Inspector Banks kehrt heim
gestorben wäre, erst recht, wenn Peplow ihr zunächst ein paar kleinere Dosen verabreichte, um die typischen Symptome langsam zu verstärken.
Quilley legte das Buch beiseite. Draußen war es bereits dunkel. Der Wolkenbruch, den der schwüle, bedeckte Tag lange angekündigt hatte, setzte ein: Regen trommelte aufs Dach, floss gurgelnd die Regenrinne hinunter, prasselte auf das Laub der über dem Dach hängenden Äste. Aus der Ferne vernahm Quilley, wie die Regentropfen auf die Wasseroberfläche des Sees peitschten. Blitze und tiefes Donnergrollen warnten vor dem heraufziehenden Gewitter.
Zufrieden mit seinem abgeschiedenen Leben und seiner Gewitztheit, verschränkte Quilley die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich zurück. Draußen hörte er etwas rascheln, vielleicht ein kleines Tier, das sich seinen Weg durchs Unterholz bahnte - ein Waschbär oder sogar ein Stinktier. Er schloss die Augen, stellte sich all die Bäume, Büsche und wilden Blumen vor, die das Landhaus umgaben, und staunte über das tödliche Potential, das so viele von ihnen bargen.
Die Sonne brannte auf den Hinterhof des Madison Avenue Pub herab. Dort befand sich ein kleiner Biergarten, der durch hohe Zäune vor dem Wind geschützt wurde. Quilley trug eine Sonnenbrille und hatte ein Pintglas mit Conner's Ale vor sich stehen. Der Hof war gerammelt voll. Hübsche Kellnerinnen liefen mit Tabletts voller Chicken Wings und golden schimmernder Biergläser hin und her.
Die beiden Männer saßen etwas abseits an einem weißen Ecktisch in der Nähe der Feuertreppe. Ein gestreifter Sonnenschirm hielt die Sonne ab, doch es war immer noch zu hell und zu heiß. Peplows Frau musste ihrem Mann letztes Mal gehörig den Marsch geblasen haben, weil er Alkohol getrunken hatte, denn er bestellte nur eine Cola.
»Es war ganz einfach«, sagte Quilley. »Das hätten Sie auch allein gekonnt. Der einzige Haken an der Sache ist, dass Fingerhut hier nicht wild wächst, anders als zum Beispiel in England. Doch Sie sind ja Gärtner, Sie pflanzen einfach welchen an.«
Lächelnd schüttelte Peplow den Kopf. »Das ist ja gerade das Talent von klugen Leuten wie Ihnen: Bei Ihnen kommt einem das Komplizierteste plötzlich ganz einfach vor. Ich bin nicht besonders einfallsreich, Mr Quilley. Wirklich, ich hätte nicht einmal gewusst, wo ich anfangen soll. Ich hatte keine Ahnung, dass so ein Buch existiert, Sie kannten es durch Ihre Arbeit. Und selbst wenn ich es gewusst hätte, hätte ich mich nie getraut, es zu kaufen oder in der Bücherei auszuleihen. Ich hätte Angst gehabt, dass sich später jemand an mich erinnert. Sie haben das Buch schon seit Jahren. Es gehört einfach zu Ihrem Beruf. Nein, Mr Quilley, unterschätzen Sie Ihren Beitrag bitte nicht! Ich wusste nicht mehr aus noch ein. Durch Sie habe ich jetzt die Möglichkeit, meine Freiheit zurückzubekommen. Wenn es irgendetwas gibt, das ich für Sie tun kann, lassen Sie es mich bitte wissen. Es wäre mir eine Ehre.«
»Diese Sammlung, die Sie besitzen«, begann Quilley. »Woraus besteht die?«
»Größtenteils aus britischen und kanadischen Kriminalromanen. Ich möchte ja nicht protzen, aber es ist eine sehr umfangreiche Sammlung. Los, stellen Sie mich auf die Probe! Nennen Sie mir einen Namen!«
»E.C.R. Lorac.«
»Ungefähr zwanzig Inspector-MacDonalds-Romane. Erstausgaben, tadelloser Zustand.«
»Anne Hocking?«
»Alles außer Night's Candles.«
»Trotton?«
Peplow hob die Augenbrauen. »Meine Güte, den kennt niemand! Wissen Sie was? Sie sind der erste Mensch, der diesen Namen kennt.«
»Und?«
»O ja.« Auf Peplows Gesicht erschien ein selbstgefälliges Lächeln. »X.J. Trotton, Signed in Blood, 1942 erschienen. Vor ein paar Jahren habe ich auf einer Auktion einen Haufen Schund ersteigert, da war das Buch dabei. Es ist selten, aber nicht besonders wertvoll. Es wurde während des Krieges in Großbritannien veröffentlicht und geriet vermutlich sofort in Vergessenheit. Soweit ich weiß, war es Trottons einziges Buch, es gibt keinerlei biographische Informationen. Vielleicht war es ja das Pseudonym eines berühmten Autors?«
Quilley schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Haben Sie es gelesen?«
»Natürlich nicht! Ich lese die Bücher nie. Die Buchrücken können viel zu leicht kaputtgehen. Viele Bücher sind sehr empfindlich. Wenn ich ein Buch lesen will - so wie Ihre Romane -, kaufe ich sie zusätzlich als Taschenbuch.«
»Mr
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