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Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Titel: Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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wußten, als jedes Mitglied noch etwas zu sagen hatte und mit Respekt behandelt wurde. Aufsässige Neulinge eben, die sich herzlich wenig um die Vergangenheit kümmerten.
      Wie Nicholas zum Beispiel, der sich nun dem Bühneneingang des Latimer näherte. Nach allem, was Nicholas wußte, war die Causton Amateur Dramatic Society während einer Probe zu Französisch ohne Tränen ins Leben gerufen worden und würde mit Amadeus wieder sterben, wenn sein Vorsprechen beim Central erfolgreich verlaufen sollte (was einfach der Fall sein mußte). Er suchte in seiner Tasche nach dem Schlüssel. Er hatte einen eigenen bekommen, als Colin gemerkt hatte, daß er bereit war, sehr früh zu erscheinen, erst spät zu gehen, hin- und herzulaufen, sie von vorn und hinten zu bedienen und sich insgesamt äußerst nützlich zu machen. Selbst jetzt, in seiner gehobenen Position, die Esslyn widerwillig als zweite Hauptrolle anerkannte, erschien Nicholas immer noch gut eine halbe Stunde vor dem Bühnenmeister.
      Tatsächlich war es noch nicht einmal sechs Uhr, als er das Gebäude betrat, so daß es ihn nicht überraschte, sofort von der Stille geschluckt zu werden. Er blieb einen Moment stehen und sog gierig die Luft ein, obwohl sie auch nicht exotischer roch als eine Orangenschale, die jemand in einen Blechmülleimer geworfen hat. Aber in seinen Lehrlingsnüstern erschien ihm dieser Duft wie eine Köstlichkeit, wie Ambrosia. Nicholas stieg leise und glücklich die Steinstufen zur Garderobe hinab.
      Er zog seinen Anorak aus, schlüpfte in die Brokatjacke des Mozart und nahm sein Schwert. Nicholas war ein kleiner Mann, kaum mehr als einen Meter fünfundsechzig groß, ein Umstand, der ihm erhebliche Qualen verursachte - ungeachtet der Körpergröße eines Ian Holm, eines Anthony Sher und eines Bob Hoskins.
      Selbst an einem guten Tag, wenn der Wind aus südlicher Richtung kam, hatte er Probleme mit dem Schwert, besonders dann, wenn er sich ans Klavier setzen oder aufstehen mußte. Er hatte eigentlich vorgehabt, das Schwert mit nach Hause zu nehmen und dort in Ruhe zu üben, wie er damit umgehen sollte, aber er war so dumm gewesen, Harold um Erlaubnis zu fragen, die dieser ihm prompt verweigert hatte. »Du wirst es bloß verlieren, und was machen wir dann?«
      Nun legte Nicholas das Schwert um und begab sich zur Bühne, wobei er den Text seines ersten Auftritts vor sich hin murmelte und an die Premiere dachte, bei der er unter Umständen genau in diesem Moment über sein Schwert stolpern und bäuchlings auf die Bühne stürzen würde. Mit einem Kraftakt schüttelte er diese Sorge ab. Im nächsten Augenblick war er schon auf der Bühne angekommen; Turnschuhe dämpften das Geräusch seiner Schritte. Einen Moment lang verharrte er da und wurde sich aufgeregt des Schauers bewußt - halb Grauen, halb Entzücken -, der ihn immer beim Betreten der Bühne überlief, selbst dann, wenn das Theater leer war.
      Aber augenblicklich war das gar nicht der Fall. Er vernahm nämlich ein Geräusch, blieb wie angewurzelt stehen und blickte sich verblüfft um. Die Sitze waren leer. Er sah in die Richtung, aus der er gekommen war, aber auch in den Kulissen war niemand auszumachen. Dann duckte er sich und blickte über den abgeschrägten Boden, weil er erwartete, dort Riley vorzufinden, der sich gegen einen widerlichen Eindringling zur Wehr setzte. Aber da war kein Kater. Dann kam das Geräusch wieder. Schrill. Mit einem unangenehmen Unterton. So, wie es klingt, wenn man mit einem Fingernagel über eine Fensterscheibe fährt. Was konnte das bloß sein? Und woher kam es? Nachdem er die Bühne, die Kulissen und den Zuschauerraum durchsucht hatte, war Nicholas einigermaßen verwirrt. Bis er den Kopf hob.
      Der Anblick, der sich ihm bot, war so überraschend, daß er einige Sekunden brauchte, um genau zu erfassen, was er da eigentlich anstarrte. Jemand war in Tims Beleuchterkabine. Ein Mädchen. Nicholas schluckte schwer. Ein nacktes Mädchen. Jedenfalls so weit nackt, wie er sie sehen konnte, nämlich bis zu ihren Hüften. Darunter ging die Glaswand in solides Holz über. Das Mädchen hatte einen wirren blonden Haarschopf und schmale Schultern, und ihr Rücken war gegen das Glas gepreßt. Wenn sie ihn bog, wie sie es nun tat, hinterließen ihre Schultern unregelmäßige feuchte Kreise auf dem Glas, die wie Blüten mit Tautropfen wirkten. Ihre Arme waren ausgestreckt, und ihre Finger, die sich auf dem Glas zusammenpreßten und wieder lösten,

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