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Inspector Banks kehrt heim

Titel: Inspector Banks kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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von der Arbeit heimgekehrt war, hörte er ein lautes Klopfen an der Tür. Er öffnete, und zwei Fremde standen vor ihm. Zuerst glaubte er, es seien Zeugen Jehovas - wer sonst kam zu zweit im Anzug an die Tür? -, aber das passte nicht so recht. Der eine Mann sah tatsächlich wie ein Bibel-Verkäufer aus - untersetzt, sauber gestutzter dunkler Bart, heiterer, ehrlicher Gesichtsausdruck -, aber der andere war unglaublich dünn und wirkte mit seinem langen, pockennarbigen Gesicht eher wie ein Leichenbestatter, nur seine wachen blauen Augen sprühten vor Intelligenz und Misstrauen.
      »Mr Reed? Mr Terence J. Reed?«, fragte der Hagere mit tiefer, ruhiger Stimme, genau wie Reed es von einem echten Bestatter erwartet hätte. Und sprach er die Vokale nicht leicht näselnd aus, so wie in den Mid-lands?
      »Ja, ich bin Terry Reed. Was ist? Was wünschen Sie?« Hinter den beiden konnte Reed sehen, wie die Nachbarn durchs Fenster spähten: Eine kleine Ecke der weißen Gardine wurde zur Seite gezogen, damit sie nicht den Blick versperrte.
      »Wir sind von der Polizei, Mr Reed. Dürfen wir kurz hereinkommen?« Die Männer zückten ihre Ausweise, hatten sie jedoch bereits wieder verstaut, ehe Reed lesen konnte, was draufstand. Er machte einen Schritt nach hinten, die beiden traten ein. Kaum hatten sie die Tür hinter sich geschlossen, schaute sich der Bärtige um und musterte akribisch die Einrichtung, während der andere Reed ins Gesicht sah. Er führte die beiden ins Wohnzimmer und spürte, wie sie sich hinter seinem Rücken wortlos verständigten.
      »Nettes Haus«, sagte der Dünne. Der andere streifte durchs Zimmer, hob Vasen hoch, schaute hinein, zog Schubladen ein, zwei Zentimeter weit auf und schloss sie wieder.
      »Hören Sie, was soll das alles?«, fragte Reed. »Kann er hier einfach so in meinen Sachen herumwühlen? Ich meine, haben Sie einen Durchsuchungsbefehl oder so?«
      »Ach, beachten Sie ihn einfach nicht«, sagte der Große. »Das macht er immer. Unersättliche Neugier. Übrigens, ich bin Bentley, Detective Superintendent Bentley. Mein Kollege heißt Inspector Rodmoor. Wir sind von der regionalen Kriminalpolizei der Midlands.« Er beobachtete Reeds Reaktion, doch der versuchte, keinerlei Emotion zu zeigen.
      »Ich verstehe immer noch nicht, was Sie von mir wollen«, sagte er.
      »Reine Routine«, erwiderte Bentley. »Darf ich mich setzen?«
      »Bitte sehr!«
      Bentley nahm im Schaukelstuhl am Kamin Platz, Reed gegenüber auf der Couch. Zwischen ihnen auf der Glasplatte des Tisches stand eine halbvolle Kaffeetasse, daneben lagen zwei Rechnungen und die neueste Ausgabe der Radio Times.
      »Möchten Sie etwas trinken?«, bot Reed an.
      Bentley schüttelte den Kopf.
      »Und der da?« Nervös schaute Reed zu Inspector Rodmoor hinüber, der das Bücherregal durchforstete, Bücher hervorzog, die ihn interessierten, und sie durchblätterte.
      Bentley faltete die Hände im Schoß. »Vergessen Sie einfach, dass er da ist.«
      Aber das gelang Reed nicht. Unentwegt wanderte sein Blick von einem zum anderen, bang, was Rodmoor sich als Nächstes vornehmen würde.
      »Mr Reed«, fuhr Bentley fort, »waren Sie am Abend des neunten November in Redditch? Das war letzten Freitag.«
      Reed legte die Hand auf die Stirn, sie war schweißnass. »Da muss ich nachdenken ... Ja, ja, glaube schon.«
      »Warum?«
      »Was? Entschuldigen Sie ... ?«
      »Ich habe gefragt, warum. Warum waren Sie in Redditch? Was war der Zweck Ihres Besuchs?«
      Reed fand, Bentley klinge wie ein Einreisebeamter am Flughafen. »Ich wollte einen alten Freund von der Uni besuchen«, erwiderte er. »Ich fahre ungefähr einmal im Jahr für ein Wochenende runter, seit er da hingezogen ist.«
      »Haben Sie ihn denn getroffen?«
      »Nein, leider nicht.« Reed berichtete von der mangelhaften Kommunikation mit Francis.
      Bentley hob eine Augenbraue. Rodmoor durchsuchte den Zeitschriftenständer am Kamin.
      »Aber Sie sind trotzdem gefahren?«, beharrte Bentley.
      »Ja. Wie gesagt, ich wusste ja nicht, dass er nicht kommen würde. Hören Sie, könnten Sie mir vielleicht sagen, um was es geht? Ich habe doch wohl ein Recht, das zu erfahren.«
      Rodmoor fischte eine Mayfair aus dem Zeitschriftenständer und hielt sie Bentley entgegen. Stirnrunzelnd griff der Superintendent danach. Die Titelseite zeigte eine wohlgeformte Blondine in knappem rosafarbenem Spitzenhöschen, Spitzenhemd und Strapsen.

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