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Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Titel: Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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bürstete sie ihr Haar: fünfzig Bürstenstriche vom Scheitel bis zu den Spitzen. Ihr rotbraunes Haar schimmerte und glänzte so sehr, wie man es bei einer regelmäßigen Behandlung mit Henna, Eigelb und Spülungen erwarten konnte. Sie warf den Kopf zurück und lächelte wieder.
      Bei der ruckartigen Bewegung rutschte ein Nachthemdträger von ihrer Schulter. Sie beugte sich näher zum Spiegel und berührte ihre nackte Brust, strich über die kleinen rotblauen Flecken und lachte in wollüstiger Erinnerung. Plötzlich richtete sie sich auf und horchte.
      Jemand näherte sich der Tür. Sie hielt die Luft an. Ein Klopfen. Es klang zaghaft, geradezu schüchtern. Sie wartete und bedeckte ihre Blößen, als wäre die Tür durchsichtig. Nach einer Minute hörte sie schlurfende Schritte, die sich entfernten. Sie atmete ein paarmal ganz tief durch. Das nächste Mal würde sie ihn hereinlassen müssen. Es war schon Ewigkeiten her, und er war eigentlich sehr gut zu ihr gewesen. Aber, lieber Gott, was für ein Kontrast das wäre ...
      Sie war in Uxbridge als Barbara Wheeler »irgendwann in den späten fünfziger Jahren« geboren worden, wie sie den Leuten mit gespielter Scheu weismachte. Ihr Vater war Vorarbeiter beim Eisenbahnbau, ihre Mutter plagte sich mit dem Haushalt. Sie hatte noch fünf Geschwister, und Barbara war die einzige, die zur Schönheit herangewachsen war. Die ganze Familie war in einem winzigen Häuschen direkt an der Straße zusammengepfercht gewesen. Barbara hatte sich mit ihren beiden Schwestern, die inzwischen auch Sklavinnen ihrer eigenen Haushalte geworden waren, ein Badezimmer geteilt und den geringen ihr zur Verfügung stehenden Platz und ihre Habseligkeiten mit Zähnen und Klauen verteidigen müssen. Sie hatte sich über die billigen Klamotten und Kosmetika ihrer Schwestern lustig gemacht und die Nase gerümpft, wenn sie sich mit Duftwässerchen von Woolworth's einsprühten. Mit fünfzehn hatte sie angefangen zu stehlen - Cremes, Parfüm und Lotionen - und die Preisschilder abgemacht. Sie wußte genau, daß niemand zu Hause je von diesen Markenartikeln gehört hatte.
      Ihre Schwestern waren Arbeiterinnen in der örtlichen Süßwarenfabrik geworden, sie hatte eine Stelle als Registratorin in einer Anwaltskanzlei angenommen. Für sie war das die erste schmale Sprosse auf der schlüpfrigen Leiter, die sie aus einer heruntergekommenen und häßlichen Umgebung in die strahlende Welt des Mittelstandes führen sollte. In eine Welt, in der man nicht in einen Park gehen mußte, in dem Kinderhorden kreischten und Hunde nach einem schnappten, wenn man Wiesen und Bäume sehen wollte, sondern sich in einem eigenen üppigen Garten vergnügen konnte. In der Leute ihre Kleider wuschen, bevor sie schmuddelig aussahen, und sich Männer mit einem Händedruck begrüßten, während die Frauen ihre gepuderten Wangen aneinander streiften.
      Barbara war nicht besonders intelligent, aber sie war raffiniert, arbeitete hart, ohne zu klagen, und hielt den Mund geschlossen, dafür die Augen offen. Sie fing damit an, sich in einem größeren Kaufhaus in Slough mit Kleidern zu bedienen - dabei traf sie jedesmal eine sorgfältige Auswahl und ahmte den Stil nach, den sie bei der frisch verheirateten Tochter des älteren Anwaltpartners gesehen hatte. Auf diese Weise schlug sie sich bis kurz vor ihrem achtzehnten Geburtstag durch. Sie war noch immer Jungfrau, zum Teil, weil sie noch niemandem begegnet war, der ihr gut genug gefiel, aber hauptsächlich bildete sie sich ein, sie könnte einem passenden Freier ihre Jungfräulichkeit als Wiedergutmachung für ihre schäbige Herkunft anbieten. Natürlich sprach sie nie über ihre Vergangenheit, aber sie lebte in ständiger Angst, die gönnerhafte Förderung, die sie in der Anwaltskanzlei erfuhr, könnte ihre Mängel an die Oberfläche schwemmen.
      Alan Cater, der als Referendar in die Kanzlei eintrat, fing an ihrem achtzehnten Geburtstag mit seiner Arbeit an. Er war groß, blond, hatte blaue Augen und rauchte dünne braune Zigarillos. Er fuhr einen roten Cobra Sportwagen und trug eine vergoldete Uhr. Er lächelte oft, besonders wenn er Barbara ansah. Er berührte sie auch - ganz beiläufig, so daß niemand Anstoß daran nehmen konnte. Er legte die Hand auf ihre Schulter oder schlang den Arm um ihre Taille, wenn sie nebeneinander vor dem Aktenschrank standen. Sie erschrak selbst über die angenehme Erregung, die sie in seiner Nähe spürte, verlor aber kein Wort darüber.

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