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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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gehandelt, wenn es um ihre Verwandten gegangen wäre -, aber jetzt musste er seine eigenen Eltern vor der Wahrheit schützen.
      »Sie haben sich nicht die Mühe gemacht, hinter sich aufzuräumen«, bemerkte Annie und wies auf eine Patronenhülse neben dem Stuhl.
      »Haben wahrscheinlich gedacht, das hier würde eh niemand finden«, sagte Brooke.
      »Irgendwelche Kinder wären früher oder später drauf gestoßen«, meinte Banks. »Kinder finden solche Ecken toll.«
      Tauben flogen durch die Öffnungen im Dach und in den Mauern, saßen auf den Deckenbalken und putzten ihr Gefieder. Der Boden war mit ihrem weißen Kot verdreckt, auch der Stuhl selbst. Obwohl die Fabrik teilweise offen war, roch es nach verwesten Tieren und altem Fett.
      »Ich sorge dafür, dass ein paar Uniformierte die Nachbarschaft abklappern«, sagte Brooke. »Wer weiß, vielleicht hat jemand etwas Ungewöhnliches gemerkt.«
      Mit klagendem Geräusch blies der Wind durch die zerbrochenen Fenster, in befremdlicher Harmonie mit den gurrenden Tauben. Banks erschauderte, obwohl es warm war. Er hatte alles gesehen, den gottverlassenen Ort, wo Roy die letzten Stunden seines Lebens verbracht hatte, wo er gefoltert und erschossen worden war. Banks wusste, dass er, solange er lebte, dieses Bild nicht mehr aus dem Kopf bekommen würde. Doch jetzt hatte er anderes zu tun. Er verabschiedete sich von Brooke und Annie, und keiner fragte, wohin er wolle. Als er ins Auto stieg, traf der Wagen von der Kriminaltechnik ein. Die Kollegen würden die Stelle untersuchen, wo Roy gestorben war, sie würden Blut abkratzen und nach Fingerabdrücken, Fasern, Haaren, Haut und allem suchen, was die Mörder zurückgelassen hatten. Mit ein wenig Glück würden sie so viel finden, dass eine Verurteilung sichergestellt war - falls sie je einen tauglichen Verdächtigen fanden. Banks überließ sie ihrer Arbeit.
     
     

* 15
     
    Nachdem Banks seinen Wagen vor Roys Haus abgestellt hatte - er hatte keine Lust auf den Londoner Verkehr und auf Parkplatzsuche, außerdem war die U-Bahn viel schneller -, versuchte er es bei Lamberts Reisebüro auf der Edgeware Road, musste sich aber sagen lassen, Mr. Lambert sei nicht zugegen. So fuhr er zu der Wohnung in Chelsea, nicht weit entfernt vom Sloane Square, und traf Gareth Lambert, als der gerade aus dem Haus trat.
      »Haben Sie's eilig, Gareth?«, fragte er.
      »Was wollen Sie?« Lambert versuchte, sich an ihm vorbeizuschieben.
      Banks wich nicht von der Stelle. »Mein Name ist Banks. Detective Chief Inspector Alan Banks.«
      »Ach, Roys Bruder!« Lambert machte einen Schritt zurück und musterte Banks von oben bis unten. »Na, da brat mir einer 'nen Storch! Der alte Spielverderber höchstpersönlich!«
      »Können wir ins Haus gehen?«
      »Ich habe zu tun. Muss ins Büro.«
      »Dauert nicht lange.« Banks sah Lambert an, bis der den Blick abwandte. Schließlich zuckte er mit den Schultern und führte Banks in die Wohnung im ersten Stock. Die Einrichtung war zweckmäßig und besaß keinen persönlichen Touch.
      Offenbar fand Lamberts wahres Leben woanders statt. Der Mann selbst sah genauso aus wie auf Roys Foto: plump, leicht übergewichtig, rotes Gesicht - teils von der Sonne, teils hoher Blutdruck, schätzte Banks -, dazu ein dichter Schopf kurzer grauer Locken. Er trug eisblaue Jeans und ein zu großes weißes Hemd. Burgess hatte ihn mit Harry Lime verglichen, aber soweit Banks sich erinnern konnte, war Lime zuvorkommend und charmant, eher wie Phil Keane. Lambert war aus gröberem Holz geschnitzt und setzte ganz offensichtlich nicht auf Charme. Sie nahmen gegenüber Platz wie zwei Schachspieler. Lambert betrachtete Banks mit leicht belustigtem Ausdruck.
      »Sie sind also Roys großer Bruder, der Bulle.«
      »Ja. Ich habe gehört, Sie kennen Roy schon lange?«
      »Allerdings. Ich habe ihn kurz nach der Uni kennengelernt. Damals, 1978, waren wir noch ein bisschen grün hinter den Ohren. Ich weiß noch, dass damals alle Leute zerrissene T-Shirts trugen und Sicherheitsnadeln in den Ohren hatten und Sex Pistols und The Clash hörten, nur wir saßen in unseren schicken Anzügen in irgendeiner spießigen Hotelbar und planten unser nächstes Geschäft. Zum Beispiel, den Jugendlichen zerrissene Jeans und Sicherheitsnadeln zu verkaufen.« Er lachte. »Waren schöne Zeiten. Es hat mir übrigens sehr leid getan, als ich das mit Roy gehört habe.«
      »Ach ja?«
      »Natürlich. Hören Sie, ich

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