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Inspector Banks kehrt heim

Titel: Inspector Banks kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Ohr.
      »Und das willst du mir jetzt erzählen?«
      »Ja.«
      »Hältst du das für eine gute Idee?«
      »Der Zeitpunkt erscheint mir passend.«
      »Warum?«
      »Nur so.«
      Kay rührte sich. »Gut. Erzähl!«
      »Kannst du dich noch an das erste Mal erinnern, als meine Eltern weg waren und du zu uns kamst? Der Tag, an dem wir es zum ersten Mal machen wollten?«
      »Wie könnte ich das vergessen? Das erste Mal mit jemandem schlafen! Ich hatte supergroßen Schiss.«
      »Ich auch. Wegen uns beiden. War total nervös.«
      Er wusste noch, dass er und Kay im Laufe der Monate vom Knutschen an der Bushaltestelle zum Anfassen oben, zuerst über dem Pullover, dann darunter, fortgeschritten waren, bis nur noch der dünne BH zwischen seinen Händen und ihrer nackten Haut gewesen war. Nach einigen Wochen und viel ungeschicktem Genestel an dem BH-Verschluss konnte er endlich die unvorstellbar zarten, festen Hügel darunter betasten.
      Sie waren fast ein Jahr zusammen gewesen, als die Rede auf Berührungen unterhalb der Gürtellinie kam. Verständlicherweise waren beide ein bisschen nervös. Auch wenn es die »Swinging Sixties« waren und man sich in Woodstock in aller Öffentlichkeit liebte: Banks und Kay waren unerfahrene Jugendliche vom Lande. Die Eskapaden drogenabhängiger Popstars und die freie Liebe der Hippies erschienen ihnen so unwirklich wie ein Hollywood-Film.
      Aber sie hatten es getan.
      »Tja«, sagte Banks. »Ich musste ja los und ... na ja ... Kondome kaufen.«
      »Verhüterli? Na klar, logisch. Weißt du, darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht.«
      »Ich konnte aber nicht einfach bei uns in die Drogerie oder zum Frisör gehen, oder? Da kannten mich ja alle. Irgendjemand hätte es meinen Eltern erzählt.«
      Kay stützte sich auf den Ellbogen und beugte sich über Banks, er spürte ihre harte Brustwarze auf seiner Haut. Er roch den Weißwein und den billigen Brandy in ihrem Atem, sah das Licht in ihren dunkelblauen Augen flackern. »Und, was hast du gemacht? Wo bist du hingegangen?«, fragte sie.
      »Ich bin meilenweit ans andere Ende der Stadt gelaufen und fand einen Herrenfrisör, wo mich mit Sicherheit keiner kannte.«
      Kay kicherte. »Ach, wie süß!«
      »Ich bin noch nicht fertig.«
      »Weiter!«
      »Weißt du noch, dass die alten Herrenfrisöre früher eine Art Gang mit einer Kasse zwischen Innen- und Außentür hatten, so eine intime Ecke, wo man Shampoo und Rasierklingen und so was kaufen konnte?«
      »Zum Beispiel Verhüterli?«
      »Genau.«
      »Ja, weiß ich noch. Mein Vater hat mich als kleines Mädchen manchmal mit zum Frisör genommen.«
      »Eben«, fuhr Banks fort. »Wie gesagt, ich war schon auf halbem Weg nach Cambridge und stand frech wie Oskar vor diesem Frisör in einer Straße, wo mich unmöglich jemand kennen konnte.«
      Kay lächelte. »Und was geschah dann?« Sie bewegte den Kopf, ihr Haar kitzelte ihn an der Brust.
      »Tja, wie es der Zufall wollte, hatte eben dieser Laden keine diskrete Verkaufsecke. Fehlanzeige! Ich machte die Tür auf und stand direkt neben dem Frisörstuhl. Der Frisör rasierte gerade einen Kunden, das weiß ich noch, es waren zig Männer da. Jeder Stuhl war besetzt, und ich könnte schwören, dass in dem Moment, als ich reinging, alle von ihren Zeitungen aufsahen und mich angafften.«
      »Mein Gott! Was hast du getan?«
      »Na, was schon? Es war zu spät zum Umkehren. Ich hab die Zähne zusammengebissen und mit so tiefer Stimme wie möglich gesagt: >Ein Dreierpäckchen, bitte.<«
      Kay legte die Hand auf den Mund, um nicht laut los-zuprusten. »O nein! Ohne Quatsch?«
      »Ungelogen.«
      »Was sagte er dazu, der Frisör?«
      »Kein Wort. Er unterbrach die Arbeit, die bloße Klinge in der Hand, ging zu seinem Schrank und gab mir die Packung. Aber du hättest die Kerle grölen hören müssen! Als ob Peterborough United gewonnen hätte! Ich wurde knallrot.«
      Kay bekam einen Lachanfall und konnte nicht mehr aufhören. Banks lachte mit, hielt sie eng umschlungen, und nach einer Weile wurde das Lachen wieder zu Lust.
     
     
    * 14
     
    Es war nach zwei Uhr, als Banks den Schlüssel in das Türschloss seines Elternhauses schob und ihn so leise wie möglich umdrehte. Langsam drückte er die Tür hinter sich zu, um keinen Lärm zu machen, dann vergewisserte er sich, dass die Kette vorgelegt war. Die Treppenstufen knarrten ein wenig, als er auf Zehenspitzen nach oben

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