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Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Titel: Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Eßtisch. Gewöhnlich aß er außerhalb, und Mrs. Harold war deshalb einigermaßen verwirrt. Ihr Haushaltsgeld war kärglich, und wenn für irgend etwas höhere Kosten anfielen, dann mußten diese augenblicklich anderswo wieder eingespart werden. Sie hatte ganz hinten in ihrem Küchenschrank eine Dose Fray-Bentos-Fleisch und Nierenauflauf gefunden und war schnell losgelaufen, um ein paar frische Möhren von dem Geld zu kaufen, das eigentlich für ihre Blumen gedacht war. Aber Harold aß so geistesabwesend, daß sie das Gefühl hatte, sie hätte ihm auch ihr eigenes Mittagessen (gekochte Kartoffeln und zwei Scheiben Frühstücksfleisch) vorsetzen können, ohne daß er es überhaupt zur Kenntnis genommen hätte.
      Während sie jetzt den letzten Tropfen Sauce auftunkte, bemerkte sie: »Es sieht dir gar nicht ähnlich, zum Mittagessen nach Hause zu kommen, Harold.«
      »Ich habe mir den Nachmittag freigenommen. Es ist Nicholas’ halber Tag, und wir müssen uns ernsthaft über seine Zukunft unterhalten.«
      »Weiß er denn, daß du kommen wirst?« Harold sah sie verständnislos an. »Ich meine, hast du einen Termin mit ihm?«
      »Sei nicht albern, Doris. Ich mache doch mit den Nachwuchsmitgliedern meines Ensembles keine Termine.«
      »Aber dann ist er vielleicht gar nicht da.«
      »Ich kann mir nicht vorstellen, wo er an einem so schrecklichen Tag sonst sein sollte.«
      Doris sah auf die schwarzen Ruten, mit denen der Regen gegen das Küchenfenster schlug. Sie sagte: »Ich habe noch ein Stück Kuchen, Harold. Wenn du es haben möchtest.«
      Harold antwortete nicht. Er schaute seine Frau zwar an, aber er registrierte ihr gelbgraues Haar, das schäbige Kleid und die Strickjacke nicht. Seine Gedanken galten ausschließlich seinem zukünftigen Hauptdarsteller. Er sah Nicholas bereits als Wanja über die Bühne laufen und später vielleicht als Tartuffe und noch später als Othello oder sogar als Lear. Warum auch nicht? Unter Harolds erfahrener Führung könnte sich der Junge zu einem hervorragenden Schauspieler entwickeln. Von Kopf bis Fuß so gut wie Esslyn. Vielleicht sogar noch besser.
      Harold war diese Entscheidung nicht leichtgefallen. In Gedanken hatte er mit Boris gespielt und sogar mit den Everards, die auf ihre verschrobene Art recht interessante Vorstellungen gaben. Aber er war sich bewußt, daß das Potential der drei zusammengenommen nicht an das Können von Nicholas heranreichte. Der einzige Grund, wieso Harold versucht hatte, eine Alternative zu finden, war der, daß er bei den Proben zu Amadeus bei dem Jungen eine Art Starrsinn festgestellt hatte, eine Veranlagung dazu, Mätzchen zu machen. Mehrfach hatte er das Gefühl gehabt, Nicholas entzöge sich seinem Zugriff, und die schlummernde Energie, die er wiederholt beobachtet hatte, war äußerst beunruhigend, um es mal harmlos auszudrücken. Natürlich war Nicholas auch reichlich keck. Aber Harold hatte keinen Zweifel, daß er damit schon zurechtkommen würde. Schließlich war er ja auch mit Esslyn fertig geworden.
      »Weshalb willst du dich denn mit ihm treffen?« erkundigte sich Doris.
      »Ich dachte, das sei offensichtlich. Ich muß einen Ersatz für Esslyn finden.«
      Pflichtbewußt begleitete Mrs. Harold ihren Gatten zur Tür, als er das Haus verließ, und sie winkte, als er seinen Bauch hinter das Lenkrad des Morgans zwängte und aus der Garage fuhr. Einen Ersatz für Esslyn, dachte sie, als sie die Teller und das Besteck in die Spüle legte. Man hätte meinen können, Esslyn sei ein Türgriff. Oder eine zerbrochene Teekanne.
      Die Reaktionen von Harold und dem Rest der CADS auf den Tod ihres Hauptdarstellers hatten sie zutiefst schockiert. Sie wußte, daß er nicht beliebt gewesen war (sie hatte ihn auch nicht besonders gut leiden können), aber irgend jemand hätte doch irgendwo ein paar Tränen vergießen müssen. Sie beschloß, zu seiner Beerdigung zu gehen, ließ daher die Teller stehen und ging nach oben, um etwas Schwarzes auszusuchen, was nicht gar so schäbig war.
      Inzwischen fuhr Harold durch die Causton High Street und parkte vor dem Blackbird. Er hatte vor, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, und daher war er erfreut, als er Avery sah, der seine Begrüßung auf eine überzogene Art erwiderte, und er war auch froh darüber, daß sein Partner sich ebenfalls in der Buchhandlung aufhielt. Harold winkte Tim gönnerhaft ins Kabuff und kündigte an: »Ich werde das Vorsprechen für Wanja am Freitag

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