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Inspector Banks kehrt heim

Titel: Inspector Banks kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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zu werden. Er konnte doch nicht schon mit fünfund-dreißig ein lüsterner alter Sack sein, oder? Manchmal machten Wucht und Gewalt seiner Phantasien ihm Angst, aber vielleicht ging so etwas ja auch anderen Männern durch den Kopf. Auf keinen Fall konnte er mit seinen Kollegen darüber reden. Eigentlich hielt Reed sich für normal, schließlich lebte er seine Gelüste nicht aus, und für seine Phantasien konnte man ja nicht belangt werden, oder?
      Wo blieb Francis nur, verdammt noch mal? Reed spähte durch die Scheibe. Der Wind peitschte den Regen gegen das Glas und verzerrte den Blick auf die Außenwelt. Es herrschte eine trübgraue, traumähnliche Stimmung.
      Wieder schaute Reed auf die Uhr. Bereits nach vier. Die einzigen Kinder, die jetzt noch kamen, waren die Nachzügler, die in der Nähe wohnten und nicht den Bus erreichen mussten. Sie schlenderten über die Brücke, schubsten sich gegenseitig, spielten Fangen, hüpften und sprangen über die Löcher im Bürgersteig. Regen und Wind bemerkten sie gar nicht.
      Francis hätte längst da sein müssen. Beunruhigt ging Reed im Kopf noch einmal alles durch. Er wusste, dass es der richtige Tag war, weil er ihn sich im Kalender vermerkt hatte. Am vergangenen Abend hatte er zur Bestätigung noch einmal bei Francis angerufen, aber es hatte sich niemand gemeldet. Wenn Francis versucht haben sollte, ihn zu Hause oder auf der Arbeit zu erreichen, dürfte er kein Glück gehabt haben. Reed hatte einen anderen alten Freund besucht, in Exeter, und Elsie, die Frau in der Telefonzentrale, war so dumm, dass sie kaum ihren eigenen Namen buchstabieren konnte.
      Als es fünf wurde und Francis immer noch nicht in Sicht war, nahm Reed seine Reisetasche wieder in die Hand und ging zurück zum Bahnhof. Es regnete noch immer, jedoch nicht mehr so stark, auch der Wind hatte nachgelassen. Der einzige Zug zurück nach Hause fuhr um zwanzig vor zehn von Birmingham ab und kam erst weit nach Mitternacht in Carlisle an. Dann würden keine Busse mehr fahren, er würde sich ein Taxi nehmen müssen. Lohnte sich das?
      Es gab nicht viele andere Möglichkeiten. Ein Hotel wäre zu teuer, auch wenn die Vorstellung verlockend war: ein warmes Zimmer mit einem weichen Bett, mit Dusche, Farbfernseher und vielleicht einer Bar im Haus, wo er jemanden kennenlernen könnte. Doch das konnte er später noch entscheiden. Wenn er den Zug nach Hause erreichen wollte, würde er um zehn vor neun in Redditch abfahren müssen, um rechtzeitig in Birmingham zu sein. Blieben drei Stunden und fünfzig Minuten, die er totschlagen musste.
      Auf dem Weg über die Brücke zurück ins Stadtzentrum hatte Reed in der Dämmerung plötzlich zwei Schülerinnen vor sich. Vielleicht hatten sie nachsitzen müssen, oder sie hatten noch Training gehabt. Es wurde bestimmt auch bei Regen trainiert. Die eine sah plump aus, aber ihre Freundin war umwerfend: Das lange, lockige Haar fiel ihr ungebändigt auf die Schultern, ein kurzer Rock umspielte ihre langen schmalen Oberschenkel, die weißen Socken waren auf die Knöchel hinuntergerutscht, die wohlgeformten Waden nackt. Reed beobachtete, wie sich die Sehnen in ihren Kniekehlen beim Gehen anspannten und lockerten, und stellte sich vor, wie sie unter ihm lag und sich wehrte, wie sich seine Hände um ihre weiche Kehle schlossen. Die Mädchen bogen in eine Seitenstraße ein, Reed ging geradeaus weiter, schüttelte seine Phantasien ab.
      Hatte Francis vielleicht Pech gehabt und die Aufsicht beim Nachsitzen oder beim Sport übernehmen müssen? Vielleicht war er auch vorbeigefahren und hatte Reed übersehen, weil er sich im Einkaufszentrum untergestellt hatte. Reed wusste nicht, wo sich Francis' Schule befand, kannte nicht einmal ihren Namen. Aus irgendeinem Grund hatten sie nie darüber gesprochen. Außerdem lag das Dorf, in dem Francis wohnte, gute acht Meilen von Redditch entfernt, und die Busverbindung war unter aller Kanone. Sicher, Reed konnte seinen Freund anrufen. Wenn Francis schon zu Hause war, würde er ihn sicher abholen.
      Nachdem Reed angerufen, aber niemanden erreicht hatte, lief er lange durch die Stadt, sah sich Schaufenster an und überlegte, wie er aus dem Schlamassel herauskommen konnte. Die Reisetasche wurde langsam schwer. Schließlich bekam er Hunger und floh aus dem Nieselregen in ein indisches Restaurant namens Tandoori Palace. Es war noch früh, erst kurz nach sechs, außer Reed saß nur ein junges Pärchen in einer dunklen Ecke; die beiden waren

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