Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Titel: Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
Vom Netzwerk:
Taschenlampe. Der Strahl warf einen Bogen aus Licht über Gras und Büsche. Eine Reihe aus grüngoldenen Koniferen, die wie ein See wogten und rauschten, wurde von dem Lichtkegel gestreift und verschwand dann wieder im Dunkeln. Die Blumenbeete waren leere braune Fassungen, und die Büsche, die diesem Ort den Namen gegeben hatten, ächzten in dem bitterkalten Wind, der sie zerzauste. (Dierdre hatte Lorbeer schon immer gehaßt. Er war so derb und melancholisch, und seine ledrigen, gefleckten Blätter erinnerten sie irgendwie immer an die Pest.)
      Sie griff nach Wachtmeister Watsons Arm und japste: »Wir müssen ihn suchen.« Sie wollte ihn zur nächsten dunklen Reihe von Büschen ziehen, doch er blieb stehen. Dierdre drehte sich um und war gerade dabei, ihre Kräfte zu verdoppeln, als das ätzende Brüllen des Windes verebbte. Die geschüttelten Bäume rauschten und ächzten noch ein paar Momente, dann verfielen sie in Schweigen.
      Überraschenderweise - denn sie befanden sich eine halbe Meile von der nächsten Behausung entfernt - bellte ein Hund. Dem Gebell folgte ein anderes Geräusch, das, obwohl es von einer Ligusterhecke stark gedämpft wurde, unmißverständlich eine menschliche Stimme war. Sie schrie, aber nicht panisch, sondern eher in dem sonoren, nüchternen Tonfall eines Ausrufers. Dierdre brüllte: »Der See!« und schon lief sie in die Richtung, aus der die Geräusche gekommen waren. Der Wachtmeister folgte ihr und versuchte, den Weg mit seiner Taschenlampe anzustrahlen, aber sie rannte so schnell und vollführte derartige Zickzackbewegungen, daß er sie verlor. Einmal stolperte sie, fiel in ein Blumenbeet und rappelte sich mit beschmutzten Händen und Kleidern wieder auf.
      Tatsächlich war der See kein richtiger See, sondern eher ein Reservoir. Eine große natürliche Senke, die man erweitert, mit Mauerwerk zu einem Rechteck befestigt und mit Schilf und anderen Wassergewächsen bepflanzt hatte. Im Sommer war es erlaubt, darauf zu segeln. Außerdem war das Gewässer die Heimat vieler verschiedener Vogelarten und kleiner Säugetiere. In der Nähe stand ein Betongebäude, das von einem hohen Drahtzaun umgeben war, an dem ein Schild hing. Es zeigte ein gelbes Dreieck mit einem gezackten Pfeil, einem liegenden Mann und den Worten: TODESGEFAHR. KEIN ZUTRITT. Als Dierdre dort ankam, segelte der Mond, der so weiß war, daß er in der eisigen Luft fast blau zu sein schien, gerade gelassen hinter einer Bank aus dunklen Wolken hervor. Er beleuchtete eine ganz erstaunliche Szene.
      Mr. Tibbs stand wie erstarrt genau in der Mitte des Reservoirs aufrecht in einem Ruderboot. Er hatte die Arme in die Höhe gestreckt, und seine Finger umrahmten in einem fast perfekten Kreis den Mond, so daß es aussah, als hielte er eine neue, geheimnisvolle Welt in seinen Handflächen. Hose und Hemd waren zerrissen, sein Haar stand wild in alle Richtungen ab, und seine Unterarme und seine Brust waren zerkratzt und bluteten. Aber auf seinem Gesicht, das er dem Mond zugewandt hatte, lag ein derart ekstatischer Ausdruck, so als würde er Strahlen himmlischen Lichts erblicken, die zwischen den Pforten des Paradieses hindurchdrangen.
      Mr. Tibbs hatte auch Publikum. Eine rauhhaarige, schmutzigbraun- und weißgefärbte Promenadenmischung mit einem Ringelschwanz. Sie saß kerzengerade am Ufer, die Ohren aufgerichtet und den Kopf in einer Weise zur Seite geneigt, die große Aufmerksamkeit verriet. Auch als die anderen in das Blickfeld des Hundes vordrangen, schien er keine Notiz von ihnen zu nehmen, sondern hielt seine Augen (braun und so schimmernd wie Bucheckern) weiterhin fest auf die Gestalt im Boot gerichtet.
      »Ich habe einen mächtigen Engel vom Himmel kommen sehen!« rief Mr. Tibbs. »Er war in eine Wolke gehüllt. Und ein Regenbogen spannte sich über seinen Kopf! Und sein Gesicht sah so aus, als wäre es die Sonne... und seine Füße waren wie Säulen aus Feuer!«
      Während der Wachtmeister sein Funkgerät nahm, um Hilfe zu organisieren, hielt Audrey Brierley die entsetzte Dierdre fest.
      »Wir holen Verstärkung, Liebes«, sagte Audrey eindringlich. »Und einen Krankenwagen. Die sind in kürzester Zeit hier. Bitte, beruhigen Sie sich. Sie können jetzt nichts für ihn tun. Wenn Sie in den See steigen, dann müssen wir bloß zwei Leute an Land ziehen. Das bedeutet dann doppelt soviel Ärger und ein doppeltes Risiko. Das werden Sie doch wohl nicht wollen, oder?« Dierdre beruhigte sich. »Braves Mädchen.

Weitere Kostenlose Bücher