Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder
viergängige, selbst zubereitete Menüs kamen zur Sprache.
Sie dachte an das Erpressungsgeld, das sie oben in ihrer Handtasche hatte. Viertausend Pfund. Und sie hatte noch ihre Uhr, die sie verkaufen konnte. Sie könnte genug zusammenkratzen, um ein Haus anzuzahlen. Aber was für ein Haus wäre das? Ein winziges, heruntergekommenes Ding wie das, in dem ihre Eltern nach wie vor wohnten, falls sie überhaupt noch am Leben waren. Das wäre ein bißchen viel verlangt, nur um sich an jemandem zu rächen. Und womit sollte sie die Hypothek bezahlen? Was für einen Job würde sie in ihrem Alter schon bekommen? Natürlich konnte man Zimmer vermieten, wenn man ein eigenes Haus hatte. Mit freiwilligen Extraleistungen, falls es gewünscht wurde. Aber wenn sie sich schon den Rest ihres Lebens mit einem widerlichen Kerl im Bett herumwälzen mußte, warum dann nicht hier im Luxus? Sie konnte immer die Augen zumachen und von Capri träumen. Oder von Ibiza. Oder von der Cote d’Azur.
Sie schaute aus dem Fenster auf das grüne Gras, auf dem die Tropfen der Sprinkleranlage glitzerten. Auf die blühenden Bäume und die Terrasse mit den Sonnenschirmen, den Tischen und Blumenschalen. Dann ließ sie den Blick durch das Zimmer schweifen. Dicke chinesische Teppiche, bequeme Sofas, Onyx-Tische. Und dafür brauchte sie nichts weiter zu tun, als jemandem etwas vorzumachen. Das war zu schaffen. Schließlich hatte sie ihr Leben lang nichts anderes getan.
Sie sah ihn an. Er war wirklich in Fahrt. Angriffslustig blitzende Augen, ein paar Schaumbläschen auf den Lippen und ein boshaftes Grinsen. Sie würde ohne eigenen Wagen zurechtkommen müssen. Drei Autos in einem Haushalt waren lächerlich. Eine Kündigung für Mrs. Holland und die drastische Verkürzung der Stunden für den Gärtner, das waren die ersten Maßnahmen, die in diesem Haus ergriffen würden. Es konnte Barbara nicht schaden, wenn sie erfuhr, wie es war, jeden Tag hart arbeiten zu müssen. Und auch nachts ihre Pflicht zu tun. Die Zeit des Schmarotzens war vorbei. Ah - das hatte ins Schwarze getroffen. Zumindest hatte sie jetzt begriffen, wer in diesem Haus die Hosen anhatte. Sie kam mit einem liebevollen Lächeln auf ihn zu, streckte die Hand aus und legte sie sanft auf seinen Arm. »Verpiß dich, Pookie«, sagte sie.
* 11
Barnaby saß am Ende der Church Lane in seinem Wagen. Die Fenster waren heruntergekurbelt, und die Sonne wärmte sein Gesicht. Er dachte nach.
Laceys Alibi war, wie er es erwartet hatte, bestätigt worden. Der Mann hatte Iris Rainbird nicht ermordet. Trotzdem hatte er versucht abzuhauen. Warum? War er wirklich in Panik geraten? Hatte er Angst vor einer Intrige gehabt? Davor, daß ihm ein Unbekannter das Verbrechen in die Schuhe schieben wollte? Eine plausible Theorie. Barnaby hatte schon erlebt, daß mutigere Männer wegen weniger durchdrehten. Lacey war losgerannt wie ein geölter Blitz, dennoch hatte Troy, der sich erst vom Boden aufrappeln mußte, ehe er die Verfolgung aufnehmen konnte, den Mann nur wenige Meter vom Haus entfernt erwischt.
Barnaby sah die Szene wieder vor sich - Laceys Gesicht. Erst Verwunderung. Dann Panik. Und noch etwas. Sie hatten sich angesehen, kurz bevor Lacey auf dem Autorücksitz gelandet war, und Barnaby hatte etwas in seinen Augen gesehen. Was? Barnaby geriet ins Schwitzen, als er sich verzweifelt an diese wenigen flüchtigen Sekunden zu erinnern versuchte.
Plötzlich wußte er es. Erleichterung - Lacey hatte befreit aufgeatmet. Nach dieser Erkenntnis ließ Barnaby die Ereignisse im Holly Cottage noch einmal Revue passieren. Lacey rannte, wurde gefaßt - und zwar früher, als es nötig gewesen wäre - und war erleichtert. Und wann genau war er losgelaufen? Nicht, wie man meinen könnte, als das Messer entdeckt wurde. Minuten später - in dem Augenblick, in dem Barnaby wieder ins Atelier gehen wollte. Das mußte es sein. Sie hatten etwas im Holly Cottage gefunden. Aber sie hatten nicht das gefunden, was Lacey unbedingt vor ihnen geheimhalten wollte.
Barnaby stieg aus und überquerte die Straße. Sein Mund war trocken, und sein Herz klopfte wild. Er stellte sich das Atelier vor. Ordentlich aufgeräumt. Professionell. Tischblöcke mit Holzplatten. Pinsel und Farben. Nichts Auffallendes, aber als er über den Feldweg lief, gewann er mehr und mehr die Überzeugung, daß ihn seine Ahnung nicht trog.
Das Holly Cottage wirkte kälter und unwirtlicher denn je. Barnaby öffnete die Haustür
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