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Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Titel: Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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dazugehörige Mann hielt in der rechten Hand einen blutigen Fleischklumpen.
      Im Zelt stank es nach brutzelndem Fett, verschüttetem Wein und nach in Pech getauchte, brennende Fackeln. Ein ohrenbetäubendes Gelage war im Gange. Männer brüllten einander an, lachten, schrien. Hunde knurrten, kämpften um Knochen. Irgendwo, mittendrin, ein Sänger, der sich selbst auf einer kleinen Trommel begleitete, darum kämpfte, sich inmitten des Lärms Gehör zu verschaffen.
      Die üble Luft machte den Vorkoster des Generals krank. Er stopfte sich das rohe Fleisch in den Mund, kaute auf den Sehnen herum, schluckte es mit Mühe, legte den Rest auf einen Metallteller. Eben war ein neuer Schlauch Wein entkorkt worden, und er nahm einen großen Schluck davon. Der Sklave des Generals, ein sehr junger Mohr, nahm den Teller und den Schlauch und brachte sie zu dem anderen Geschirr, das sich auf einer Steinplatte türmte. Der General nahm nie warmes Essen zu sich (da nicht alle Gifte schnell wirkten, mußte man sich in Geduld üben). Andererseits war er immer noch am Leben. Der General verzehrte gerade Schafsnieren. Rülpsend und furzend wischte er seine fettigen Finger am dicken Haar des Negerjungen ab und kippte sich dann etwas Wein hinter die Binde. Leute von höherem Rang nachahmend, stützte er sich auf seinen rechten Ellbogen. Seine große Tunika verrutschte, und jeder konnte seine Unterhosen sehen, die aus der Haut seines Lieblingshengstes gefertigt waren und wie Kastanien glänzten.
      Danach standen Pilze auf dem Speiseplan. Der Vorkoster haßte Pilze in jeder Form. Es war bekannt, daß manche Sorten tödlich waren, und obgleich die meisten (dank einer Reihe sich aufopfernder Vorgänger) kategorisiert worden waren, kam es immer wieder vor, daß sich ein giftiges Exemplar inmitten der anderen wiederfand. In so einem Fall stand sowohl das Leben des Vorkosters als auch das des Kochs auf dem Spiel. Leider liebte der General Pilze. Er hing der festen Überzeugung an, daß sie einen in der Liebe potent und in der Schlacht unbesiegbar machten.
      Die Pilze wurden in einem kleinen, vierbeinigen Bronzepfännchen gedünstet. Ihr Saft hatte eine unangenehme Farbe. Der Vorkoster schob einen einzigen Pilz und einen Löffel violetter Flüssigkeit in seinen Mund. Sofort würgte es ihn. Die Muskeln in seiner Kehle wurden starr, seine steife, schwarzan-gelaufene Zunge hing aus seinem Mund. Mit hervorquellenden Augen fiel er hin, stieß dabei das Pfännchen um, verbrannte sich die Arme mit dem dampfenden Essen.
      Kurz nahm er noch die besorgten Gesichter und den fliehenden Sklaven wahr, dann breitete sich die Paralyse in seiner Brust aus, und das Leben schloß sich in ihm wie ein Fächer.
      »May... May...« Arnos Worte klangen gepreßt, als er auf das schreckliche Würgen reagierte. Er sprang als erster von dem Sockel und kniete sich neben sie. Die anderen folgten seinem Beispiel und gruppierten sich um die am Boden liegende May. Selbst Felicity, die eher verwirrt denn besorgt zu sein schien, flanierte hinüber, um einen Blick auf die sich auf der Decke aufbäumende und windende Gestalt zu werfen.
      »So tut doch etwas!« schrie Arno. »Warum unternimmt ... denn... niemand etwas?« Er nahm Mays Hand, die Christopher eben noch gehalten hatte, und begann sie mit seinen Händen zu massieren.
      »Du mußt sie von Mund zu Mund beatmen.«
      »Sie ertrinkt nicht.«
      »Woher willst du wissen, daß sie nicht ertrinkt?«
      »Sollten wir nicht den Gürtel lockern?«
      »Seht euch ihr Gesicht an!«
      »Nehmt das Kissen weg. Legt sie flach hin.«
      »So kann sie nicht atmen.«
      »Ken hat recht. Das wird ihren Zustand nur noch verschlimmern.«
      »Wir brauchen etwas Odermennig.«
      »Ich dachte, davon hätten wir hier schon genug.«
      »Bemerkungen dieser Art sind nicht besonders hilfreich, Mr. Gamelin.«
      »Tut mir leid.«
      »Hier handelt es sich um einen Notfall, falls Sie das noch nicht bemerkt haben sollten.«
      »Es tut mir leid - okay?«
      May fletschte die Zähne und gurgelte erbarmungswürdig. »Was würde sie sagen, wenn sie sprechen könnte?«
      »Denkt an Farben, die den kosmischen Regeln folgen.«
      »Das stimmt, genau das würde sie sagen. Welchen Tag haben wir?«
      »Freitag.«
      »Das ist violett.« Heather neigte den Kopf tiefer und rief, »May - kannst du mich hören ? Denk violett...«
      May schüttelte angestrengt den Kopf, bemühte sich, die richtigen Worte

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