Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre
erzählt.«
»Ich nehme an, dass Sie wissen, wer der Mann neben Ihnen ist?«
»Natürlich. Das ist Max. Max Broda. Ein Geschäftsfreund. Ich kann mir nicht vorstellen, warum Roy ein Foto von uns beiden gemacht hat.«
»Um was für Geschäfte geht's dabei?«
»Reisen. Max stellt Touren zusammen, engagiert Reiseführer, arbeitet Routen aus, sucht Hotels, schlägt interessante Reiseziele vor.«
»Wo?«
»Hauptsächlich an der Adria und am Mittelmeer.«
»Unter anderem in Balkanstaaten?«
»In manchen. Wenn sie sicher sind.«
»Ich würde mich gerne mal mit ihm unterhalten«, sagte Banks.
Lambert untersuchte seine Zigarrenspitze und sog erneut daran, ehe er antwortete. »Das wird leider ziemlich schwer zu machen sein«, sagte er. »Er ist nach Hause gefahren.«
»Wo ist das?«
»In Prag.«
»Haben Sie seine Adresse?«
»Wollen Sie da etwa hin? Ist eine tolle Stadt. Ich kenne jemanden, der Ihnen die beste Führung vermittelt.«
»Vielleicht«, erwiderte Banks. »Ich hätte trotzdem gerne Brodas Adresse.«
»Vielleicht habe ich sie irgendwo.« Lambert durchsuchte die Dateien auf seinem PDA und buchstabierte Banks schließlich eine Straße.
»Wann haben Sie den Club verlassen?«, wollte Banks wissen.
»Roy ist irgendwann zwischen halb eins und eins gegangen.«
»Nicht zusammen mit Ihnen?«
»Nein. Wir sind keine siamesischen Zwillinge, wissen Sie. Roy spielt gerne Roulette. Ich lieber Poker.«
»Ist er alleine gegangen?«
»Soweit ich weiß, ja.«
»Wohin?«
»Keine Ahnung.«
»Wann sind Sie aufgebrochen?«
»So gegen drei. Da war ich fertig. Um nicht zu sagen pleite.«
»Wohin sind Sie gefahren?«
»Hierher.«
»Nicht zu Ihrer Frau?«
Lambert beugte sich vor, kam Banks ganz nahe und stieß mit der Zigarre in die Luft. »Halten Sie meine Frau da raus!«
»Sie ist sehr verständnisvoll, was?«
»Noch mal: Halten Sie sie da raus!« Lambert zündete seine Zigarre erneut an. Sein Ton wurde ruhiger. »Hören Sie«, sagte er und fuhr sich mit der freien Hand durch die grauen Locken. »Ich war müde, ich bin hierher gefahren. Ich weiß nicht, was Sie mir anhängen wollen, aber Roy war ein guter Freund und alter Kollege von mir. Ich habe ihn nicht umgebracht. Warum sollte ich auch? Was für ein Motiv sollte ich haben?«
»Hat er ganz bestimmt nicht gesagt, wo er hinwollte?«
»Nein. Ich dachte, er würde nach Hause gehen.«
»War er betrunken?«
Lambert neigte den Kopf zur Seite und dachte kurz nach. »Ein paar hatte er sich schon genehmigt«, erklärte er. »Hauptsächlich Wein. Aber er konnte noch normal gehen und reden. Nicht mehr selbst fahren, würde ich sagen, aber Taxifahren war kein Problem.«
»Hat er ein Taxi genommen?«
»Ich habe keine Ahnung, was er auf der Straße gemacht hat.«
»Und Sie haben ihn nicht wieder gesehen?«
»Nein.«
»Gut«, sagte Banks und erhob sich. »Wir können uns ja bei den Taxifahrern umhören.«
»Eins noch«, sagte Lambert, als er Banks zur Tür brachte. »Sie wissen von dem Waffengeschäft damals. Sie haben eben davon gesprochen.«
»Und?«
»Ich glaube, er hatte wieder so etwas vor. Könnte wenigstens eine Richtung sein, in die sich zu ermitteln lohnt. Roy äußerte sich mir gegenüber entsprechend, horchte mich aus, fragte nach alten Kontaktleuten und so.«
»Am Freitag?«
»Ja. Im Club.«
»Und?«
»Ich habe ihm gesagt, ich hätte nichts mehr damit zu tun. Was auch stimmt. Die Welt hat sich verändert, Mr. Banks, falls Sie das nicht bemerkt haben sollten. Ich habe ihm abgeraten.«
»Wie hat er reagiert?«
Lambert legte Banks die Hand auf die Schulter. Sie standen an der Tür. »Sie kennen Roy doch«, sagte er. »Oder vielleicht auch nicht. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, ist er schwer davon abzubringen. Er bestand darauf, regte sich sogar über mich auf, warf mir vor, ich würde ihm etwas vorenthalten, ihm ein gutes Geschäft missgönnen.«
»Also endete der Abend mit einem unangenehmen Beigeschmack?«
»Er wäre schon drüber weggekommen.«
»Wenn er nicht umgebracht worden wäre.«
»Ja.«
»Warum haben Sie sich übrigens mit Julian Harwood zerstritten?«
Lambert war überrascht. »Darüber wissen Sie auch Bescheid?«
»Ja.«
»Das ist Jahre her. Zwergenaufstand. Harwood war überzeugt,
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