Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
Hauptaugenmerk richtete sich auf die Suche nach dem Verbindungsglied, von dessen Existenz alle überzeugt waren. Als Banks im Besprechungszimmer vorbeischaute, war Winsome schon wieder zurück und gab die grünen Zettel ins Computersystem HOLMES ein; Constable Gavin Rickerd achtete darauf, dass alles ordentlich archiviert und abgeheftet wurde, Constable Kevin Templeton suchte, am Bleistift kauend, nach ähnlich gelagerten Fällen, und Sergeant Hatchley brütete über den Informationen, die er über Mark David Siddons rausbekommen hatte. Von Zeit zu Zeit klingelte ein Telefon, Tastaturen klapperten, Faxgeräte summten. Alles lief seinen Gang, mehr aber auch nicht. Natürlich machten alle Überstunden, auch Banks. Leider bekam ein Chief Inspector sie nicht bezahlt.
Banks war noch nicht lange in seinem Büro, als Stefan Nowak anklopfte. »Hast du mal kurz Zeit?«
Banks schaute auf. »Gibt's was Neues? Nur Gutes, hoffe ich!«
»Kommt drauf an«, erwiderte Stefan, in der Tür stehend. »Aber es könnte dich interessieren, falls du ein, zwei Minuten übrig hast.«
Neugierig geworden, folgte Banks Stefan den Gang hinunter in den »neuen« Teil des Gebäudes, »Anbau« genannt. Tatsächlich war er ebenso alt wie der Rest der Dienststelle, er hatte nur, bevor Eastvale von der Polizeiinspektion zum Polizeipräsidium der Western Area hochgestuft und die Wände durchbrochen worden waren, ein Hotel beherbergt. Nun waren dort unter anderem die Abteilungen Fingerabdrücke, Fotografie, Spurensicherung und Computer untergebracht.
Vor einem Labortisch blieb Stefan stehen. »Ich dachte, das hier könnte dich interessieren«, sagte er und zeigte auf einen geschwärzten Würfel von der Größe eines Computerbildschirms. »Haben wir im Wohnwagen sichergestellt. War offenbar in einem der Schränke versteckt.«
»Und was ist das?«, fragte Banks.
»Also, für mich sieht das nach einem feuerbeständigen Safe aus«, erklärte Stefan.
»Ein feuerbeständiger Safe? Was um alles in der Welt will ein Kerl, der in einem klapprigen Wohnwagen lebt und sich mehr schlecht als recht durchs Leben schlägt, mit einem Safe?«
»Das frage ich dich«, entgegnete Stefan. »Ich hab ihn nur gefunden und identifiziert.«
»Kannst du ihn öffnen?«
»Dafür müssten wir wohl ein wenig rohe Gewalt anwenden.«
»Gibt's Gründe, die dagegen sprechen?«
»Nein, wir haben ihn bereits auf Fingerabdrücke untersucht. Nichts.«
»Na dann mal los!«
Schon hielt Stefan ein kleines Stemmeisen in der Hand - das habe er aus der Polizei-Werkstatt, erklärte er Banks -, keilte es zwischen Schloss und Rahmen und versuchte, die Tür aufzuhebeln. Nichts tat sich. Fragend schaute er Banks an. »Haben wir irgendwelche Safeknacker unten im Gewahrsam?«
»Schön wär's«, erwiderte Banks. »Versuch's noch mal! Feuerbeständig hin oder her, durch die Hitze muss sich das Schloss ein bisschen gelockert haben.«
Stefan machte weiter. Es tat sich nichts. »Ich glaube, wir müssen ihn sprengen.«
Banks lachte. »Lass mich mal.«
Stefan reichte ihm das Stemmeisen, und Banks setzte es gegenüber dem Schloss neben den Scharnieren an. Der Tresor war von der Hitze so stark beschädigt, dass Banks nicht genau sehen konnte, was er überhaupt tat, aber er meinte, das flache Ende des Stemmeisens zwischen Wand und Tür geschoben zu haben. Vorsichtig bewegte er das Werkzeug und konnte es einige Millimeter tiefer drücken. Schließlich brach das erste Scharnier, und es war nur eine Frage der Zeit, bis auch das zweite nachgab.
»Feuerbeständig schon, aber nicht Banks-beständig«, scherzte er und öffnete die Tür. Er tastete den Innenraum ab. »Fühlt sich an, als wäre da was.«
»Und was?«, fragte Stefan.
Banks zog Gegenstände heraus, die in schwarze Mülltüten gewickelt waren, und legte sie auf den Labortisch. Beide Männer staunten. Vor ihnen lagen mehrere Papierrollen und drei Bündel Zwanzig-Pfund-Scheine, zusammengehalten durch Gummibänder. Es waren jeweils um die fünfhundert Pfund, vielleicht sogar mehr. Banks zog die Rollen auseinander: Es handelte sich um Skizzen eines Schlosses und um ein fertig gestelltes Aquarell, ungefähr 28 mal 40 Zentimeter, das den Blick von der Schlossterrasse ins Tal zeigte.
»Das ist Hornby Castle«, erklärte Stefan.
»Woher weißt du das?«
Stefan warf Banks einen Seitenblick zu. »Ich war schon mal da. Gehe oft wandern. Das ist in
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