Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder
ob die Everards sich jemanden vorstellen könnten, der dem Toten etwas hätte antun wollen, dann schlug Troy in dem Notizblock die nächste Seite auf.
»Tja, Tom«, antwortete Clive Everard und holte sehr tief Luft, »um ehrlich zu sein, nähme es weniger Zeit in Anspruch, diejenigen aufzuzählen, die nichts gegen ihn hatten. Ich bezweifle, daß es in der Truppe auch nur einen einzigen Menschen gibt, der nicht irgendwann mal Krach mit Esslyn gehabt hätte und schlecht auf ihn zu sprechen gewesen wäre.«
»Könnten Sie etwas präziser werden?«
»Oh, wenn Sie es genau wissen wollen.« Sie tauschten Blicke funkelnden Spottes aus. »Warum fangen wir nicht einfach mit Dierdre an. Er hat diese wunderbare Geschichte in der Herrengarderobe erzählt...«
»... wirklich urkomisch...«
»Über ihren Vater...«
»Gelächter und Applaus...«
»Und plötzlich stand sie in der Tür. Sie muß gehört haben, wie Esslyn den alten Mann senil nannte...«
»Was er natürlich auch ist.«
»Aber glauben Sie etwa, sie würde das zugeben? Geistesabwesend ... verwirrt... orientierungslos... und arm...«
»Arm«, echote Donald. »Also, was wäre natürlicher, als daß sie sich selbst in den Rücken fiele? Hoppla... ein Freudscher Versprecher. Tut mir leid.« Er wirkte nicht besonders reumütig. Sein Lächeln war sogar geradezu strahlend, als er hinzufügte: »Und natürlich muß man sich fragen, wer eine bessere Gelegenheit gehabt hätte?«
»Dazu ist es gekommen, als sie die Viertelstunde angesagt hat?« fragte Barnaby und rief sich Dierdres aufgeregten Auftritt ins Gedächtnis, den er aus den Kulissen beobachtet hatte.
»Richtig. Wollen Sie die ganze Geschichte hören?« fragte Clive höflich.
»Nein«, sagte Barnaby. »Wer kommt sonst noch in Frage?« Dann, als sie seiner Meinung nach die Fülle an Möglichkeiten ausreichend genossen hatten, hakte er nach: «Was ist denn mit Nicholas?«
»Ahh... Sie haben also schon etwas über dieses kleine Mißgeschick heraus gekriegt. Nun... Esslyn war gerade dahintergekommen, daß sein kleines Kätzchen eine Affäre hatte.«
»Und ich fürchte«, murmelte Donald und beobachtete dabei mit verschlagenem Bedauern Sergeant Troy, »daß das unsere Schuld war.«
»Wir hätten uns einfach nicht träumen lassen, daß er So darauf reagiert.«
»Gott behüte.«
»Aber seine Selbstgefälligkeit war nun mal geradezu legendär.«
»Und unangreifbar.«
»Also«, fragte Barnaby, »mit wem soll sie nun eine Affäre gehabt haben?«
»Wir haben von Rosa gehört, die es von Boris hatte, der es von Avery wußte, dem wiederum Nicholas gesagt hat, daß David Smy die fragliche Person ist.«
»Und von wjem wußte es Nicholas?«
»Meine Güte - anscheinend hat er sie zusammen gesehen«, rief Donald. »Sie haben es in Tims Lichtkammer getrieben wie die Karnickel.«
Barnaby nahm an, daß schon befremdlichere Dinge geschehen sein mußten. Er hätte nicht geglaubt, daß Kitty, deren gewinnende Erscheinung, da war er sich sicher, nur eine Maske für ihre kleinliche, egoistische und falsche Natur war, sich den eher schweigsamen David ausgesucht hätte. Wenn man davon ausging, daß sie auf eine Veränderung aus war, hätte niemand einen größeren Gegensatz zu Esslyn darstellen können.
»Und weil er unser Freund war«, erklärte Donald mit einer salbungsvollen Windung, »waren wir der Meinung, er sollte es wissen.«
»Also haben wir es ihm erzählt.«
»Aber doch nicht etwa während der Aufführung?«
»Nun, Sie wissen doch, daß er ein alter Profi ist... war. Nichts konnte ihn erschüttern.« Die Frage nach dem genauen Zeitpunkt dieser Mitteilung erübrigte sich. Der zweite Akt hatte für sich selbst gesprochen. »Jedenfalls dachten wir das.«
»Aber, mein Gott - was für eine Wirkung!«
»Wir haben die Rechnung ohne sein Ego gemacht, wissen Sie. Er war wie Harold. Er hielt sich selbst für einen Prinzen ... oder gar für einen König. Und Kitty hat ihm gehört. Niemand anders war es erlaubt, sie anzufassen...«
»Majestätsbeleidigung.«
»Er ist blaß geworden, nicht wahr, Clive?«
»Richtig weiß.«
»Und seine Augen haben Funken gesprüht. Es war wirklich gruselig. Als wären wir Boten in einem dieser griechischen Stücke.«
»Die eine schlechte Nachricht überbringen und dann nach draußen geschleppt werden, wo man ihnen die Eingeweide mit einer
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