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Inspector Banks kehrt heim

Titel: Inspector Banks kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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dazu?«
      »Ich denke, es gibt wahrscheinlich eine einleuchtende Erklärung.«
      »Kann sein. Was mich nur wundert, ist: Wie ist sie an das Geld gekommen?«
      »Was meinst du damit?«
      »Nun, sie war in den letzten Tagen ans Bett gefesselt. Sie hatte natürlich eine Pflegerin auf Abruf, rund um die Uhr, und Dr. Grenville kam oft vorbei, aber ... Ich wüsste wirklich nicht, wie sie zum Geldautomaten hätte kommen sollen.«
      Es juckte stärker. Banks kratzte sich am Auge. »Hast du mal von einem Mann namens Geoff Salisbury gehört?«, fragte er.
      Kay runzelte die Stirn. »Irgendwie kommt mir der Name bekannt vor. Ich glaube, er hat sich mir bei der Beerdigung vorgestellt. Ist ein Nachbar. Warum?«
      »Ach, nur so«, meinte Banks. »Nicht so wichtig. Nachtisch?«
     
     
    * 12
     
    »Möchtest du Musik hören?«, fragte Kay. Sie waren in ihrem Elternhaus, Banks hatte die Einladung zu einem Schlummertrunk angenommen - eine kleine Flasche »medizinischen« Brandy, die Kay beim Ausräumen der Küchenschränke gefunden hatte. Sie tranken ihn aus gesprungenen Teetassen, die sie in den Müll werfen wollte.
      »Gern«, antwortete Banks.
      Kay ging zu der alten Stereoanlage. »Mal sehen«, sagte sie und suchte eine Kiste mit Schallplatten durch. »Die habe ich gestern Abend eingepackt, ohne besonders auf die Titel zu achten. Wahrscheinlich ist die Auswahl eh nicht groß. Dad hat nur die Sachen gehört, die er aus dem Krieg kannte, und Mom hat sich gar nicht groß für Musik interessiert. Wie du siehst, haben sie keinen CD-Spieler. Ich glaube, die letzte Platte haben sie 1960 gekauft.«
      Banks ging zu ihr, betrachtete die altmodischen Hüllen. Wenigstens konnte er die Rückseite der Cover lesen, anders als bei den kleinen Buchstaben auf den CD-Hüllen. »Das war nach 1960«, sagte er und zeigte auf Beatles for Sale.
      »Dann ist das eine von mir«, sagte Kay. »Hab ich gar nicht gesehen.«
      Banks klappte die Hülle auf. Auf dem Foto innen war etwas mit einem blauen Kugelschreiber geschrieben. Es war schwer zu lesen, aber er meinte zu entziffern: Kay Summerville liebt Alan Banks. Er reichte die Hülle an Kay weiter. Sie wurde rot und legte sie zur Seite. »Die habe ich mal Susan Fish geliehen«, erklärte sie. »Diese falsche Schlange! Das hatte ich noch gar nicht gesehen.«
      Sie zog eine andere Platte hervor. »Ah, die wäre doch nicht schlecht.«
      Knisternd traf die Nadel auf die Rille, das Geräusch verursachte bei Banks einen unerwarteten Schauer von Wonne und Sehnsucht. Dann begann Billie Holiday mit Solitude.
      »Besser geht's fast nicht«, sagte er.
      »Wollen wir tanzen?«, fragte Kay.
      »Weiß nicht«, sagte Banks. »Weißt du noch, dass der Pfarrer uns im Jugendheim nicht tanzen lassen wollte, weil das angeblich zu Sex führt?«
      »Ja, natürlich«, lachte Kay.
      Dann lag sie in seinen Armen, Billie Holiday sang über Einsamkeit, und was sie taten, ging noch so gerade als Tanzen durch.
     
     
    * 13
     
    »Ein kluger Mann, der Pfarrer damals«, sagte Banks ungefähr eine Stunde später auf dem Sofa. Billie Holiday war längst verklungen, die nackte Kay lag auf ihm, ihr Kopf an seiner Brust, mit den Fingern fuhr sie ihm träge über den Körper. Es war gut gewesen - auf jeden Fall besser als das Gefummel damals, an das er sich kaum noch erinnern konnte -, auch wenn das Ganze etwas leicht Melancholisches und Verzweifeltes gehabt hatte, als wollten beide etwas festhalten, was sich ihnen entzog.
      »Was ist damals nur passiert?«, fragte Kay. »Vor all den Jahren?«
      »Wir waren doch noch Kinder. Was wussten wir schon?«
      »Hm. Aber hast du mal überlegt, was geworden wäre, wenn ...? Also, wenn wir nicht ...?«
      »Klar.«
      »Und?«
      »Keine Ahnung. Es fällt mir schwer, mir ein Leben ohne Sandra und die Kinder vorzustellen.«
      »Geht mir genauso. Ich meine, auch wenn das Ende schrecklich war, hatten Keith und ich auch schöne Zeiten. Und die Kinder sind klasse. Ich meine ja nur, rein hypothetisch. In der Phantasie. Ich bin schon an Orten gewesen und habe Sachen erlebt, da hätte ich dich gerne dabeigehabt.«
      »Ja?«
      »Doch. Hast du das nie gedacht?«
      »Kann ich nicht behaupten«, erwiderte er, obwohl es nicht stimmte.
      Sie stieß ihn in die Seite. »Blödmann!«
      »Es gibt was, das ich dir nie erzählt habe«, sagte Banks und streichelte ihr seidig blondes Haar und die weiche Stelle unter ihrem

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