Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Titel: Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
Vom Netzwerk:
Barnaby hatte die Blätter aus dem Ordner genommen, ehe Audrey das Büro verlassen hatte. Schnell überflog er das Gedruckte. »Irgendwelche Überraschungen?« fragte Troy und wurde mit einem Blick bedacht, den er als wohlwollend auslegte.
      »Craigie hat in letzter Zeit nicht geraucht, früher hingegen schon. Und nicht getrunken. Hat neun Stunden vor seinem Tod zum letzten Mal gegessen. Todesursache ist ein gerade ausgeführter Stoß mit dem Messer, der den rechten Ventrikel durchstieß. Damit ist die These, daß Gamelin von hinten zugestoßen hat, vom Tisch.«
      Als Barnaby eine Pause einlegte, verlagerte Troy sein Gewicht, um seine Irritation zu verbergen. Der alte Herr hatte die Angewohnheit, theatralische Pausen einzulegen, wann immer eine besonders krasse Enthüllung bevorstand. Das lag in der Familie. Da mußte man eben Zugeständnisse machen. Nichtsdestotrotz ging es Troy gegen den Strich, daß er immer gescholten wurde, zu Potte zu kommen, wenn er das versuchte. Pflichtschuldig gab er seinem Chef das Stichwort.
      »Ist das alles, Sir?«
      »Nicht ganz.« Barnaby legte den Bericht auf den Schreibtisch. »Er hatte Knochenkrebs.«
      »Krebs!« Was immer Troy auch erwartet haben mochte, das gewiß nicht. Barnaby hätte sich keine zufriedenstellendere Reaktion wünschen können. Troy setzte sich auf den Besucherstuhl. »Wie stand es um ihn - schlimm?«
      »Schlimmer ging’s nicht. Sie behaupten, daß er höchstens noch ein paar Monate zu leben hatte. Das erklärt selbstverständlich auch die Perücke.«
      »Wie bitte?«
      »Falls er sich einer Chemotherapie unterzogen hat, sind ihm wahrscheinlich die Haare ausgefallen.«
      »Aber würde er auf solch ein Hilfsmittel zurückgreifen? Sie wissen doch, wie die da oben sind. Würde er sich nicht eher irgendwelchen ominösen Strahlen aus dem Universum aussetzen oder sich Kräuter in die Nase stopfen?«
      »Denken Sie daran, er war im Hillingdon an dem Tag, an dem Riley aufgegabelt wurde. Gibbs sagte aus, daß Craigie regelmäßig das Krankenhaus aufsuchte. Ich nehme mal an, daß man den anderen damit seine Besuche erklärte.«
      »Sie meinen, er wollte sie nicht aufregen, solange es sich vermeiden ließ?«
      »Ganz genau.«
      »Dann ist er also doch ein Heiliger.« Enttäuscht zog Troy die Mundwinkel nach unten. Selbst seine ansonsten immer zu Berge stehenden Haarspitzen neigten sich ein klein wenig.
      »Wir werden uns in dieser Angelegenheit noch mit dem Krankenhaus in Verbindung setzen, doch ich halte es für ratsam, nicht mehr davon auszugehen, daß die Perücke Teil eines großangelegten Betrugs war.«
      Troy setzte eine bedeutungsschwangere Miene auf. Er zuckte mit den Achseln, schürzte die Lippen, nickter Besonnen, aber nicht überzeugt. »Und welchen Einfluß hat dies Ihrer Meinung nach auf den Mord, Chief?«
      »Keine Ahnung. Sollte es Craigie gelungen sein, seine Krankheit geheimzuhalten, möglicherweise gar keinen.«
      »Der Mörder hat bestimmt nichts davon gewußt. Wer riskiert schon, für Jahre ins Gefängnis zu wandern, wenn er einfach in aller Seelenruhe abwarten kann, bis der Betreffende ins Gras beißt.«
      »Das gilt nur, falls Zeit keine Rolle spielte.«
      »Richtig. Andererseits... he... was ist damit? Da er wußte, daß seine Tage gezählt waren, und weil er keine Lust hatte, all den Schmerz und die vielen Prozeduren über sich ergehen zu lassen, begeht unser Held Selbstmord.«
      »Vom psychologischen Standpunkt aus gesehen, klingt das meiner Ansicht nach ganz einleuchtend. Aber er hätte niemals so gehandelt, weil das für die anderen ein Maximun an Leid und Verwirrung bedeutet hätte. Ich sehe ihn als jemanden, der seine Angelegenheiten in Ordnung bringt und dann eine Überdosis nimmt, nachdem er eine Nachricht an seine Zimmertür geklebt hat. Sie wissen schon - bitte nicht stören. Ruft einen Krankenwagen.«
      »Okay. Nehmen wir mal an... ähm... jemand weiß Bescheid, ja? Er mußte es jemandem sagen, um die Zukunft der Kommune nicht zu gefährden, und er - oder sie - kann es nicht ertragen. Kann den Gedanken nicht ertragen, daß der arme alte Obi zunehmend wirrer im Kopf wird. Und beschließt, ihn aus Barmherzigkeit umzubringen. Ein kurzer Stoß mit dem Messer, und schon wandelt ein Seeliger weniger auf der Erde, schon steht einer mehr vor der Himmlischen Pforte.«
      »Da habe ich denselben Einwand. Diesen Ausweg würde keiner von denen wählen.« Barnaby tippte auf den Bericht.

Weitere Kostenlose Bücher