Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende
Leute, die wiedergeboren werden, nicht mal beim ersten Mal auf die Welt kommen dürfen.«
Barnaby lachte, woraufhin Troy ihm einen verunsicherten Blick zuwarf. Manchmal reagierte sein Chef so. Verzog angesichts der klügsten Scherze keine Miene, fiel aber vor Lachen fast vom Stuhl, wenn man es ernst meinte. »Es wird Zeit, Sir.«
»Vielleicht kommt ja noch was rein.«
»Dachte, Sie hätten gesagt, heute sei Cullys Geburtstag.« Barnaby konnte die unverhohlene Wollust, die jedes Mal in Troys Tonfall mitschwang, wann immer er Cullys Namen erwähnte, nicht leiden. »Wird es keine Party geben?«
»Eine kleine. Wir feiern heute auch noch ihre Verlobung.«
»Ach ja. Und was macht er?«
»Ist Schauspieler.«
»Dann wird er bald im Fernsehen zu sehen sein«, sagte Troy.
Ohne etwas zu erwidern, stierte Barnaby auf den Stapel mit den Aussagen. Die von Gamelin lag obenauf. Verbarg sich auf dieser abgetippten Seite oder auf einer der anderen eine Zeile, die neu interpretiert werden konnte? Eine Information, die man in einem anderen Licht betrachten mußte?
Voller Sympathie musterte Troy seinen Chef. »Ich setze mein Geld auf diesen Meister Rakowsky. Jemand, der umsonst juristischen Beistand gewährt, kann nichts Gutes im Schilde führen. Die meisten Anwälte verlangen fünfzig Pfund nur fürs Handschütteln.« Er kicherte. »Und wo wir schon von Anwälten sprechen - haben Sie sich noch mal Gedanken über Miss Cuttle und diesen Gibbs gemacht? Ich meine - da haben wir doch ein Motiv. Elisabethanisches Herrenhaus, viel Grund und Boden, ganz zu schweigen von dieser Ziege. Ich weiß, vordergründig kommen sie einem wie unschuldige Idealisten vor -«
»Idealisten sind nie unschuldig«, sagte Barnaby, ohne aufzublicken. »Sie verursachen die Hälfte aller Probleme, mit denen die Welt momentan zu kämpfen hat. Sehen Sie sich das hier an.« Troy nahm Guy Gamelins Aussage in die Hand, las sie durch und warf Barnaby einen nichtssagenden Blick zu. »Erzählt uns was über den Mord, was wir bislang noch nicht gewußt haben.«
Troy runzelte die Stirn. »Nein, tut sie nicht.«
»Doch, tut sie. Lesen Sie noch mal.«
Troy las die Aussage noch zweimal durch. »Ohhh...« Er zuckte mit den Achseln. »Und - was für einen Unterschied macht das?«
»Möglicherweise«, Barnaby forderte die Aussage zurück, »bringt es uns dazu, die ganze Sache von einem anderen Blickwinkel aus zu betrachten. Das ist nie schlecht, wenn man nicht weiterkommt.«
»Richtig.« Troy wandte sich schnell ab, um einem Vortrag über Unvoreingenommenheit zu entgehen. »Müssen Sie jetzt nicht los?«
»Hmm.« Barnaby erhob sich, ohne den Blick von dem Blatt Papier zu nehmen. »Ich denke, morgen werden wir uns noch mal mit dem verrückten Jungen unterhalten müssen. Versuchen Sie rauszufinden, warum er felsenfest davon überzeugt ist, daß Craigies Tod ein Unfall war. Und wieso er solche Angst hat. Gibbs hat definitiv versucht, eine Begegnung zwischen ihm und uns zu vereiteln. Nächstes Mal muß ein anderes Kommunenmitglied dabeisein. Vielleicht haben wir dann mehr Glück.«
»Wann fängt sie an - die Feier?«
»Um halb sieben.«
»Dann schaffen Sie’s gerade noch.«
Barnaby machte »Hmm«, trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte und schaltete seinen Monitor ein. Troy verstand die Welt nicht mehr. Wie konnte er nur am einundzwanzigsten Geburtstag seiner Tochter im Büro rumhängen?
»Ich werde dableiben.« Ein überraschter Blick. »Die Abfütterung und das Baden des Babys habe ich ohnehin schon verpaßt, wozu also die Eile?«
»Das ist sehr nett von Ihnen, Gavin«, meinte Barnaby und dachte an die arme alte Maureen. »Aber mehr werden wir heute abend wahrscheinlich nicht rausfinden. Außerdem bin ich ja daheim erreichbar. Trotzdem - ich bin Ihnen sehr dankbar.«
»So bis gegen neun?«
»Gut. Bis dann bin ich bestimmt wieder zurück.«
»Aber sicher, Chief«, sagte Troy und dachte an die arme alte Cully.
Als Barnaby weg war, hing er gehorsam eine halbe Stunde lang im Büro herum, stattete dem Hauptbüro ein paar Besuche ab, unterhielt sich mit dem diensthabenden Personal, nahm ein paar unwichtige Telefonate entgegen. Gelangweilt beschloß er, in der Kantine zu Abend zu essen und hinterließ die Nachricht, daß - falls seine Frau anrief - man ihr sagen sollte, er sei nicht da, und, für den Fall, daß etwas reinkam, was mit der Windhorse-Sache zu
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