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Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Titel: Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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zuvor.
      Keuchend legte sie eine weitere Pause ein. Ihre Schulterblätter schmerzten. Janet fiel auf, wie sich auf der schwarzweißen Geschenkhülle ein feuchter Fleck ausbreitete. Sie nahm die Schachtel, die auf der Eiscreme gelegen hatte, aus der Tüte. Nicht in der Verfassung, ihre Einkäufe erneut neu zu verteilen, quetschte Janet die Schachtel unter den Arm und stieg weiter die Treppen hoch.
      Bei der nächsten Verschnaufpause litt sie unter solchem Seitenstechen, daß sie den Rückenschmerzen gar keine Beachtung mehr schenkte. Ihre Schultern waren steif, ihre Beine zitterten wie Espenlaub. Der Oberarm, der die Schachtel an ihren Körper preßte, pulsierte. Schweiß tropfte ihr in die Augen.
      Gerade, als sie die Tüten erneut abstellen wollte, fiel ihr Blick auf den Boden, auf dem zermatschte Chips, fettiges Papier, eine von Fliegen übersäte Hühnerbrust, ein Kothaufen lagen. Irgendwie gelang es ihr, sich weitere acht Stufen hochzuschleppen. Sie setzte sich auf die letzte Stufe, legte den dröhnenden Kopf auf die Knie, kämpfte tapfer gegen die Tränen an.
      So saß sie lange in dem Wissen da, daß sie nicht weiter konnte, jedenfalls nicht mit den Tragetaschen. Vielleicht konnte sie die lästigen Dinger eine Weile lang in einer Nische verstecken. Nach der Begrüßung würde sie Trixie von den mitgebrachten Köstlichkeiten erzählen und zusammen mit ihr nach unten gehen, um sie zu holen. Ein Gedanke führte zum anderen, und schlagartig wurde ihr klar, daß sie mit hundertprozentiger Sicherheit davon ausgegangen war, Trixie anzutreffen - mit oder ohne diesem geheimnisvollen »V«. Sie stellte sich vor, wie sie zu dritt lachend zusammensaßen, die Won-Ton-Krabben aßen und blubbernden Champagner aus schlanken, langstieligen Gläsern tranken. Voller Vorfreude schaute sie sich nach einem Versteck um.
      Die Eingangstüren der vier Wohnungen zu ihrer Linken gingen auf einen schmalen, offenen Gang hinaus, der von einer ein Meter hohen Backsteinbrüstung eingefaßt war. Janet legte die Schachtel auf die Brüstung, während sie die Tragetaschen in die Ecke stopfte. Plötzlich streckte ein deutscher Schäferhund seinen Kopf aus einem nur wenige Zentimeter entfernten Fenster, knurrte feindselig und fletschte die Zähne. Panisch sprang Janet beiseite und schubste die Schachtel hinunter.
      Aufschreiend streckte sie die Hände aus. Ihre Finger berührten noch kurz das Geschenkband, doch dann war die Schachtel weg, fiel langsam, beinah schwerelos nach unten und drehte sich dabei um die eigene Achse. Ihr Schrei veranlaßte die Motorradfahrer, denen sie vorhin begegnet war, die Köpfe zu heben. Sie beobachtete, wie sie sich in Bewegung setzten, sich der Stelle näherten, wo die Schachtel vermutlich aufschlug. Mit ihren bunten Kappen, ihren quadratischen Körpern und den dünnen Beinen glichen sie einem Schwarm angreifender Insekten.
      Janet wandte sich ab und stieg die nächsten Stufen hoch. Daß sie sich nun am Treppengeländer festhalten konnte, freute sie. Ehe sie die vierte Etage erreichte, waren all ihre Einkaufstüten verschwunden. Im fünften Stockwerk angekommen, starteten die Jungs ihre Motorräder, fuhren zwischen den aufgestellten Betonpfosten herum und spritzten Erde in die Luft. An ihren Stangen mit den unechten Fuchsschwänzen und Flaggen, auf denen Tod und Verwüstung propagiert wurden, flatterte unter anderem auch Janets teures Seidentuch.
     
    Trixie ließ sich auf das schmale Bett fallen und preßte sich an das knochige Rückgrat ihres Geliebten. Sie hatten miteinander geschlafen, sich ausgeruht, wieder miteinander geschlafen und sich danach abermals ausgeruht. Sie empfand freudige Erregung, er Dankbarkeit und Glück, fürchtete aber"immer noch, daß alles nur ein Traum war. Daß seine Frau zurückkehrte.
      Sie hatte Trixie und ihn schon einmal vor sechs Monaten erwischt. Hatte Victor im Badezimmer eingeschlossen, Trixie vermöbelt und sie hinterher blutend und von blauen Flecken überzogen zur Haustür rausgescheucht. Eins müßte man der guten Hedda lassen: Sie war eine kräftige Frau.
      Trixie war zu ihrer Schwester nach Hornchurch geflüchtet und hatte dort in einem Buchladen ein Poster von Golden Windhorse gesehen. Ihrer Anstellung als Boutiqueverkäuferin weinte sie nicht nach, Victor hingegen schon. Wiederholt rief sie bei ihm zu Hause an und legte auf, wenn Hedda daheim war, bis sie ihn eines Tages allein erwischte. Nachdem sie ihm die Adresse ihres Unterschlupfes genannt

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