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Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Titel: Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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abend abhalten. Deshalb sause ich herum und informiere jeden. Ist Nico da?«
      »Ja, aber er ist...«
      »Gut. Also, ich bin sehr daran interessiert, daß ihr mir jede auch noch so kleine Idee zur Beleuchtung des Stücks mitteilt.« Er ignorierte Tims überraschten und ironischen Blick, als er fortfuhr: »Technisch seid ihr äußerst fähig, und ich denke, es ist höchste Zeit, euch eine Chance zu geben, damit groß herauszukommen.«
      »Danke, Harold.«
      »Aber bitte nicht zu wüst. Es ist ein russisches Stück. Vergeßt das nicht.« Als wolle er ein Geheimnis lüften, zog Harold den Chenillevorhang zur Seite und machte sich daran, die Treppe hinaufzusteigen.
      Nicholas saß auf dem Boden und deklamierte. Das Gasfeuer brannte, und in dem Zimmer war es warm und gemütlich. Cully Barnaby lag zusammengerollt auf seinem Bett und trank Kaffee. Textseiten bedeckten den Fußboden, und Nicholas las aus der Harrison-Übersetzung des Aischylos: »Unter, unter, unter er ging, und fallend wußte er nichts, nichts. Eine erdrückende Wolke des Wahnsinns umfing das Opfer. Das Murren alter...«
      Als Harold in der Tür auftauchte, brach Nicholas ab. Er und Cully sahen den Eindringling eher etwas unterkühlt an.
      »Ah«, sagte Harold und ignorierte die frostige Begrüßung, registrierte aber den Äischylos-Text. »Ich hätte eigentlich erwartet, daß du den Wanja liest.«
      »Wieso denn das, Harold?«
      »Das Vorsprechen ist am Freitag.« Harold hätte diese Unterredung lieber nicht in Anwesenheit von Tom Barnabys Tochter geführt. Seiner Meinung nach war sie zwar eine gute Schauspielerin, aber vor allem ein freches, kleines Mädchen und in einer Art und Weise von sich selbst eingenommen, die sich auch mit dem Erwachsenwerden nicht gebessert hatte. Harold räusperte sich.
      »Ich bin sicher, du wirst sehr stolz... begeistert sein zu hören, daß ich dich vor allen anderen aus der Truppe dazu ausersehen habe, die Nachfolge Esslyns als mein Hauptdarsteller anzutreten.« Harold konnte aus Nicholas’ Gesicht ablesen, daß er vielleicht doch etwas subtiler an die Sache hätte herangehen sollen. Der Junge wirkte zutiefst irritiert. Zur Beruhigung fügte Harold hinzu: »Du bist natürlich noch zu jung für den Wanja, aber wenn du hart arbeitest, dann weiß ich, daß es mit meiner Hilfe ein großer Erfolg für dich werden wird.«
      »Ich verstehe.«
      Nicholas war so überwältigt von seinen Gefühlen, daß er die Worte nur stammeln konnte. Dann bemerkte er noch etwas, aber das Mädchen hatte sich gerade diesen Moment ausgesucht, um einen Hustenanfall zu bekommen, und Harold mußte Nicholas bitten, seine Worte noch einmal zu wiederholen. Als er das tat, klappte Harold vor lauter Überraschung der Kiefer runter. Er wankte zum nächsten Stuhl und ließ sich darauf fallen.
      »Du verläßt uns?«
      »Ich gehe ans Central. An die Central School of Speech and Drama. Ich wollte doch schon immer zum Theater.«
      »Aber... du bist doch beim Theater.«
      »Ich meine, ein echtes Theater.«
      Die Kraft dieser Antwort hob Harold förmlich aus dem Sessel. Er stieß einen lauten Schrei aus, in dem Wut, Ungläubigkeit und Schrecken zu gleichen Teilen lagen. Nicholas wurde blaß und sprang eilig auf. Cully hörte auf zu husten.
      »Wie kannst du es wagen!« Harold ging auf Nicholas zu, der Mühe hatte, nicht zurückzuweichen. »Wie kannst du es wagen! Mein Theater ist so echt... ist so wahr... und genauso gut wie jedes andere im ganzen Land. Wie jedes andere auf Erden. Weißt du eigentlich, mit wem du hier sprichst? Kennst du meine Vita? Ich habe auf den Bühnen, von denen du zu sagen beliebst, sie seien das echte Theater, Applaus für meine Arbeit bekommen, Beifallsbekundungen, für die Schauspieler ihre Seele verkaufen würden. Stars haben sich darum gerissen, mit mir zu arbeiten. Ja, Stars! Wenn da nicht Umstände gewesen wären, die sich meiner Kontrolle vollständig entzogen haben, glaubst du, dann würde ich jetzt hier arbeiten? Mit solchen Leuten wie dir?«
      Der letzte Satz war ein einziger gequälter Aufschrei. Dann stand Harold nur noch da und keuchte. Er wirkte fassungslos und zugleich lächerlich, und dennoch hüllten ihn die Fetzen seiner nahezu heroischen Würde ein. Er wirkte wie ein großartiger Mann, der über Nacht uralt geworden ist. Oder wie ein Krieger, auf dessen Haupt Kinder eine Papierkrone gesetzt haben.
      »Tut mir... tut mir leid...«, stotterte Nicholas. »Wenn du

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