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Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Titel: Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Arno mit Chris’ Unterstützung die Briefe aus. Wie er angenommen hatte, handelte es sich bei den meisten um Anmeldungen für geplante Veranstaltungen. Ein oder zwei Rechnungen waren ebenfalls darunter und auch die Anfrage nach einer Heilsitzung. Als May eintrat, erhob er sich und händigte ihr den Büttenumschlag aus, den sie umgehend aufriß.
      »Der Brief ist von einem Mr. Pousty von Pousty & Dingle. Sie möchten uns sprechen.«
      »Weswegen?« fragte Arno.
      »Das steht nicht drin.« May stellte sich vor das offene Fenster und hielt den Briefbogen ins Sonnenlicht. Nach ein paar Minuten begann ihr Arm zu zittern. Sie zog den Brief zurück, preßte ihn an ihre Wange und atmete tief durch. »Nun, sicherlich gute Neuigkeiten. Wir sollten anrufen, Arno, und einen Termin vereinbaren.«
      Arno war nicht in der Lage, mit Mr. Pousty zu sprechen, der gerade in der Nähe von Cairngorms Urlaub machte, aber man ließ ihn wissen, daß Hugo Clinch sich freuen würde, sie an diesem Nachmittag um halb drei zu empfangen.
      Mr. Clinch, ein Mann Mitte Dreißig, trug einen hervorragend geschnittenen mittelblauen Anzug, eine etwas hellere Seidenkrawatte und eine graublaue Weste. Sein Hemd strahlte in einem blassen Kanarienvogelgelb, das sich nicht von seinen gelockten Haaren unterschied. Er besaß eine Menge großer, sehr gepflegter Zähne.
      Das Büro war hell und geräumig. An einer Wand hing eine Reproduktion von Annigonis »Queen«, und die anderen drei waren mit langen, schmalen Fotos von Cricketspielern bestückt. Ein Sack mit Golfschlägern lehnte an einem Aktenschrank, und auf dem Tisch stand ein in Silber gerahmtes Foto, auf dem Mr. Clinch mit einem Fechtdegen unter dem Arm und einem Rapier in der Hand abgebildet war.
      Arno, dem ein paar altmodische Zertifikate lieber gewesen wären, sah, daß May sich setzte, und folgte ihrem Beispiel. Kaum hatte er Platz genommen, ging eine Tür auf, und ins Zimmer stolperte eine Dame mit einem Hut wie ein glasierter Pilz. In Händen hielt sie ein Tablett mit Teegeschirr. Dem Alter nach hätte sie gut und gern Mr. Clinchs Großmutter sein können. Arno sprang auf und eilte ihr zu Hilfe. Dankbar neigte sie den Kopf und entfernte sich wieder. In der Luft blieb ein Hauch von Lavendel zurück.
      Nachdem der Tee - Lapsang Souchong - eingeschenkt und das Gebäck - Lincoln-Biskuits - verteilt waren, sprach Mr. Clinch ihnen sein Mitgefühl aus. Nach dieser kurzen Ansprache zog er eine graue Metallkiste heran, auf der seitlich in Weiß der Name »Craigie« geschrieben stand, und lächelte. Endlos lange Zahnreihen blitzten auf. Arno bewunderte die teuren Keramikkronen und fragte sich, wie der Mann es schaffte, den Mund zu schließen.
      Das Testament war kurz und schlicht gehalten. Beschrieben wurde das »Manor House« genannte Anwesen in Compton Dando, Buckinghamshire, das im folgenden zu gleichen Teilen Miss May Lavinia Cuttle und Mr. Arno Roderick Gibbs vermacht wurde. Pietätvoll legte der Anwalt eine kurze Pause ein, senkte den Blick taktvoll auf seine grüne Schreibunterlage und blickte schließlich auf. Er rechnete damit, daß sich auf den Mienen seiner Besucher Freude und Trauer spiegelten, wie das unter derlei Umständen immer der Fall war.
      Doch Mr. Gibbs war leichenblaß, umklammerte die Armlehnen seines Holzstuhls. Es war unübersehbar, daß er schreckliche Qualen litt. Im Gegensatz dazu nahm Miss Cuttles Antlitz in Sekundenschnelle einen tiefen Rotton an. Sie stieß einen Schrei aus und begann laut zu weinen.
      Schockiert über die allzu menschlichen Reaktionen, öffnete Mr. Clinch eine Schreibtischschublade und holte eine Schachtel Kosmetiktücher hervor. Als sein Papierkorb bis zur Hälfte mit verbrauchten Zellstofftüchern gefüllt war und Arnos Wangen langsam wieder einen verhaltenen Roseton annahmen, schenkte der Anwalt Tee nach, den keiner von beiden anrührte. Hilflos händigte er Arno, der in seinen Augen nicht ganz so mitgenommen wie seine Begleiterin war, einen Briefumschlag aus. Auf dem Umschlag hatte der Meister ihre beiden Namen geschrieben. Arno stand auf und fragte: »Müssen wir ihn jetzt lesen?«
      »Natürlich nicht. Obgleich darin Dinge angesprochen werden könnten, über die Sie eventuell mit mir sprechen möchten. Dies würde Ihnen einen weiteren Termin bei mir ersparen.«
      »Selbst wenn dem so ist, brauchen wir nach meinem Dafürhalten Zeit, um all das zu verdauen. Sicherlich wird Miss Cuttle...« Er warf May, die immer noch

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