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Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Titel: Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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es!
      Seine große Chance, die Gelegenheit, auf die er so lange gewartet hatte. Sein großer Tag.
      Von diesem Bild angespornt, riß Arno die Blumen aus der Vase, blickte sich suchend nach einem Einschlagpapier um. Da nichts in der richtigen Größe, der richtigen Beschaffenheit, der richtigen Qualität vorhanden war, gab er sich mit einem Geschirrspültuch zufrieden. Er legte sich eine Strategie zurecht. Zuerst würde er ihr die Blumen überreichen, sich eine Zeitlang über die Schönheit ihrer Seele auslassen, über ihre erstaunliche physische Attraktivität und darüber, wie angenehm es war, mit ihr zu plaudern, sich dabei wie ein Mann von Welt verbeugen und sich dann zurückziehen. Durfte eigentlich nicht allzu schwierig sein. Jeder konnte ein bißchen Süßholz raspeln. Er legte das Kärtchen mit dem Haiku zwischen den Rittersporn und war gerade im Begriff, zur Tür zu gehen, als die Musik mitten in der Tonleiter (irgendwo zwischen dem Herz und dem Solarplexus) verstummte.
      Wie angewurzelt blieb Arno stehen und konzentrierte sich voll und ganz auf die sich ausbreitende Stille. Was war denn los? War sie krank? Ein Angstschauer lief ihm über den Rücken, bis er sich wieder gefaßt hatte. May war niemals krank. Diese rubenesken Gliedmaßen, diese strahlenden Augen und diese bemerkenswerte Oberweite waren nicht nur gesund, sondern unzerstörbar.
      Höchstwahrscheinlich legte sie nur eine Pause ein, um eine neue Seite aufzuziehen. Oder den rechten Arm auszuruhen. Mitten in der Tonleiter? Während er zögerte, überlegte, seinen Blumenstrauß umklammerte, drang ein anderes fremdes Geräusch an seine Ohren. Ein bittersüßer, reiner Ton, unterbrochen von kurzem, gurgelndem Stöhnen. Zuerst interpretierte er es als Gesang. Andererseits war der Vortrag wenig musikalisch, erinnerte ihn vielmehr an mittelalterliche französische Balladen, die meistens von einer Flöte begleitet dargeboten wurden. Schließlich verschaffte eine unglaubliche traurige Kadenz ihm Klarheit. Sie sang nicht, sie weinte.
      Überwältigt von Anteilnahme und Sorge, lief Arno den Korridor hinunter. Über ihr Instrument gebeugt, saß May auf dem Hocker und hielt den Bogen in die Luft, als beabsichtige sie, gleich weiterzuspielen. Ihre Wangen waren benetzt. Ihr Profil kündete von Trauer. Arno blieb auf der Türschwelle stehen. Ihr Anblick brach ihm das Herz. Er brachte kein Wort über die Lippen, nichts, nicht mal einen einzigen tröstenden Satz, geschweige denn seine ritterliche Liebeserklärung.
      Zuerst bemerkte sie ihn vor lauter Trauer gar nicht. Zögerlich wagte sich Arno mit seinem Blumenstrauß in der Hand ins Zimmer. Sie drehte sich um und sagte einfach: »Oh, Arno - ich vermisse ihn so sehr.«
      Das genügte. Befreit und kühn näherte sich Arno ihr. Rief: »Liebste May«, umarmte sie und rückte mit der Sprache heraus.
      Ab da wurde die Sache ein wenig kompliziert. May erhob sich. Auf ihrem Antlitz spiegelte sich eher Verwirrung denn Sorge oder Ablehnung. Arno, der sich an ihren breiten, in Seide gehüllten Schultern festhielt, rutschte ab. Darauf folgte eine kurze turbulente Rangelei mit in Falten gelegtem, rutschigem Stoff, kräftigen kurzen Beinen, losen, tiefblauen Blütenblättern, glänzendem Rosenholz, gefolgt von einem Aufschrei elementarer Heftigkeit. Ob dieser von Freude oder Zorn ausgelöst wurde, konnte im nachhinein unmöglich geklärt werden.
     
    Es war kurz vor sieben. Mit hinter dem Kopf gefalteten Händen saß Barnaby an seinem Schreibtisch, überdachte die vielen verschiedenen Details des Falles und hing überhitzten, abgestandenen Gedanken nach. Ein Labyrinth aus Gesichtern, Stimmen, Schaubildern und Fotos. Welches Puzzleteilchen würde Licht ins Dunkel bringen? Durchaus möglich, daß dieses Puzzleteilchen noch gar nicht gefunden worden war. Wo soll ich das in dem Fall noch hernehmen, fragte er sich?
      Daß ein Großteil der Informationen verworfen werden konnte, bezweifelte er nicht. Im Moment war er hingegen noch nicht bereit, diesen Schritt zu wagen. Er ließ seine verspannten Schultern kreisen, hob und senkte sie, um die Blutzirkulation anzuregen. Troy warf einen Blick auf die Armbanduhr.
      »Ich nehme mal an, daß die Leute auf Windhorse ihr Abendlied anstimmen«, sagte er. »Oder tanzen. Oder welchen komischen Dingen sie ansonsten nachgehen.«
      »Seien Sie nicht so, Troy. Womöglich werden auch Sie eines Tages wiedergeboren.«
      »Wenn Sie mich fragen, hätten die meisten

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