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Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Titel: Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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den Frascati aus. Dann kam es ihm so vor, als würden sie alle wie Wale trinken, und er war froh, wenn es vorbei war und die Treibhausatmosphäre sich wieder auf Normaltemperatur abgekühlt hatte. Jetzt fragte er sie, wie es gelaufen war.
      »Ach«, seufzte Rosa erschöpft und preßte einen Handrücken gegen ihre Stirn. »Es war schrecklich. Joyce hat immer noch nichts an meinem Kostüm getan, David Smy trampelt wie ein Elefant auf der Bühne herum, und die Venticellis sind ein hoffnungsloser Fall.«
      Ernest trank seinen Kakao aus, schnappte sich eine Pfeife und stopfte sie in zufriedener Vorfreude. Er hatte natürlich seine eigenen Dramen in seinem eigenen Arbeitsbereich. Beschwerden des Vorarbeiters, Krach in den Hütten, gelegentlich auch ein schwerer Unfall. Aber die Aktivitäten am Theater bewegten sich in einer völlig anderen Sphäre. Und Rosa erzählte davon immer mit einem derartigen Elan, daß sie sich weit über die gewöhnlichen Unwägbarkeiten seines Arbeitsalltags erhoben.
      »Harold sagte, er würde sie erwürgen.« (Rosa eröffnete ihre Monologe stets mit einer etwas blumigen Hyperbel.) »Einen nach dem anderen und sehr langsam, wenn sie nicht endlich ihre Stichworte lernen.«
      »Tatsächlich?« Ernest hielt seine Kommentare bewußt unverbindlich. Rosas Einstellung zu ihrem Regisseur schwankte. Manchmal kannten ihr Abscheu und ihr Hohn für seine Affektiertheit keine Grenzen; und dann wieder - gewöhnlich dann, wenn sich Harold mit einer der führenden Schauspielerinnen gestritten hatte - genoß er ihre ganze Sympathie. Dann waren sie Gleichgesinnte, mit glänzendem Talent, die an ein und demselben Strang zogen und in einem See der Mittelmäßigkeit unterzugehen drohten. Heute würde es mit Sicherheit einer der letzteren Abende werden.
      »Die Venticellis eröffnen das Stück, stimmt’s? Nur die beiden ... in einem Rutsch... keinen Stopp. Wie Ros und Gil... weißt du?« Ernest nickte weise. »Ich meine, sie werden diese Produktion umbringen... absolut vernichten, bevor ich meinen Auftritt habe.«
      Ernest nickte erneut und stopfte noch ein wenig seine Pfeife. Er hatte keine Ahnung, wer oder was die Venticellis waren, aber die armen Kerle sollten sich besser warm anziehen, wenn sie das Rennen überleben wollten. Rosa war nun zu Boris gekommen, der, wie sie sagte, sein Gesicht bis zur Unkenntlichkeit anmalte und den Kaiser Joseph wie eine wildgewordene bayerische Hausfrau spielte.
      Wenn es Ernest in den Sinn kam, darüber nachzudenken, wurde ihm bewußt, daß Rosas Zunge in den letzten zwei Jahren, in denen sie zwölf Stücke gegeben hatten, zwar regelmäßig Vorstellung für Vorstellung total verriß, dabei aber niemals den Namen ihres ersten Mannes über die Lippen brachte. Allerdings behielt er diese Beobachtung klugerweise lieber für sich.
     
    »Ruiniert, ruiniert!« Avery rannte durch die mit Teppich ausgelegte Diele, riß sich den Kaschmirschal vom Hals und pfefferte ihn gen Boden. Die Handschuhe flogen auf den Aubusson-Teppich, sein Mantel auf das himbeerfarbene Satinsofa. Tim stolperte im Kielwasser dieser Turbulenzen hinterher, hob Averys Sachen auf und murmelte nur: »Für manche ein echtes Unglück«, als er bei den Handschuhen ankam. Er stopfte sie rechts und links in Averys Manteltaschen und hing das Kleidungsstück in der engen Diele neben seinem eigenen Mantel auf, wobei ihn die Diskrepanz zwischen dem Tattersallkaro mit der Girlande aus türkisem Kaschmir und den kleinen Walnußfingern, die sich flehentlich in die Luft streckten, und seinem eigenen düsteren, dunkelgrauen Fischgrät-mantel und Marineschal amüsierte.
      Avery, der mittlerweile sein Tablier und die Frosch-küchenhandschuhe trug, zog den Bräter aus dem Ofen. Er stellte ihn auf ein Holzbrett und hob den Deckel einen Millimeter hoch. Während sie nach Hause geeilt waren, hatte er die ganze Zeit mit dem Schicksal gehadert. Er würde Tim nicht einmal nach dem Grund und dem Inhalt der zuvor erwähnten Telefonate fragen, wenn er ein Auge auf die Daube geworfen hatte. Avery, der wußte, daß nahezu übermenschliche Zurückhaltung notwendig war, um sich an seinen Part der Vereinbarung zu halten, glaubte auf eine beinahe magische Weise daran, daß sich auch die andere Partei an ihren Teil der Absprache halten würde. Aber während er den Gartenweg hinauflief und sich sicher war, daß er einen Hauch Kohle in der kalten Nachtluft witterte, löste sich diese Gewißheit auf. Und als er gequält von bösen

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