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Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Titel: Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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gerichtlichen Untersuchung in dem Zeitungsartikel noch einmal durch, obwohl er ihn bereits im Schlaf hätte aufsagen können, und erinnerte sich an sein spontanes Gefühl, daß irgend etwas an dieser Geschichte mit dem Jagdunfall nicht stimmte und keinen rechten Sinn ergab, aber inzwischen kamen ihm die Worte so schal vor, daß er sich fragte, woraus dieser erste Impuls entstanden sein könnte. Sicherlich hatte das wiederholte Lesen nichts dazu beigetragen, sein instinktives Gefühl zu erhellen.
      Am Morgen hatte er mit Norah Whiteley im Büro ihres Schuldirektors, der sich taktvoll zurückgezogen hatte, gesprochen. Sie war eine dünne Frau mit bitterem Zug um den Mund und kleidete sich fatalerweise zu jugendlich. Was sie ihm zu sagen hatte, war beunruhigend.
      »Ich habe David verlassen, weil ich Angst vor ihm hatte. Mit den anderen Frauen hätte ich mich abfinden können, wenigstens ließ er mich dann in Ruhe. Aber er war gewalttätig. Man wußte nie im voraus, was ihn in Rage bringen würde. Das Abendessen war nicht so, wie er es wollte; das Auto sprang nicht an - solche Sachen reichten schon aus. Ich selbst wäre damit fertig geworden, aber als er anfing, auf Jamie loszugehen ... Ich forderte ihn auf zu gehen, und als er keine Anstalten machte, packte ich seine Sachen, stellte sie vor die Haustür und ließ die Schlösser auswechseln. Trotzdem mußte ich vor Gericht gehen, um ihn davon abzuhalten, uns weiter zu belästigen.«
      »Darf er den Jungen sehen?«
      »Nein.« Ihre Miene war hart, unglücklich und dennoch zufrieden. »Er hat ein Besuchsrecht beantragt, aber ich konnte es abwenden. Es war ein erbitterter Kampf. Ich konnte nicht sicher sein, daß er Jamie nicht schlägt.«
      »Wissen Sie, ob er im Moment eine ... Affäre mit jemandem hat?«
      »Bestimmt. David ist nie lang ohne Frau. Er ist sexbesessen.«
      Barnaby sah im Geiste David wieder nah bei Katherine Lacey am Küchentisch von Tye House sitzen. Damals hatte er den ersten Eindruck, den diese Szene auf ihn gemacht hatte, Verworfen. Eine Spur von D.H. Lawrence. Und diese wundervollen glühend leidenschaftlichen Filme seiner Jugend: Frau ohne Gewissen. Im Netz der Leidenschaften. Es war alles da: die schöne Frau eines anderen, der unzulängliche Ehemann, der starke, gesunde Kerl. So offensichtlich - ein Klischee. Und dennoch... oft stellt sich das Augenfälligste zu guter Letzt doch als Wahrheit heraus.
      Aber Barnaby konnte nicht behaupten, irgendwelche Anzeichen von schlechtem Gewissen bemerkt zu haben, als er aufgetaucht war und die beiden aufgescheucht hatte. Whiteley hatte einen deprimierten, gereizten Eindruck gemacht, Katherine hatte lediglich Interesse und Betroffenheit über Miss Simpsons Tod gezeigt. Und sie wirkte irgendwie kühl, beinahe rein und geschlechtlos bei all ihrer Schönheit. Er konnte sich denken, daß sie ihren Körper dem rechtmäßigen Besitzer anbot, wenn alle Formalitäten geregelt waren - nicht notwendigerweise ohne Liebe. Er traute ihr ein gewisses Maß an Zuneigung zu, aber es fiel Barnaby schwer, sie sich als eine Frau vorzustellen, die sich von der Leidenschaft so mitreißen ließ, daß sie ihre goldene Zukunft aufs Spiel setzte.
      Mit David Whiteley war das anders: Er war unmoralisch, selbstsüchtig und, wie sich jetzt heraus gestellt hatte, gewalttätig. Barnaby sah ihn ohne große Schwierigkeiten in der Rolle des Mörders. Seltsamerweise war der Mord an Miss Simpson jedoch nicht brutal, sondern eher subtil gewesen. Der Gutsverwalter hätte wohl kaum die Zeilen in Julius Caesar angestrichen, und ganz bestimmt konnte er sich mit seinen breiten Schultern, den kräftigen Armen und Beinen nicht durch das Speisekammerfenster zwängen. Zudem würde er wohl niemals einen Mord begehen, um jemandes Hals zu retten, es sei denn, es wäre sein eigener. Barnaby gab der Hängeregistratur einen Schubs. Unwillkürlich fiel ihm der Vergleich mit dem russischen Roulette ein, als die Karteikarten herumwirbelten. Fünf leere Kammern, in der sechsten die Kugel, mit der man sich das Hirn aus dem Schädel blasen konnte. Er trank seinen Kaffee und freute sich, nur urzeitlichen Kaffeesatz und nichts, was einem lebendigen Wesen ähnelte, auf dem Boden der Tasse zu entdecken. Das Telefon klingelte.
      Einen Augenblick später rief die Polizistin Brierley: »Ich habe eine Mrs. Sweeney in der Leitung, Sir. Sie möchte mit jemandem sprechen, der für die Ermittlungen im Mordfall Simpson zuständig

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