Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder
und nach einer Zigarette lechzte.
»Ich verstehe auch nicht, wieso sie mit uns allen sprechen wollen«, beschwerte sich Clive Everard. »Wir sind doch nicht für die Requisiten verantwortlich. Es ist ganz offensichtlich Dierdres Fehler. Die hat das Band aus irgendeinem Grund abgerissen. Und dann vergessen, ein neues drumzuwickeln.«
»Typisch«, meinte sein Bruder.
»Das ist absolut nicht typisch«, wandte David Smy ärgerlich ein. »Dierdre ist sehr fähig.«
»Hört, hört«, ließ Nicholas verlauten.
Kitty, die gesehen hatte, daß Dierdre von Troy begleitet worden war, bemerkte: »Ich finde, sie ist schon ziemlich lange da drin. Ich würde sagen, es sieht echt vielversprechend aus.«
»Wie kannst du nur so etwas Gemeines sagen«, protestierte Avery. »Ehrlich. Ich dachte, Notzeiten sollen das Beste in uns hervorbringen.«
»Du kannst nun mal nichts hervorbringen, was nicht drin ist«, sagte einer der Everards.
»Miststück«, schimpfte Kitty.
Bis auf einen wurden alle von demselben Gedanken erfaßt. Es wäre sehr schön gewesen, wenn Dierdre einfach nur unvorsichtig gewesen wäre. Dann hätte sich das Problem erledigt. Und noch dazu auf eine nicht allzu unbequeme Weise. Ziemlich nett und angenehm. Sie könnten sich dann einfach alle umziehen und nach Hause gehen.
Aber so sollte es nicht kommen. Harold, der sich immer noch nicht mit seiner Einkerkerung abgefunden hatte und vor maßloser Selbstüberschätzung kochte, kam herein. »Ich habe gerade mit diesem uniformierten Schwachkopf im Foyer gesprochen«, begann er, »und ihn gefragt, warum wir alle in dieser tyrannischen Weise behandelt werden und uns der Zutritt zum größten Teil des Theaters verboten ist. Er war total unfreundlich, murmelte etwas von Tatortsicherung in einem solchen Fall, und als ich nachgehakt habe: >In was für einem Fall?< meinte er lapidar, ich sollte darüber mit seinem Chef reden. >Leichter gesagt als getan, guter Mann<, habe ich entgegnet. >Tom ist im Moment auf der Bühne<, antwortete er, und blickte dabei anklagend die Frau des Inspektors an. Er ist mit so einem unbekannten Typen da, der den wundervollen blauen Brokatmantel aufschneidet - ihn in Stücke schneidet. Ihr könnt euch sicher vorstellen, was für eine Rechnung ich denen dafür und für das verdreckte Kostüm von Joyce ins Haus schicken werde.«
»Das ist nun mal Showgeschäft«, murmelte Tim. »Es beginnt mit Mozart und endet noch am selben Abend mit der Götterdämmerung.«
»Und als ich Tom gefragt habe, was er sich überhaupt einbildet, hat er bloß gesagt, ich soll mich in die Werkstatt setzen und gemeinsam mit den anderen warten. Und irgendein widerlicher Rothaariger hat mich praktisch gewaltsam die Treppe hinuntergestoßen. Wenn es etwas gibt, was ich nicht leiden kann, dann sind das Handgreiflichkeiten.«
Harold sah in die Runde ratloser Gesichter und stellte zu seinem Entsetzen fest, daß sich auf einem Gesicht eine bemerkenswert unkontrollierte Farbmischung abzeichnete. »Und was zum Teufel«, schloß er, »ist nur mit Rosa los?«
Über ihren Köpfen kroch Jim Bullard neben der Leiche herum, betrachtete sie, wie er das schon mehrere Male zuvor getan hatte, und richtete sich dann ein wenig auf.
»Mm... gut... die Todesursache ist eindeutig genug. Dafür braucht man keinen Pathologen.«
»Genau.«
»Eine außergewöhnliche Angelegenheit. Sich vor einem vollen Theater die Kehle durchzuschneiden. Ich weiß ja, daß Schauspieler Exhibitionisten sind, aber ich hätte doch geglaubt, es gäbe da gewisse Grenzen. Der Zeitpunkt des Todes steht auch fest. Hatte er irgend etwas eingeworfen?«
»Nicht, daß ich wüßte.«
»Nun ja, das wird die Obduktion ergeben. In Ordnung.« Er erhob sich, klopfte den Staub von seinen Knien und packte seine Tasche. »Ihr könnt ihn wegbringen.«
»Ich brauche dringend ein paar Leute von der Spurensicherung. Aber Davidson ist bei seinem Freimaureressen. Fenton ist auf den Seychellen...«
»Ach?« Dr. Bullard sah ihn forschend an. »Dann ist es also doch nicht so eindeutig, wie es aussieht? Ich wünsche Ihnen Glück.«
»Ehe Sie gehen, Jim, würde ich Sie gern noch bitten, nach Mr. Tibbs zu sehen. Das ist der Vater des Mädchens, das gerade hier vorbeigegangen ist. Er sitzt oben im Vereinsraum.«
»Was ist mit ihm?«
»Er ist geisteskrank. Ich glaube, was heute abend geschehen ist, könnte... nun ja... es hat ihm nicht gerade
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