Inspector Banks kehrt heim
Krokodilleder-Imitat.
Quilley hatte wohl zu lange mit verdattertem Gesichtsausdruck dagestanden. Die Augen der Frau verengten sich, fest kniff sie die Lippen zusammen, so dass rund um den roten Kreis ihres Mundes weiße Furchen entstanden.
»Darf ich reinkommen?«, fragte sie.
Überrumpelt machte Quilley einen Schritt nach hinten und ließ die Frau eintreten. Sie ging schnurstracks auf einen Korbsessel zu und setzte sich. Das Flechtwerk knarrte unter ihrem Gewicht. Sie ließ den Blick durch den Raum schweifen, über den gebohnerten Parkettboden, den steinernen Kamin und die antiken Möbel aus Ontario.
»Hübsch«, stellte sie fest und presste die Handtasche in ihren Schoß. Quilley setzte sich ihr gegenüber. Ihr Kleid war eine Nummer zu klein, der Stoff spannte über ihren roten fleischigen Oberarmen und dem rosafarbenen Dekollete. Als sie die Beine übereinanderschlug, rutschte der Saum hoch und gab den Blick auf einen unförmigen, fleckigen Oberschenkel frei. Prüde zog sie den Stoff wieder über ihre dicken Knie.
»Ich möchte ja nicht unhöflich erscheinen«, sagte Quilley, als er langsam seine Fassung zurückerlangte, »aber wer sind Sie überhaupt?«
»Mein Name ist Peplow«, antwortete die Frau. »Gloria Peplow. Ich bin Witwe.«
Quilley spürte ein Kribbeln an der Wirbelsäule, wie immer, wenn ihn Angst befiel.
Stirnrunzelnd sagte er: »Ich fürchte, ich kenne Sie nicht, oder?«
»Wir sind uns nie begegnet«, gab die Frau zurück, »aber ich glaube, Sie kannten meinen Mann.«
»Ich kann mich an keinen Peplow erinnern. Sie müssen sich irren.«
Gloria Peplow schüttelte den Kopf und blickte Quilley mit ihren Schweinsaugen an. Ihm fiel auf, dass sie schwarz waren, oder zumindest sehr dunkel. »Ich irre mich nicht, Mr Quilley. Sie kannten meinen Mann nicht nur, Sie haben auch mit ihm gemeinsam geplant, mich zu ermorden.«
Quilley stieg die Röte ins Gesicht. Er sprang auf. »Das ist absurd! Hören Sie, wenn Sie gekommen sind, um wahnwitzige Unterstellungen zu machen, dann gehen Sie jetzt besser.« Er stand da wie eine antike Statue, eine Hand wies mit dramatischer Geste zur Tür.
Mrs Peplow grinste selbstzufrieden. »Kommen Sie, setzen Sie sich wieder. Es sieht lächerlich aus, wie Sie da stehen.«
Quilley gehorchte nicht. »Das hier ist mein Haus, Mrs Peplow, und ich bestehe darauf, dass Sie gehen. Sofort!«
Mrs Peplow seufzte und öffnete den goldenen Plastikverschluss ihrer Handtasche. Sie zog einen Umschlag heraus, entnahm ihm zwei Farbfotos und warf sie neben die Wedgwood-Schale auf den antiken Beistelltisch vor ihrem Stuhl. Als Quilley sich vorbeugte, erkannte er deutlich, was darauf zu sehen war: Auf einem Foto stand er mit Peplow vor dem Park Plaza, das andere zeigte sie beide, wie sie sich vor der Scotiabank an der Ecke Bloor Street und Spadina Avenue unterhielten. Mrs Peplow drehte beide Fotos um, und Quilley sah, dass sie jeweils einen Datumsstempel vom Fotolabor trugen.
»Sie haben sich mindestens zweimal mit meinem Mann getroffen, um meinen Tod zu planen.«
»Das ist doch lächerlich. Jetzt, wo ich das Foto sehe, erinnere ich mich wieder an ihn. Ich habe seinen Namen vergessen. Er war ein Fan. Wir haben uns über Kriminalromane unterhalten. Es tut mir leid zu hören, dass er verstorben ist.«
»Er hatte einen Herzinfarkt, Mr Quilley, und jetzt bin ich ganz allein auf der Welt.«
»Das tut mir sehr leid, aber ich wüsste nicht ...«
Mrs Peplow wischte seine Einwände mit einer Handbewegung beiseite. Quilley bemerkte einen dunklen Schweißfleck, der sich auf dem enganliegenden Stoff rund um ihre Achselhöhle ausbreitete. Sie nestelte erneut am Verschluss ihrer Handtasche und holte eine Packung Light-Zigaretten und ein Streichholzheftchen heraus.
»Dies ist ein Nichtraucher-Haushalt«, sagte Quilley. »Ich vertrage den Qualm nicht.«
»So ein Pech«, entgegnete Mrs Peplow, zündete die Zigarette an und warf das benutzte Streichholz in die Wedgwood-Schale. Sie blies Quilley den Rauch ins Gesicht. Er hustete und wedelte ihn fort.
»Jetzt hören Sie mir mal zu, Mr Quilley«, sagte sie, »und passen Sie gut auf! Mein Mann mag ja dumm gewesen sein, aber ich bin es nicht. Er war nicht nur ein lächerlicher und langweiliger kleiner Mann, sondern auch leicht zu durchschauen. Fragen Sie mich nicht, warum ich ihn geheiratet habe. Er war nicht einmal besonders männlich, wenn Sie verstehen, was ich
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