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Inspector Banks kehrt heim

Titel: Inspector Banks kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Richard wohl angenommen hatte, Kneipen seien unter meiner Würde, weil ich den höheren Berufsständen angehörte, oder dass ich sie als Arzt aus Gesundheitsgründen ablehnen würde. Ich spürte einen Stich des Bedauerns, niemals mit ihm bei einem Glas Bier und einer Pfeife zusammengesessen zu haben. Jetzt war er tot; die Gelegenheit würde nicht mehr kommen.
      »Hat er es manchmal übertrieben?«, fuhr ich fort. »Ich frage nur, weil ich einen Grund für das suche, was geschehen ist. Falls Richard an dem Abend vielleicht zu viel getrunken haben sollte und den Halt verlor ...?«
      Caroline schürzte die Lippen und runzelte die Stirn, tief in Gedanken versunken. »Ich würde nicht behaupten, dass er niemals einen über den Durst trank«, gab sie zu, »aber ich kann Ihnen versichern, dass er nicht gewohnheitsmäßig trank.«
      »Und er hatte keine Sorgen, es gab nichts, was ihn in Versuchung geführt haben könnte, an dem Abend mehr als das Übliche zu trinken?«
      »Richard hatte immer viel um die Ohren, besonders in Bezug auf seine Arbeit, aber nichts Ungewöhnliches, nichts, was ihn zum Glas hätte greifen lassen. Das kann ich Ihnen versichern.« Sie hielt inne. »Dr. Oulton, gibt es sonst noch etwas? Ich bin leider sehr müde. Selbst mit dem Schlafmittel waren die letzten beiden Nächte ... Sie verstehen sicherlich. Ich musste die Kinder zu meiner Mutter schicken. Im Moment kann ich mich einfach nicht um sie kümmern.«
      Ich erhob mich. »Aber sicher. Sie waren mir schon eine große Hilfe. Aber noch eine Kleinigkeit.«
      Sie neigte den Kopf. »Ja?«
      »Hatte Richard irgendwelche Feinde?«
      »Feinde? Nein. Nicht dass ich wüsste. Sie wollen doch nicht andeuten, dass jemand anders seine Finger im Spiel hatte?«
      »Ich weiß es nicht, Caroline. Ich weiß es einfach nicht. Das ist das Problem. Bitte bemühen Sie sich nicht, ich finde allein hinaus.«
      Als ich zurück zum Krankenhaus ging, erkannte ich, wo das Problem lag: Ich wusste gar nichts. Ebenso fragte ich mich, was Richard am Wehr zu suchen gehabt hatte, wenn er doch vom Travellers' Rest gekommen war. Der Treidelpfad entlang dem Kanal war natürlich ein idealer Weg zum Gasthaus und zurück, aber der Fluss befand sich nördlich des Kanals und Richard Ellerbys Haus südlich.
      Am Abend überlegte ich mir auf dem Weg zum Travellers' Rest, ob ein Ganove oder eine ganze Bande auf Richard aufmerksam geworden sein könnte, ob er verfolgt, ausgeraubt und seine Leiche über das Wehr geworfen wurde. Soweit ich sehen konnte, war der einzige Haken an meiner Theorie, dass er noch mehrere goldene Sovereigns in der Tasche gehabt hatte. Kein ordentlicher Dieb hätte sich so eine Beute entgehen lassen.
      Wie sich herausstellte, war das Travellers' Rest tatsächlich so anständig, wie Richard seiner Frau gegenüber behauptet hatte, und so fröhlich, wie ich nach meinen trüben Gedanken nur hätte hoffen können. Es war alles andere als eine Absteige für Taschendiebe und Raufbolde. Ganz im Gegenteil: Die mit Gas beleuchtete Kneipe war erfüllt von Unterhaltungen und herzlichem Gelächter. Ich erkannte kleine Gruppen von Webereiarbeitern, von denen ich viele schon wegen dieser oder jener Unpässlichkeit behandelt hatte. Manche schauten auf, überrascht, mich dort zu sehen, stammelten verlegene Grüße. Unverfrorene Gemüter begrüßten mich lauter, verstanden meine Anwesenheit als Billigung ihres Alkoholgenusses. Jack Liversedge war auch da. Er saß in einer Ecke und trank bedächtig sein Bier. Er tat mir leid; seit der arme Jack vor zwei Monaten seine Frau verloren hatte, war er sehr niedergeschlagen. Nichts konnte ihn trösten. Er schaute nicht einmal auf, als ich hereinkam.
      Ich trat an die Theke und machte den Wirt auf mich aufmerksam. Er war ein dicker Kerl mit einer rot geäderten Nase, wie ein Radieschen, was mir ein Hinweis zu sein schien, dass er seiner eigenen Ware möglicherweise ein wenig zu oft zusprach. Er nickte knapp zur Begrüßung, ich bestellte ein Glas Ale. Er gab es mir. Kurz darauf bemerkte ich ein leichtes Abflauen des Geschäfts und stellte mich ihm vor. Ich fragte, ob er sich an Richard Ellerbys letzten Besuch erinnern könne. Ich musste ihn kurz beschreiben, dann wusste der Wirt Bescheid.
      »Ein richtig feiner Mann, dieser Mr Ellerby. Hat mir wirklich leidgetan, als ich gehört hab, was passiert ist.«
      »Ist an dem Abend vielleicht irgendetwas Ungewöhnliches vorgefallen?«
      »Was

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