Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder
lümmelten mit hochgelegten Füßen an der Bar, und ein Mädchen machte sich am Spielautomaten zu schaffen. Die grauhaarige und auffallend flachbrüstige Mrs. Sweeney machte eher den Eindruck, als wäre sie in die Enge getrieben worden und würde nicht zu Hause hinter ihrer eigenen Theke stehen.
Sie fragte den Detective Chief Inspector, ob er etwas essen wolle; er lehnte die selbstgemachte Pastete ab, bestellte ein Käsebrot und ein Bier vom Faß und setzte sich. Er war sicher, daß die Leute den Grund für seine Anwesenheit erfahren wollten und daß die Neugier sie zu verschiedenen Bemerkungen veranlassen würde. Dennoch war er nicht auf die Schnelligkeit vorbereitet, mit der das entscheidende Thema zur Sprache kam. Er hatte kaum einen Schluck von seinem Bier getrunken (es war warm und schmeckte seifig), als einer der Jugendlichen sagte: »Sie sind ein Bulle, stimmt’s?«
Barnaby schnitt ein Stück Käse ab und machte eine Kopfbewegung, die alles und nichts bedeuten konnte.
»Sind Sie wegen der armen Miss Simpson hier?« wollte Mrs. Sweeney wissen.
»Kannten Sie die Lady?« fragte Barnaby.
»Oh ... alle kannten Miss Simpson.«
Der Qualm in der Ecke lichtete sich ein wenig, und ein Rasseln und Scheppern wurde laut. Mein Gott, dachte Barnaby, der arme alte Kerl macht’s auch nicht mehr lang. Erst dann merkte er, daß umfallende Dominosteine das Geräusch verursacht hatten.
»Sie hat mir Englischstunden gegeben«, verkündete der alte Mann.
»Ganz recht, Jake, das hat sie getan«, bestätigte Mrs. Sweeney und flüsterte Barnaby leise zu: »Und bis heute kann er weder lesen noch schreiben.«
»War sie beliebt im Dorf?«
»O ja. Nicht wie manch andere, die ich beim Namen nennen könnte.«
»Wieso erkundigen Sie sich nach ihr?« warf einer der Jungen ein.
»Ja«, schloß sich der andere an. »Hat sie irgend etwas angestellt?«
»Wir stellen nur ein paar Nachforschungen an.«
»Wissen Sie, was ich denke?« fragte der erste. Er trug ein T-Shirt, auf dem stand: »Kein Alkohol am Steuer, du könntest erwischt werden.« Das Shirt war viel zu kurz und ließ seinen wabbeligen, bleichen, haarigen Bauch frei, der über den Gürtel hing. »Ich glaube, sie war eine Patin. Sie hat eine Gangsterbande angeführt und die Beute im Honig versteckt.« Die beiden grölten vor Lachen, und das Mädchen kicherte.
»Das ist nicht lustig, Keith«, versetzte Mrs. Sweeney ärgerlich. »Wenn du nichts Besseres zu sagen weißt, kannst du sofort von hier verschwinden und woanders dein Bier trinken.«
Barnaby hörte in der nächsten halben Stunde hauptsächlich zu, während die Leute kamen und gingen, aber alle beurteilten Miss Simpson in etwa gleich. Sehr freundlich. Duldsam mit Kindern. Und ausgesprochen großzügig, wann immer es einen Wohltätigkeitsbasar gegeben hatte: Marmelade. Honig. Eingemachte Früchte. Und die wunderschönen Blumen für die Kirche. Die arme Miss Bellringer. Was wird sie jetzt anfangen? Und was wird aus Benjy? Hunde grämen sich sehr, müssen Sie wissen. Und er ist auch nicht mehr der Jüngste. Sie wird ihm fehlen. Alle werden Miss Simpson sehr vermissen.
Selbst wenn viele dieser überschwenglichen Reden dem Brauch zuzuschreiben waren, daß man über Tote nur das Beste sagt, gewann Barnaby den Eindruck, daß die Dahingeschiedene ein außerordentlich netter und angenehmer Mensch gewesen war. Mrs. Sweeneys letzte Bemerkung schien das alles in einem Satz zusammenzufassen: »Sie hatte nicht einen einzigen Feind auf dieser Welt.«
Die Luft war feucht und frisch, als sie den Wald betraten, und Barnaby spürte ziemlich rasch eine Veränderung. Als sich das Blätterdach über ihnen schloß, stieg ihm ein satter, modriger Geruch, den die üppige Vegetation verbreitete, in die Nase.
Miss Bellringer ging voran und zeigte ihm den Weg. Sie trug einen Jagdstuhl und hielt sich immer in der Nähe des Chief Inspector, ganz wie er sie angewiesen hatte. »Ich glaube, es ist gleich da drüben bei der Nieswurz. Ja - da ist die Stelle.«
»Warten Sie.« Barnaby ergriff ihren Arm. »Wenn Sie bitte hier stehenbleiben würden. Je weniger wir hier herumtrampeln, um so besser.«
»Ich verstehe.« Sie klang enttäuscht, folgte jedoch gehorsam seiner Aufforderung, klappte ihren Jagdstuhl auf und hockte sich auf den Leinenstreifen. Sie rief: »Mehr nach links« und »Ja, wärmer, wärmer« und »Heiß, ganz heiß«, während er vorsichtig den Fleck
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