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Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Titel: Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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erblühte und strahlte sich über den gedeckten Tisch hinweg an. Nichts als Jugend, Schönheit und feuriges Talent. Die beiden halten sich zweifellos, sinnierte Joyce kritisch, für Viv und Larry de nos jours. Auch gut - das Leben würde sie schon noch zurechtstutzen. Das Leben, das Theater, die Menschen. Joyce empfand gleichzeitig Trauer, Irritation und Neid. Beim Einsammeln der Teller sagte sie: »Ich kann einfach nicht verstehen, warum die Psychiater das sexuelle Verlangen des Sohnes nach seiner Mutter Ödipuskomplex nennen. Im Grunde genommen geht es in diesem Stück doch genau darum, daß er nicht weiß, daß sie seine Mutter ist.«
      »Findest du nicht, daß Teiresias anrührend war?« Cully pickte das letzte bißchen Gelee auf. »Vor allem während der letzten Rede.«
      »Ach, komm schon«, entgegnete Nicholas geschwind. »Er hat eine Stimme wie ein Maiskuchen.«
      Die größte Tugend ist Großmut. Als Joyce das Geschirr raustrug, dachte sie, daß Nicholas lernen mußte, seine Zunge zu hüten, falls er weiterkommen wollte. Noch in der Küche konnte sie hören, wie die beiden die irrsinnigsten Pläne schmiedeten.
      »Es ist großartig, daß es einen weiblichen Boten gegeben hat«, meinte Cully. »Bei dem ganzen blutigen Durcheinander auf der Bühne sind das immer großartige Rollen.«
      »Überbrachten sie schlechte Nachrichten«, rief Joyce, »"wurden sie nach draußen geführt und geköpft.«
      »Großer Gott«, sagte Nicholas. »Wie kommt man nur zu so einem Job?«
      »Wie zu allen anderen auch«, erwiderte Cully schlagfertig. »Man hängt im Groucho’s rum.«
      Mehr Gelächter. Cullys kam tief aus der Kehle, hatte genau den richtigen Ton, die richtige Lautstärke. Das Läuten kleiner Silberglocken. Nicholas Lachen war warm, dunkel, maskulin, wie aus einem Rasierwerbeclip.
      Joyce richtete Sainsbury’s Enchiladas, Basmatireis und eine große Schüssel Eichenlaubsalat her. Auf dem Tisch standen schon zwei entkorkte Flaschen eines schweren portugiesischen Rotweins. Zum Nachtisch sollte es Chocolate-Butter-Pecan-Eiscreme geben. Sie rief: »Ich könnte Hilfe gebrauchen.«
      »Ich weiß immer noch nicht, wie ich mich entscheiden soll«, sagte Nicholas und brachte somit das Gespräch wieder auf seine Zukunft. Ihm waren eine feste Besetzung in Stratford und mehrere Parts am Octogon angeboten worden. »Ich denke, verschiedene Rollen sind immer besser.«
      »Klar doch.« Cully kam aus dem Staunen nicht heraus. »Was willst du werden? Schauspieler - oder irgendein Straßenkomödiant, der mit großen Augen zu Ian McKellans bestrumpften Beinen aufsieht?«
      »Ich nahm an, er sei am National?«
      »Oder du könntest in einer Produktion enden, die im Sande verläuft.«
      Nicholas bekam einen Schreck. »Im Sande verläuft?«
      Die Platten mit dampfenden Köstlichkeiten auf einem Tablett anrichtend, merkte Joyce, daß Tom neben ihr stand, und trug ihm auf, es ins Eßzimmer zu bringen. »Bemüh dich doch bitte, an dem Gespräch teilzunehmen, Liebling.«
      »Wie bitte?«
      »Sag was.«
      »Ich höre zu.«
      »Nein, tust du nicht.«
      »Die würden es doch gar nicht mitkriegen, wenn wir hier in der Küche essen würden.«
      »Führe mich nicht in Versuchung«, sagte Joyce in dem Wissen, daß er sich irrte. Schauspieler merken immer, wenn das Publikum verschwindet. Sie nahm den Wein, und Cully schenkte ein, während sie Nicholas versicherte, wie glücklich Bolton sich schätzen durfte, ihn zu haben. Nicholas sagte: »Bitte, keine Anhimmelei.«
      »Richtig, ihr beiden.« Barnabys Stimme war laut und fest. Der Tadel entging Nicholas nicht. Cully setzte eine Büßermiene auf und lächelte. Gläser wurden hochgehoben. »Auf euren zukünftigen Erfolg. Auf die Plakatwände und alles andere auch. Werde glücklich, Liebling.«
      Alle tranken einen Schluck. Dann kam Cully um den Tisch herum, küßte den Scheitel ihrer Mutter, die Wange ihres Vaters. Für einen Augenblick versperrte ihr herabfallendes Haar ihm die Sicht, und da spürte er mit voller Wucht, daß er sie verlor, obgleich er sich schon vor langer Zeit damit abgefunden hatte.
      »Danke, Dad, Ma.« Sie saß schon wieder auf ihrem Platz.
      Nicholas griff nach ihrer Hand, schob seine schlanken Finger zwischen ihre, führte ihre Hand an seine Lippen und gestand: »Ich möchte nicht zu lange von London Weggehen.«
      »Herrje, Nicholas, sagte Joyce leicht genervt. »Gerade vor fünf Minuten hast du die

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