Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder
ungefähr hier - ist das in Ordnung?«
»Ja. Ich danke Ihnen.« Im stillen verfluchte Barnaby die Versäumnisse. Es gab keine Fotos von der Leiche und der Lage. Die wichtigste Fährte war kalt.
Miss Bellringer erhob sich mühsam. »Natürlich mußte Doktor Lessiter sie - oh, vielen Dank, Chief Inspector - er muß ihre Lage während der Untersuchung verändert haben.« Sie sah Barnaby nach, der zu den Schränken wanderte und sich alles näher ansah. Einige der Teller waren besonders schön und glänzten in einem leichten Goldschimmer.
»Da drin ist Meißener Porzellan.« Miss Bellringer deutete mit dem Kopf nach links. »Und das andere ist Coalport. Ein paar Stücke hat sie auch aus Frankreich mitgebracht. Vor Jahren sind wir immer mit Fahrrädern zu den Haushaltsauflösungen und Flohmärkten gefahren. Wir haben alle möglichen Schnäppchen dabei gemacht.«
Zwischen den Schränken stand ein kleiner Tisch mit dem Telefon und ein paar Büchern. Palgraves Gedichtanthologie The Golden Treasury, einige Theaterstücke der englischen Renaissance und die Mermaid-Ausgabe von Julius Caesar.
»Sie liebte ihren Shakespeare. Shakespeare und die Bibel. Nahrung für den Geist und Trost für die Seele.« Julius Caesar lag aufgeschlagen obenauf neben dem Vergrößerungsglas. »Sie war auch eine große Theaterfreundin. Wir sind oft ins Theater gegangen, als sie noch Auto fahren konnte. Das waren wundervolle Zeiten. Absolut großartig.« Sie zog ein großes khakifarbenes Taschentuch mit rotem Muster hervor und schneuzte sich.
Sie gingen ins obere Stockwerk. Nur das Schlafzimmer war möbliert. Ein schmales, züchtiges Bett, die Tapete mit Vergißmeinnicht-Muster, ausgebleichte Samtvorhänge. Alles wirkte keusch und unschuldig. Das zweite Zimmer diente als Abstellkammer, in der sich ein Staubsauger, aufgestapelte Schachteln und ein paar Korbflaschen mit selbstgemachtem Wein befanden - einige wirkten trübe, die anderen waren klar, und in manchen blubberte leise der Wein.
»Sie wollte am Wochenende Geißblatt verarbeiten und auf Flaschen ziehen - das ist ein bißchen wie ein Sancerre, müssen Sie wissen.«
Sie stiegen die schmale Treppe hinunter und gingen in die Küche zurück. Barnaby sagte: »Irgendwo muß eine offene Flasche stehen. Sie hat Alkohol getrunken, bevor sie starb.«
»Sie könnten in der Speisekammer nachsehen.« Miss Bellringer deutete auf die blaue Tür und fügte eine Sekunde zu spät hinzu: »Vorsicht, Stufe!«
Er stolperte in das Halbdunkel. Das spärliche Licht war grünlich angehaucht, weil es durch das Laub des Kirschlorbeers gefiltert wurde, der vor dem mit einer Art Fliegengitter verkleideten Fenster wuchs. Der einfache Riegel an diesem Fenster war zerbrochen. Barnaby nahm sein Taschentuch, griff nach dem Riegel, zog das Fenster ohne Mühe auf und schloß es wieder. Es war gerade so breit, daß sich eine schlanke Person ohne weiteres hätte hindurchzwängen können.
Auf den gemauerten Steinregalen standen eine Menge Flaschen und Einweckgläser. Chutney und Aprikpsen in großen Gläsern und weißer, undurchsichtiger Honig mit von Blumen umrandeten Etiketten, auf denen Daten des letzten Jahres standen. Eine große Schüssel mit Pflaumenschlehen. Marmelade und dunkles, klares Gelee. Miss Simpson hatte auch Stangenbohnen eingelegt, genau wie es Barnabys Mutter früher getan hatte. In der Nähe der Tür fand er eine halbleere Weinflasche - Holunderblüte 1979.
Barnaby machte die Hintertür auf und winkte Troy. »Ich brauche Sie; Sie sollen eine Aussage aufnehmen.« Sie gingen zu zweit ins Wohnzimmer und setzten sich zu Miss Bellringer, die sie ein wenig ängstlich und sehr ernst musterte.
»Also«, begann Barnaby, »ich möchte, daß Sie ...«
»Einen Moment, Chief Inspector. Sie haben mich nicht darauf hingewiesen, daß alles, was ich sage, gegen mich und als Beweis verwendet werden kann...«
»Hier handelt es sich nur um eine Zeugenaussage, Miss Bellringer. In einem solchen Fall sind derartige Hinweise nicht nötig, das versichere ich Ihnen.«
Das ist das Problem mit diesen Leuten, dachte Sergeant Troy. Sie sehen sich sogenannte Polizeiserien im Fernsehen an und glauben, daß sie alles wissen. Da er nicht in Barnabys Blickfeld saß, gestattete er sich, den Mund verächtlich zu verziehen.
»Könnten Sie uns erzählen, was geschehen ist, als Sie an dem bewußten Tag hierher kamen.«
»Ich ging durch die Hintertür in die Küche
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