Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende
sowieso schon wußte.«
»Hatten Sie jemals das Gefühl, daß sich jemand nur widerwillig äußerte? Oder den Eindruck, daß sie etwas verbargen?«
»Nein, verflucht noch mal. Ab einem gewissen Punkt fragte ich mich, ob sie alle dahinterstecken.« Er bemerkte den fragenden Blick, die in Falten gelegte Stirn. »So was kommt gar nicht so selten vor.«
»Dessen bin ich mir bewußt.« Barnaby, der seinen Stift schon längst weggelegt hatte, schob ihn nun zusammen mit dem Block beiseite. »Sicherlich ist es unwahrscheinlich, daß keiner auf Manor House von den Medikamenten Ihres Onkels und den möglichen Nebenwirkungen wußte.«
»Da habe ich so meine Zweifel. Das Thema Alkohol wurde bestimmt nie angeschnitten. Die Kommune ist trocken, müssen Sie wissen.«
»Trocken}« Ganz unvermittelt kam dem Sergeant dieses Wort über die Lippen. Mit ernster Miene schaute Troy sich um, als befände sich eine vierte Partei im Raum, versteckte sich eventuell im Aktenschrank und besitze die Dreistigkeit, sich ungefragt zu äußern.
»Sie haben nicht zufälligerweise sein Zimmer durchsucht?«
»Woher wissen Sie das?« Er schien kurzzeitig beeindruckt zu sein.
»Man hat Sie gehört.«
»O Gott. Das ist dumm.«
»Haben Sie nach etwas Bestimmtem gesucht?«
Andrew errötete. Er schien sich nicht wohl in seiner Haut zu fühlen, und zum ersten Mal seit Beginn des Verhörs wirkte er unaufrichtig. Er zögerte kurz, zuckte mit den Achseln und drehte die Handflächen nach oben, als müsse er sich rechtfertigen. »Das wird so kurz nach dem Tod meines Onkels bestimmt hartherzig klingen, aber ja, ich suchte nach einem Testament. Vor seinem Umzug nach Windhorse hat er sein Haus verkauft. Nichts Großes. Ein Reihenhäuschen mit drei Schlafzimmern in einem Teil von Islington, der vor Jahren nicht gerade edel war. So was gibt es heute natürlich nicht mehr. Er bekam einhundertachtzigtausend Pfund dafür.« Troy stieß einen leisen Pfiff aus. »Ich ging zu seiner Bank, Barclays, wo er seit Jahren ein Konto hatte, doch die hatten kein Testament für ihn aufbewahrt und konnten mir nichts über seine Angelegenheiten sagen.«
»Vielleicht hat er es der Kommune vermacht?«
»So funktioniert das aber nicht. Man muß sich nicht einkaufen. Die Menschen kommen selbst für ihren finanziellen Unterhalt auf. Und außerdem hätte er das nie und nimmer getan. Er hätte mich nicht bei sich aufnehmen und großziehen müssen. Nachdem er sich dazu entschieden hatte, standen wir uns sehr, sehr nah. Ich war sein nächster Verwandter, und ich weiß, daß er mir das aus dem Verkauf des Hauses stammende Vermögen hinterlassen hätte. Auf alle Fälle eher mir als einer Horde Fremder.« Bei den letzten Worten hob sich seine Stimme erneut. Er legte eine Pause ein. Atmete tief durch und griff, um sich zu beruhigen, nach der dritten Zigarette.
»Wären Sie so freundlich, mir die letzte Adresse, die von EarPs Court, zu geben, Mr. Carter?«
Barnaby nahm wieder seinen Stift in die Hand.
»Barkworth Gardens 28. Leicht zu behalten, denn das entspricht meinem Alter.«
»Sie behaupten, Sie sind an jenem Morgen, an dem Ihr Onkel verstarb, bis mittags daheim geblieben. Waren Sie allein?«
»Teilweise ja. Gegen halb elf fragte Noeleen, eine Australierin, die nebenan wohnte, ob ich mit ihr Kaffee trinken möchte. Wir gingen dann in ihre Wohnung. Das Telefon befindet sich im Flur, und sie ließ die Tür offenstehen. Warum fragen Sie?«
Anstatt zu antworten, stellte Barnaby ihm noch eine Frage. »Was werden Sie nun tun, wo Ihre Tarnung aufgeflogen ist?«
»Wieso ist sie denn aufgeflogen?« Beide Männer warfen ihm erstaunte Blicke zu. »Im Haus gibt es weder einen Fernseher noch Radio.«
»Es steht in allen Boulevardzeitungen, Mr. Carter«, gab Troy zu bedenken. »Vielleicht wurde die Heirat auch plakatiert. Man muß keine Zeitung kaufen. Man muß nur irgendwo in der Nähe eines Verkaufsstandes sein.«
»Davon weiß ich nichts. Ich war heute morgen im Dorf, und mir ist nichts dergleichen aufgefallen. Wie auch immer - die Neuigkeit hält nur einen Tag vor, nicht wahr? Morgen ist alles Schnee von gestern. Ich denke, ich werde den Mund halten und die Daumen drücken.«
»Die Journalistenmeute wird jeden Augenblick über die Kommune herfallen«, prophezeite Barnaby. »Mit dem neuen Mord und Gamelins Tod. Es macht keinen Sinn, in deren Gegenwart zu behaupten, Sie seien Christopher
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