Inspector Banks kehrt heim
Peplow«, sagte Quilley langsam, »Sie haben mich gefragt, ob es etwas gäbe, das Sie für mich tun könnten. In der Tat gibt es etwas, womit Sie sich für meine Dienste erkenntlich zeigen könnten.«
»Und was?«
»Der Trotton.«
Peplow runzelte die Stirn und schürzte die schmalen Lippen. »Warum um alles in der Welt ...?«
»Für meine eigene Sammlung natürlich. Ich interessiere mich speziell für die Kriegsjahre.«
Peplow lächelte. »Ah, ich verstehe, deswegen wussten Sie so viel darüber? Ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie auch Sammler sind.«
Quilley zuckte mit den Schultern. Er konnte Peplow förmlich ansehen, wie er mit sich rang, wie er sich die Lücke in seiner Sammlung vorstellte. Doch schließlich kam der arme Mann offenbar zu dem Schluss, dass der Mord an seiner Frau wichtiger war als ein unbekannter Kriminalroman. »Einverstanden«, sagte er mit feierlicher Stimme. »Ich werde es Ihnen zukommen lassen.«
»Wie kann ich sicher sein, dass ...?«
Peplow machte ein beleidigtes Gesicht. »Ich halte mein Wort, Mr Quilley. Versprochen ist versprochen.« Er streckte die Hand aus. »Ehrenwort.«
»In Ordnung.« Quilley glaubte ihm. »Lassen Sie es mich wissen, wenn es vorbei ist?«
»Ja. Vielleicht eine kurze Nachricht in dem Trotton, wenn Sie so lange warten können. Sagen wir zwei oder drei Wochen?«
»Wunderbar. Ich habe es nicht eilig.«
Quilley hatte seit dem ersten Treffen nicht weiter über seine Beweggründe nachgedacht, doch als er die Informationen und Anweisungen weitergab, war ihm bewusst geworden, dass es in erster Linie die Herausforderung war, die ihn reizte. Seit vielen Jahren schrieb er Kriminalromane; indem er Peplow die Mittel an die Hand gab, um seine schlampige, arrogante Ehefrau umzubringen, konnte Quilley sich gleichzeitig beweisen, dass ihm - dem Erfinder von Inspector Baldry - auch im wahren Leben das gelang, was man an seinen Büchern so bewunderte.
Quilley wusste auch, dass es in Wirklichkeit keine Polizisten gab, die über Baldrys ungewöhnliche Mischung aus Intellekt und Instinkt verfügten. Die meisten waren dick und überarbeitet und kämen niemals auf die Idee, dass der tumbe Mr Peplow seine Frau ausgerechnet mit einer Handvoll Fingerhut umgebracht hatte. Genauso wenig würden sie jemals ahnen, dass er, Dennis Quilley, der Kopf war, der hinter der ganzen Geschichte steckte.
Beide Männer leerten ihre Gläser und verließen das Lokal. An der Ecke Bloor und Spadina Street stand eine lange Schlange von Touristen und Studenten, die an einem Straßenstand Hotdogs vom Holzkohlegrill kaufen wollten. Peplow wandte sich zur U-Bahn, und Quilley schlenderte eine Zeitlang zwischen den Möchtegernkünstlern und den Rollerbladern auf der Bloor Street West umher, dann ging er in ein Straßencafe, bestellte einen Daiquiri und ein Stück Kiwi-Käsekuchen und las die Globe and Mail.
Jetzt muss ich nur noch warten, dachte er, trank einen Schluck und schlug das Feuilleton auf. In einigen Tagen würde ein kleines Päckchen bei ihm eintreffen. Dann wäre Peplow seine Frau los und Quilley stolzer Besitzer einer der wenigen erhaltenen Exemplare von X.J. Trottons erstem und einzigem Kriminalroman, Signed in Blood.
Drei Wochen vergingen, ohne dass ein Päckchen kam. Dann und wann dachte Quilley an Mr Peplow und fragte sich, was wohl aus ihm geworden sei. Vielleicht hatte er doch noch die Nerven verloren. Gut möglich. Quilley wusste, dass er keine Möglichkeit hatte zu erfahren, was geschehen war, solange Peplow sich nicht mit ihm in Verbindung setzte. Er wusste weder, wo der Mann lebte, noch wo er arbeitete. Er wusste nicht einmal, ob Peplow sein richtiger Name war. Dennoch fand er, dass es so am besten war. Kein Kontakt. Nicht einmal der Trotton war es wert, in einen missglückten Mordversuch hineingezogen zu werden.
Dann, um zehn Uhr an einem warmen Dienstagmorgen im September, klingelte es an der Tür. Quilley blickte auf die Uhr und runzelte die Stirn. Für den Postboten war es noch zu früh. Er seufzte, drückte die Speichertaste an seinem Computer und stieg die Treppe hinunter. Vor der Tür stand eine ihm unbekannte übergewichtige Frau in einem gelben gepunkteten Kleid mit kurzen Ärmeln und tiefem Ausschnitt. Sie hatte ein rundes Gesicht mit kleinen Schweinsäuglein und rotgefärbtes Haar, das nach einer billigen Dauerwelle stumpf und kraftlos herabhing. Über dem Arm trug sie eine Handtasche aus
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