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Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Titel: Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Stöpsel aus der schweren Kristallkaraffe, schnappte sich einen bauchigen Cognacschwenker und füllte ihn mit Brandy. Ein Klirren wurde laut, als sie mit dem Glas versehentlich gegen die Karaffe stieß. Phyllis sah wieder zur Tür, steckte den Stöpsel zurück und begann zu trinken.
      Der Brandy war wunderbar. Feurig und stark. Er hüllte ihr Elend in Wärme ein wie ein kuscheliger Mantel. Sie hatten Wein zum Essen getrunken, aber was waren schon zwei Flaschen für drei Personen? Wein wirkte ohnehin nicht mehr. Sie leerte ihr Glas und goß es noch einmal voll. In der Eile verschüttete sie ein bißchen von dem Brandy.
      »Sei so lieb und gib mir auch einen kleinen, Phyllis.«
      »Oh!« Sie wirbelte herum. Henry rollte über den Teppich. »Selbstverständlich ... entschuldige, ich hab’ dich nicht gehört.« Sie drehte ihm den Rücken zu, versteckte den fast vollen Schwenker hinter einer Pflanze und goß ihrem Schwager einen Drink ein. »Und einen für Katherine?« fragte sie - sie war richtig stolz, daß sie ihre Stimme so gut unter Kontrolle halten konnte.
      »Ich denke nicht. Sie trinkt kaum etwas, wie du weißt.« Das braucht sie auch nicht, dachte Phyllis grimmig. Glaubst du, ich würde trinken, wenn ich ihr Leben führen könnte? Aussehen würde wie sie ? Ihre Zukunft vor mir hätte? Sie bedeckte das volle Glas mit der Hand, als sie zum Fenster ging und sich hinter eine große Blumenschale stellte. Sie nahm einen ausgiebigen Schluck.
      Allmählich fühlte sie sich besser. Sobald ihre Niedergeschlagenheit geschwunden war, nahm sie ihre Umgebung seltsam verzerrt wahr. Der samtartige Teppich schien zum Leben zu erwachen und sich an ihre Füße zu schmiegen wie eine Katze; die Streifen der Vorhänge wirkten plastisch und sahen plötzlich aus wie Bahngleise. Die Blumen in der Schale verströmten einen schweren, sinnlichen Duft, der ihr heftig in die Nase stieg und sie an die bevorstehende Hochzeit erinnerte. Wenn ihr uns stecht, bluten wir dann nicht? dachte sie in ihrer Verwirrung.
      Vielleicht war es ja gar nicht so schlecht in dem Cottage. Wenigstens stand sie ihnen dann nicht mehr im Weg. Es war ein gut zehnminütiger Spaziergang vom Haupthaus bis zum Cottage, und sie würden wohl kaum dauernd bei ihr vorbeischauen. In der Anfangsphase konnte Phyllis möglicherweise noch mit häufigen Besuchen rechnen, weil sie das schlechte Gewissen plagen würde, sie in die Einsamkeit geschickt zu haben, aber das legte sich sicher rasch.
      In der Küche war es jetzt still. Katherine kam bestimmt jeden Augenblick herein. Phyllis atmete tief durch und versuchte, sich zusammenzureißen. Sie zwinkerte heftig und zwang sich dazu, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich waren, und nicht wie eine verzerrte Zeichnung oder eine unnatürliche lebendige Bühnenkulisse. Sie beobachtete durchs Fenster, wie die zukünftige Braut mit den verwelkten Blumen aus dem Eßzimmer über den Hof ging. Phyllis schaute ihr nach. Kann ja sein, dachte sie, daß es gar keine Hochzeit gibt. Vielleicht hat Katherine vorher einen Unfall - fällt in den See, fährt den Peugeot zu Schrott, gerät in den Mähdrescher. Die Vorstellung machte ihr angst. Nein. Katherine war jung und gesund und würde lange leben, sehr lange. Vielleicht sogar ewig.
      Und sie werden Kinder haben. Unter dem kuscheligen Mantel bohrte sich ein Messer in ihr Fleisch. Dann konnte sie sich nützlich machen. Arme alte Tante Phyllis. Komische alte Tante Phyllis. Eine Träne fiel in ihr leeres Glas. Guter Gott, sie brauchte noch was zu trinken. Allmählich drang Henrys Stimme in ihr Bewußtsein.
      »... und wir machen uns beide große Sorgen.«
      »Um wen, Henry?«
      »Hast du mir nicht zugehört?« Sie starrte ihn an - es war mühsam, sich in ihrem alkoholisierten Zustand zu konzentrieren. »Um dich natürlich.«
      »Mit mir ist alles in Ordnung.«
      Er stellte sein Glas ab und rollte zu ihr. »Sieh mal - du mußt nicht ins Cottage ziehen, Phyllis. Du selbst hast es vorgeschlagen. Kate und ich wären froh, wenn du hierbleiben würdest.« Sie gab einen Ton von sich, den man als Schluchzen oder Lachen deuten konnte. »Jedenfalls hoffen wir beide, daß du weiterhin viel Zeit mit uns verbringst. Katherine ist es nicht gewöhnt, einen so großen Haushalt zu führen. Sie wäre bestimmt dankbar für deine Hilfe - genauso dankbar, wie ich dir immer war.«
      »Das bin ich jetzt also für euch? Ein unbezahltes Dienstmädchen?«
      »Selbstverständlich

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