Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende
was die Sache noch komplizierter macht.«
»Wäre es in so einem Fall nicht schwierig, das Messer richtig zu halten? Wo wir hier doch von jemandem reden, der sehr flink ist.«
»Stimmt.« Barnaby erhob sich. »Ich werde veranlassen, daß man Craigie überprüft. Für gewöhnlich orientieren sie sich bei der Namensänderung am Original. Möglicherweise sind die Initialen dieselben.«
»Wie alt ist er wohl gewesen... fünfundfünfzig? Sechzig?«
»Das würde ich auch sagen. Möglicherweise noch einen Tick älter. Ich gehe mal ins Pathologie-Labor rüber und finde raus, wie weit die sind.« Er nahm seine dünne Jacke vom Garderobenhaken. »Und später versuchen wir noch mal, Felicity Gamelin zu verhören. Könnte ja sein, daß wir heute ein paar einigermaßen schlüssige Antworten aus ihr rauskriegen.« Er drehte sich in Richtung Tür. »Und wir könnten Ihre Aura deuten lassen, wo wir schon mal dabei sind.« Troy tippte mit dem Zeigefinger an die Schläfe. Barnaby grinste. »Oder Ihr Horoskop. Welches Sternzeichen haben Sie noch gleich? Sirius, der Hundestern?«
»Wenn dem so wäre«, meinte Troy, »könnte ich wetten, daß der kleine Mistkerl Männchen macht.«
Nachdem Arno längere Zeit im Garten gearbeitet und etwas Obst zu sich genommen hatte, um klarer denken zu können, plagte er sich mit einem Haiku ab. Seine Gedanken kreisten ausschließlich um May (das Gedicht war selbstverständlich für sie bestimmt). Der Haiku - drei Zeilen mit fünf, sieben und fünf Silben, in die ein einziger erhellender Gedanke gefaßt wurde - war keine leichte Form. Neben Arnos Stuhl war der Fußboden mit zusammengeknüllten Papierkugeln bedeckt.
Laut seufzend, beklagte er frustriert, daß Thalia, die poetische Muse sich so rar machte, daß die englische Sprache ungewöhnlich widerspenstig war.
Geliebte Blume leichtfüßiger Musikus Seele der Flamme.
Das konnte er ihr nicht geben. Zum einen wirkte es unvollständig, wie der Anfang eines viel längeren Gedichts. Und dann war da dieses »geliebte«. Derlei Zärtlichkeiten schlichen sich immer wieder ein. In jedem seiner vorherigen Versuche kam mindestens eine solche Liebkosung vor. Wollen wir doch mal ehrlich sein, gestand sich Arno mißmutig ein: Bezeichnet man eine Person als »Engel«, »schöne Blume« oder »allerliebster Schatz«, wird die betreffende Person früher oder später aus dem Gedicht etwas anderes als Freundschaft oder Respekt herauslesen.
Verärgert und geistig ermattet, gab Arno vorzeitig auf und trat an das Becken, um seine schmutzigen Hände zu waschen. In der festen Überzeugung, nur die edelsten Materialien würden dieser heiligen Pflicht gerecht, hatte er feinstes Pergament, eine Flasche sepiafarbener indianischer Tinte und eine Kalligraphiefeder gekauft. Dummerweise kam er, der normalerweise Kugelschreiber verwendete, mit dem Schreibwerkzeug überhaupt nicht zurecht. Die vielen Tintenkleckse waren der Beweis dafür.
Die Hände und die Knöchel schrubbend, betrachtete ein deprimierter Arno sich in dem kleinen, abgeblätterten Spiegel. An sein Erscheinungsbild konnte er sich nie gewöhnen, nicht in einer Million Jahren. Wenn er nur großgewachsen und gutaussehend wäre! Ohne zu zögern, würde er ihr den Boden unter den Füßen wegreißen und mit ihr auf dem Sattel eines wunderbaren weißen Pferdes mit edelsteinbesetztem Geschirr und goldenen Zügeln davonreiten.
Die Vorstellung ließ Arno schmunzeln. Seine Mutter hatte derlei Schwelgereien immer als »in Ekstase geraten« bezeichnet. Kritisch musterte er sein Gesicht, zupfte an seinem Bart, teilte ihn vorsichtig, wickelte die beiden Enden um seine Finger.
Er hatte einen Rauschebart ausprobiert, ein Ding voller Eigenleben, das ihm bis auf die Brust fiel, der ihm nicht gestanden hatte. Zu jener Zeit hatte er wie ein Zwerg mit einer Fußmatte am Kinn ausgesehen. Der, den er jetzt trug, war... tja... nett. Wenigstens glänzte er, seit er regelmäßig eine Hennapackung auftrug. Manchmal allerdings überkam ihn der Verdacht, daß er ohne Gesichtsbehaarung jünger aussehen würde.
Bevor er sich abwandte, bespritzte Arno sein Gesicht mit grünlichem Wasser aus einer halbvollen Schüssel mit Steinbrech. Heather hatte ihm glaubhaft versichert, daß dies ein hervorragendes Mittel für das Bleichen von Sommersprossen sei. Seit einem geschlagenen Monat verwendete er das Zeug nun schon und konnte absolut keinen Unterschied ausmachen. Er trocknete sein Gesicht
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