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Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Titel: Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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seine Kopfbedeckung ab. Harold besaß ziemlich viele Pelzmützen. Diese war schwarz, beige und gelbgrau und mit Sicherheit das Produkt aus mehr als nur einem Tierfell. Sie hatte einen kurzen Schwanz, der wie eine Ringelschwanzle-mure auf seinem Kopf kauerte und den die gesamte Truppe als Harolds Dämon bezeichnete.
      »Komm schon, Dierdre«, brüllte er, »nun mach schon, hopp, hopp!«
      Das Spiel begann. Die Venticellis sprangen nach vorn auf die Bühne und standen da, geheimnisvoll ineinander verschlungen, wie ein Paar schwatzhafter Gespensterheuschrecken. Sie waren ein unschönes Paar mit talgiger, großporiger Haut und eigenartigen seidenweichen Haaren, die beim kleinsten Windhauch von ihren Köpfen abstanden und auch noch eine ganz seltsame Farbe hatten - schmutzigblond mit einem leichten Anflug von Rosa, von Friseuren »Champagner« genannt. Ihre Augenlider bewegten sich eidechsenartig, als wären sie schon uralt, obwohl sie nicht einmal ganze dreißig Lenze zählten. Sie schienen stets kurz davor zu stehen, eine geschmacklose Enthüllung kundtun zu wollen, und sie sprachen in einer Art hektischem Flüsterton. Harold mußte sie immer dazu ermahnen, lauter zu reden. Da sie sich unter Esslyns Schutz ziemlich sicher fühlten, kritisierten sie giftig jeden und alles, und ihr Atem roch feucht und modrig, wie ein gerade geöffnetes Grab. Nun, da sie ihren Eröffnungsdialog beendet hatten, tänzelten sie davon.
      Esslyn betrat die Bühne, und Nicholas stand in den Kulissen und beobachtete die großgewachsene Gestalt mit einem gewissen Maß an Neid, denn es ließ sich nicht leugnen, daß sein Rivale eine blendende Figur auf der Bühne abgab. Da war zunächst einmal sein Gesicht. Hohe Wangenknochen, eher dicke aber wunderbar geformte Lippen und wahrhaft schwarze Augen, wie man sie nur äußerst selten antrifft. Seine Pupillen glitzerten hart und strahlend wie Teersplitter. Den Unterkiefer umrahmte ein leicht blauschwarzer Schimmer, wie ihn auch die Halunken in diesen Gangstercartoons immer haben.
      Nicholas’ eigenes Gesicht war dagegen eher durchschnittlich und nicht gerade markant. Bräunliches (aber eben nicht ganz braunes) Haar, bläulichgraue (aber eben nicht echte blaugraue) Augen, eine annähernd (aber eben doch nicht wirklich) gerade Nase. Nur die Tatsache, daß seine für sich genommen ebenmäßigen Gesichtszüge so ungleichmäßig angeordnet waren, gab ihm etwas Besonderes. Da war beispielsweise der etwas zu große Abstand zwischen Nasenspitze und Oberlippe, weswegen er befürchtete, ein bißchen wie ein Affe auszusehen, obwohl Hazel vom Supermarkt das angeblich »sehr sexy« fand. Auch seine Augen standen weit auseinander, und besonders groß war die Distanz zwischen Augenbrauen und Haaransatz. Also, abgesehen davon, daß er sehr klein und linkisch war und undefinierbare Merkmale hatte, dachte Nicholas verdrossen, würde er vermutlich auch noch vor seinem einundzwanzigsten Lebensjahr kahlköpfig werden. Neidisch starrte er auf Esslyns dichtes pechschwarzes Haar. Nicht einmal ein Ansatz von Geheimratsecken.
      »Kopf hoch«, flüsterte David Smy, der gerade noch rechtzeitig zu seinem ersten Auftritt erschien. »Vielleicht kommt es gar nicht dazu.«
      Nicholas blieb kaum noch Zeit, mit einem Lächeln zu antworten, ehe sein Kamerad auf die Bühne trat. Armer, alter David, dachte Nicholas und beobachtete, wie Salieris Kammerdiener in dieser verkrampft kriecherischen Art über die Bretter schlich, die Menschen an sich haben, die es eigentlich hassen, Theater zu spielen, und die dazu überredet werden mußten, auf die Bühne zu gehen. Glücklicherweise war der Kammerdiener keine Sprechrolle. Als man David einmal eine Sprechrolle gegeben hatte, mußte er ganze sieben Worte aufsagen, und er schaffte es, sie jeden Abend in einer anderen Reihenfolge zu kombinieren, ohne sich jemals zu wiederholen.
      »David...«, hörte Nicholas aus dem Parkett rufen. »Versuch, nicht so zu laufen, als hättest du dir eine Ente in die Unterhose gestopft. Geh ab und komm noch mal wieder.«
      Der Junge wurde rot und fügte sich der Anordnung. Beim zweiten Auftritt schritt er männlich zu seiner Position, nur um zu hören, wie die Venticellis hinter seinem Rücken über ihn hetzten.
      »Mein Gott - der Lakai ist ein Froschmann.«
      »Nein, ist er nicht. Er ist Dandini.«
      »Ihr liegt beide falsch«, maulte Esslyn, »es ist der Kobold Quasimodo.«
      »Um Himmels willen, hört auf damit!« schrie Harold.

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