Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
Tina hätte loswerden wollen, hätte es leichtere, zuverlässigere Möglichkeiten gegeben, als Thomas McMahons Boot anzustecken und sich selbst ein fragwürdiges Alibi zu besorgen.«
»Womit wir wieder bei Leslie Whitaker wären«, sagte Annie.
»Was ist mit seiner Ausbildung?«
»Er war von 1980 bis '83 an der Universität Strathclyde. Leider haben wir noch nichts gefunden, das ihn mit Gardiner oder Masefield in Verbindung bringt, aber wir suchen noch. Und dass er sich aus dem Staub gemacht hat, lässt ihn noch verdächtiger erscheinen. Dazu kommen noch seine jüngsten finanziellen Jonglierakte. Unser Wirtschaftsprüfer meint, Whitakers Geschäftsbücher sind, gelinde gesagt, ein Tohuwabohu.«
»Na, wenn er mit McMahon irgendeinen Deal laufen hatte, dann musste er den Gewinn ja verstecken. Was denkst du, Annie?«
»McMahon war als guter Fälscher bekannt und kam über Whitakers Buchhandlung und andere Quellen an alte Materialien. Vielleicht hat Whitaker, Moore oder sonst wer mit seinen alten Kumpeln ein großes Fälschungsgeschäft aufgezogen, aber dann haben sie sich zerstritten?«
»Okay, bis zu einem gewissen Punkt ergibt das Sinn. Aber welche Rolle spielten Gardiner und Masefield?«
»Masefield lieferte die Identität für den Mörder, damit der seine Geschäfte mit McMahon anonym tätigen konnte«, erklärte Annie. »Bei jedem Treffen mietete der Mörder einen Cherokee in Masefields Namen, damit wir ihm nicht auf die Spur kommen. Als Masefield starb oder umgebracht wurde, ließ unser Mann die Post an ein Postfach umleiten, benutzte die Bankkonten, zahlte Masefields Rechnungen. Er nahm seine Identität an.«
»Und Gardiner?«
»Weiß ich noch nicht. Aber irgendeine Rolle muss er gespielt haben. Vergiss nicht die Turner-Bilder und das Geld in seinem Safe. Das ist doch kein Zufall.«
»Die hab ich nicht vergessen. Das hilft uns aber alles nicht herauszufinden, wer dieser Mensch wirklich ist«, sagte Banks. »Selbst wenn es dieser verdammte Giles Moore ist, wird er sich heute nicht mehr so nennen, weshalb wir ihn nicht finden werden. Er ist gerissen. Wir haben es mit einem Chamäleon zu tun, Annie. Und zwar mit einem verdammt schlauen. Hast du sonst noch etwas über Moore rausgefunden, das uns weiterhelfen könnte?«
»Nein. Noch nicht. Es ist viel Lauferei, wir brauchen Zeit und mehr Leute, als jetzt für uns unterwegs sind.«
»Ich kann den Roten Ron um Unterstützung bitten.«
»Danke«, erwiderte Annie. »Ich könnte noch mindestens zwei gute Recherche-Fachleute gebrauchen. Im Moment setze ich alles auf Leslie Whitaker. Dass wir noch keine Verbindung zwischen ihm und Gardiner finden konnten, heißt ja nicht, dass es keine gibt oder dass wir überhaupt eine brauchen.Vielleicht ist auch McMahon die Verbindung. Könnte doch sein, dass Whitaker auf McMahon zukam und der dann Gardiner ins Boot holte.«
»Könnte sein«, stimmte Banks zu. »Wir werden ihn fragen, wenn wir ihn finden.« Er leerte seine Tasse und schwieg eine Weile. Dann fragte er: »Wie läuft es eigentlich bei dir und Phil?«
»Gut«, erwiderte Annie. »Warum fragst du?«
»Nur so. Wo ist er überhaupt? Ich hab ihn schon zwei Tage nicht mehr gesehen.«
»Er ist mit den Turner-Bildern in London. Das weißt du doch. Woher das plötzliche Interesse?«
»Einfach nur so.«
Annie sah ihm in die Augen. »Phil hat Recht, stimmt's? Mit dem, was ich eben gesagt habe. Du hast es abgestritten, aber du hast ihn von Anfang an nicht leiden können, oder? Ich finde, du hast ihm keine Chance gegeben.«
»Ich habe doch gesagt, dass ich nichts gegen ihn habe«, entgegnete Banks. Aber ihm war äußerst unwohl bei dem Gedanken an Phil Keane. Es war, als juckte ihn etwas und er könnte nicht kratzen. Das würde er Annie natürlich nicht verraten, aber er würde so lange an diesem Mann dranbleiben, bis er irgendeine Antwort fand. »Ich will mich nicht wieder mit dir streiten, Annie. Ich habe bloß gefragt, wie es bei euch so läuft.«
»Schon, aber so einfach ist das ja nicht, oder? Ist es bei dir nie. Das höre ich schon an deiner Stimme. Da steckt immer was dahinter. Was ist es? Was weißt du? Worauf willst du hinaus?«
Banks streckte die Hände aus. »Keine Ahnung, was du meinst.«
»Bist du eifersüchtig? Ist es das, Alan? Falls es das nämlich sein sollte, ganz ehrlich, wenn diese verdammte Scheiße losgeht, ja, dann sehe ich zu, dass ich mich so
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