinweggehen sollen, besonders schwer wäre das nicht gewesen. Aber wenn sie weiterhin mit Phil ausgehen und mit Banks arbeiten wollte, würde sich etwas ändern müssen, aber keinesfalls sie.
Irgendetwas hatte Banks im Hinterkopf gehabt. Sie hätte nur zu gern gewusst, was. Hatte er sich hinter ihrem Rücken über Phil erkundigt? Hatte er etwas herausgefunden? Und wenn ja, was? Annie tat ihre Gedanken als lächerlich ab. Hätte Banks etwas Schlimmes über Phil herausgefunden, dann würde er es ihr sofort sagen. Warum sonst sollte er herumschnüffeln? Es sei denn, er wollte ihr wehtun. Aus Eifersucht.
Den ganzen Tag wurde sie den Argwohn und die Sorge nicht los. Sie konnte sich nur schwer konzentrieren. Am späten Nachmittag war ihr klar, dass sie bis spät in die Nacht arbeiten würde. Da klingelte das Telefon.
»Annie? Ich bin's, Phil.«
»Oh, hallo! Schön, dass du dich meldest, Fremder.«
»Ich dachte nur, ich sage dir schnell, dass man hier der einhelligen Meinung ist, dass die Skizzen und das Aquarell Fälschungen sind.«
Auch wenn Annie ein wenig enttäuscht war, dass Phil sie dienstlich anrief, wollte sie es sich nicht anmerken lassen.
»Ach. Und warum?«, fragte sie.
»Nichts Auffälliges. Da kommt einiges zusammen beziehungsweise passt nicht zusammen. Bei wissenschaftlichen Untersuchungen hat sich herausgestellt, dass das verwendete Papier ein wenig älter ist als die angebliche Datierung der Skizzen. Und dann der Stil. Es sind Kleinigkeiten. Ich hab dir doch mal erzählt, dass Turner schwer zu fälschen ist.
Dazu die fehlende Provenienz, die Skizzen auf losen Blättern und die Tatsache, dass diese Werke so kurz nach dem großen Fund auftauchten ...«
»Was ist mit Fingerabdrücken? In der Farbe, meine ich.«
»Gab es nicht. Also keine Hilfe.«
»Hätte es welche gegeben, wenn das Bild echt wäre?«
»Nicht unbedingt.«
»Gut, Phil. Danke. Wird dadurch auch das ältere Aquarell in Zweifel gezogen?«
»Ganz und gar nicht. Bei dem ist die Provenienz sicher, und die Untersuchungen waren positiv. Das erste Aquarell halte ich für echt. Dadurch muss jemand auf die Idee gekommen sein, das andere vermisste Bild zu fälschen.«
»McMahon?«
»Keine Ahnung, wer es war, aber wenn ihr es im Wohnwagen gefunden habt und eine Verbindung zwischen den beiden Opfern herstellen konntet, dann würde ich sagen, ja, ihr seid wahrscheinlich auf der richtigen Fährte. Die müssen sich einen durchgeknallten Plan ausgetüftelt haben, um schnell reich zu werden. Man kann durchaus ein guter Maler, aber sonst in jeder Hinsicht völlig ungeschickt sein.«
»Musst du mir nicht erzählen«, sagte Annie und dachte an ihren Vater. Sie war inmitten von bärtigen Männern aufgewachsen, die endlos über Impressionismus gegen Kubismus, van Gogh gegen Gauguin und so weiter diskutiert hatten. Auch wenn Ray schon in der Lage zu sein schien, mit der Realität zurechtzukommen, konnte er sich tagelang in seiner Arbeit verlieren und nichtige Kleinigkeiten wie das Bezahlen von Rechnungen und das
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