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Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Titel: Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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neue Informationskrümel verfügte, die er ihnen zum Fraß vorwerfen konnte.
      »Verbraten Sie noch mal das, was Sie denen gestern schon gesagt haben. Nur mit anderen Worten.«
      »Danke, Tom. Sie waren mir eine große Hilfe.«
      »Gern geschehen.« Barnaby legte auf. Als er aufblickte, war das Büro leer.
     
    Arno ging im Obstgarten spazieren. Es war noch ziemlich früh. Blaue Nebelschwaden lagen über den Beeten, und die frostüberzogenen Äpfel schimmerten im morgendlichen Sonnenschein. Über seinem Kopf funkelte der strahlende Morgenstern. Obwohl er in der Nacht kaum ein Auge zugemacht hatte, war er kein bißchen müde.
      Er trug ein mit Erdbeerblättern verziertes Schälchen und ging zu »Stella«, ihrem sich selbst befruchtenden Kirschbaum, der reichlich Früchte trug. Der Baum war mit einer Reihe von Netzen bedeckt, die auf Flohmärkten gekauft und hinterher zusammengeflickt worden waren. Das Ding war nicht wirklich vogelsicher. Gerade als Arno näher kam, traten ein paar Stare laut zwitschernd die Flucht an. Er pflückte die restlichen Kirschen, stellte das Schälchen auf das Gurkenspalier und schnitt mit seinem Taschenmesser die angeknabberten und verschrumpelten Früchte ab. Die anderen stapelte er zu einer kleinen Pyramide und ordnete sie so an, daß die schöne Seite nach außen zeigte. Leider war das Ergebnis alles andere als befriedigend. Die Kirschen hatten nichts mit den üppigen dunkel glänzenden Exemplaren gemein, die man in Supermärkten kaufen konnte.
      Normalerweise akzeptierte Arno voller Resignation die ungespritzte Unvollkommenheit, aber heute gedachte er May zu verführen. Am vergangenen Abend hatte sie kaum einen Bissen zu sich genommen, was ihn angesichts des desaströsen Nachmittags kaum verwunderte. Seit dem Abendessen war Arno beunruhigt, weil er (wie alle Liebenden) fürchtete, daß seine Angebetete dahinschwand, falls sie so weitermachte.
      Das Schälchen vorsichtig balancierend, überquerte er den Rasen. Erst jetzt bemerkte er, daß die Sonne aufgegangen war, daß das Gras seine Frische von vorhin verloren hatte, daß das taubenetzte Grün unter seinen Sohlen sich weich anfühlte. Als er sich dem Haus näherte und in Sichtweite des Haupttors gelangte, zögerte er und schlich dicht an der Hecke entlang, um dann das letzte Stückchen ungeschützt zurückzulegen.
      Ave und Terry hatten mit der Belagerung recht behalten.
      Arno hatte ein altes Schloß und eine rostige Eisenkette gefunden und gerade noch rechtzeitig das Tor gesichert. Am frühen 'Abend hatte sich dort draußen eine lautstarke Menschenmenge versammelt. Das alles erinnerte ein wenig an eine Szene aus einem alten Stummfilm, in der aufbegehrende Bauern die Bastille stürmen. Fotografen waren auf die Mauer geklettert, und der Krankenwagen hatte große Mühe gehabt, durchzukommen.
      Doch im Moment herrschte Ruhe. Vögel zogen ihre Kreise. Die Würmer zeigten sich noch nicht. Wie sich herausstellte, war Arno nicht der einzige Frühaufsteher. Als er um die Hausecke bog, wurde ein Fenster im Erdgeschoß aufgerissen. Es gehörte zu Mays Zimmer. Kurz darauf schallte ein wunderschöner Akkord durch die reine Luft. Arnos Herz machte einen Satz, setzte einmal aus und schlug dann hocherfreut weiter.
      Er versteckte sich im Efeu, stand reglos da, hob und drehte den Kopf, während es ihn zum offenstehenden Fenster drängte wie die Blume zum Licht. Ein goldener Ton ergoß sich in die strahlende Morgenfrische, legte sich um Arnos Herz, band ihn noch enger an sie, an die liebste aller Musikerinnen. Sich zurücklehnend, schloß er die Augen. Unbemerkt fiel Staub aus dem Efeu auf seine Haare und seinen Bart. Die Welt schrumpfte auf die schnellen Bewegungen des Cellobogens zusammen.
      Sie spielte ein katalanisches Volkslied. Den majestätisch-melancholischen Trauergesang eines Exilanten. Wie üblich stimmte das Lied Arno traurig, doch die Liedstruktur war so harmonisch, die Melodie so lieblich, daß er, wenn die letzten Töne erklangen, nicht Trauer empfand, sondern schieres Glück.
      Sein Blick fiel auf das Schälchen. Die Kirschpyramide war zusammengefallen. Die Früchte schrumpelten schon ein. Nicht einmal die Erdbeerblätter wirkten frisch. Die Unangemessenheit seines Geschenkes im Vergleich zu dem Genuß, der ihm gerade beschieden gewesen war, beschämte Arno zutiefst. Ohne zu zögern kippte er die Kirschen hinter die Blumenbeeteinfassung und brachte das Schälchen in den Töpferschuppen.
      Die

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