Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre
Telefongesellschaft arbeitet dran, aber sie hat mir keine großen Hoffnungen gemacht.«
»Danke für den Versuch«, sagte Annie.
Gristhorpe sah auf die Uhr. »Ich muss los«, verkündete er. »ACC McLaughlin und die Presse sitzen mir im Nacken. Ihre Arbeit ist in Ordnung, aber das reicht nicht. Wir brauchen Ergebnisse, und zwar schnell. Annie, Sie fahren morgen wieder nach London runter und machen Druck im Berger-Lennox-Center. Alle anderen bleiben hier oben dran. Winsome, Sie melden sich noch mal bei der Telefongesellschaft, ob die uns nicht doch irgendwelche Nummern geben können. Sie sollen mit Jennifers abgehenden Anrufen verglichen werden. Das ist im Moment alles.«
Als Gristhorpe den Raum verlassen hatte, atmeten alle auf.
»Ist heute Morgen ein bisschen grummelig, was?«, sagte Stefan zu Annie, als sie kurz darauf den Raum verließen.
»Ich glaube, sowohl die Polizeipräsidentin als auch der Stellvertretende machen ihm Druck«, erklärte Annie. »Und ich schätze, auch wenn er noch so modern ist, ein Anschiss von einer Frau wird ihm nicht gefallen.«
Stefan grinste. »Autsch«, sagte er.
»Hast du mal kurz Zeit?«, fragte Detective Constable Templeton.
»Na klar, Kev«, entgegnete Annie und winkte Stefan zu. »Trinken wir einen Kaffee in der Kantine.«
Templeton verzog das Gesicht. »Bei allem Respekt, aber ...«
»Ich weiß«, gab Annie zu. »Der schmeckt wie Katzen-pisse. Du hast recht. Wir gehen in den Golden Grill.«
Sie schoben sich an den Touristen auf der Market Street vorbei und hatten Glück, einen Tisch zu finden. Die einzige Kellnerin wurde gehörig auf Trab gehalten, doch sie brachte beiden relativ schnell eine Tasse Kaffee. »Was ist, Kev?«, fragte Annie.
»Es geht um Roger Cropley«, erwiderte Templeton. »Ich hab dich damit bis jetzt noch nicht groß belästigt, weil, na ja, du warst da unten und hattest genug andere Sachen zu erledigen. Ich meine, der Fall ist vielleicht nebensächlich, aber ich glaube wirklich, dass wir da einer Sache auf der Spur sind.«
»Was denn?«
»Dem Mord an Claire Potter.«
»Weiß nicht«, sagte Annie. »Ganz schön großer Zufall, oder?«
»Dachte ich zuerst auch«, widersprach Templeton und redete sich langsam warm. »Aber wenn man sich das mal durch den Kopf gehen lässt... Wenn Cropley jungen Frauen auflauert, die freitags abends allein auf der Autobahn unterwegs sind, dann gibt es nur einen Zufall, nämlich dass er zur gleichen Zeit wie Jennifer Clewes an der Raststätte Watford Gap war, und auf genau so einen Zufall hat er ja gewartet. Er fährt die Raststätten ab: Watford Gap, Leicester Forest, Newport Pagnell, Trowell. Claire Potter und Jennifer Clewes waren genau das, was er suchte.«
»Ich weiß, was du meinst«, entgegnete Annie. »Aber ich meine, es ist ein sehr großer Zufall, dass er sich eine Frau aussucht, die schon jemand anders umbringen will.«
»Gut, aber solche Sachen kommen vor. Das heißt noch lange nicht, dass Cropley harmlos ist.«
»Das musst du mir nicht sagen, Kev«, gab Annie zurück.
»Es gab noch eine andere Frau: Paula Chandler. Sie wurde an einem Freitagabend im Februar von der Fahrbahn abgedrängt. Ein Mann versuchte, ihre Fahrertür zu öffnen, aber sie war abgeschlossen. Es gelang ihr, wegzufahren.«
»Konnte sie ihn erkennen?«
»Nur seine Hand.«
Annie dachte kurz nach. »Das heißt immer noch nicht, dass Cropley der Mörder ist.«
»Es gibt vielleicht eine Möglichkeit, das herauszufinden.«
»Wie?«
Templeton beugte sich vor, sichtlich aufgeregt. »Ich habe mit DS Browne aus Derby gesprochen, und sie ist ebenfalls der Meinung, dass es einen Versuch wert ist. Ich habe inzwischen noch mal mit Cropley und seiner Frau geredet und bin überzeugt, dass da was ist. Auf jeden Fall...« Er erzählte Annie von den Schuppen.
»Ich muss sagen, Kev«, bemerkte Annie, als er fertig war, »das hast du ganz schön clever gemacht. Ich wusste gar nicht, dass man DNA aus Schuppen bekommen kann.«
»Doch, das geht«, sagte Templeton. »Ich habe Stefan gefragt, und DS Browne hat es bestätigt. Sie hat angerufen und gesagt, dass sie sich dahinterklemmen will. Heutzutage kann man DNA ziemlich schnell analysieren, wenn man will.«
»Abgesehen davon, dass es unzulässig ist«, fuhr Annie fort, »wie soll es deiner Meinung nach weitergehen?«
»Es muss gar nicht zulässig sein«, erklärte Templeton.
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