Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger
Schule gefahren, aber dort war er nicht mehr. Dann bin ich zu ihm nach Hause. Wo mir seine Frau mitteilte, daß er bei seiner Mutter sei. Also bin ich zu seiner Mutter, und was finde ich da?«
Mr. Clapton hatte die Tür geöffnet und den Anblick eines Streifenwagens der Polizei direkt vor seinem Haus als derart peinlich empfunden, daß er Troy, der zwar in Zivil war, am Arm gepackt und wortlos ins Haus gezerrt hatte. Für Troy war das eine überraschende Abwechslung zu dem gewesen, was er in solchen Fällen normalerweise erlebte.
Nachdem die Haustür hinter ihm laut ins Schloß gefallen war, hatte Mrs. Clapton, die an eine überdimensionale Geschenkpackung in glänzend rosarotem Nylon erinnerte, ihren Auftritt. Sie rang die molligen Hände und rief: »Er will nicht rauskommen! Er hat sich in der Toilette eingesperrt!«
Und an diesem Zustand vermochte auch Sergeant Troys wiederholtes Klopfen, Rufen und Bitten nichts zu ändern, wobei er gezwungen war, die Lautstärke der von unten heraufdröhnenden Popmusik zu übertönen.
Als der Sergeant schließlich aufgegeben hatte, brachten Mr. und Mrs. Clapton ihn bis zur Gartentür. Als er in den Wagen stieg, rief Mrs. Clapton beim Anblick einiger Passanten mit lauter Stimme: »Wir halten natürlich die Augen offen, Sergeant. Ist wirklich traurig, einen kleinen Hund auf diese Weise zu verlieren!«
Troy erzählte die Geschichte sehr charmant, und Barnaby lachte.
»Soll ich uns einen Haftbefehl besorgen? Ihn aufs Präsidium bringen?«
»Vielleicht morgen.« Barnaby trank seinen Kaffee, schob die Tasse außer Reichweite und wollte gerade von seiner Mini-Entdeckung an der Lyddiard Front berichten, als mehrere Männer des Teams vom Außendienst zurückkehrten.
Barnaby sah auf den ersten Blick, daß spektakuläre Enthüllungen kaum zu erwarten waren.
Wachtmeister Willoughby trat an Barnabys Schreibtisch und war erleichtert, als Troy aufstand und ging, denn er hatte unter dem Spott des Sergeants bereits mehr als genug gelitten. Barnaby deutete auf den leeren Stuhl, woraufhin Willoughby Platz nahm.
»Ich habe wie gewünscht mit Mr. St. John gesprochen«, begann Willoughby. »Er hatte seiner Aussage über Hadleighs Besucher am betreffenden Abend und dem Nachspiel nichts hinzuzufügen. Aber während des Tages ist ihm noch etwas aufgefallen. Ich fürchte, es ist leider ziemlich unbedeutend ...«
»Was unbedeutend ist, bestimme ich, Willoughby.«
»Selbstverständlich, Sir. Jedenfalls ... als er Mr. Hadleigh zum Gartentor gebracht hat, beobachtete Mr. St. John, wie Miß Lyddiard aus dem Garten von >Plover's Rest< kam und mit dem Fahrrad davonfuhr.«
»Wissen Sie auch, wann genau das gewesen ist?« Barnaby griff nach seinem Stift.
»Punkt elf Uhr dreißig. Mr. St. John erinnert sich deshalb so genau daran, weil er Hadleigh exakt eine halbe Stunde seiner Arbeitszeit geopfert hatte. Miß Lyddiard ist an jenem Nachmittag noch zweimal zurückgekommen. Wie Sie wissen, liegt das Haus >Borodino< direkt gegenüber ...«
»Ja, ja. Weiter.«
»Hadleigh hat ihr nicht geöffnet. Aber das war offenbar nichts Ungewöhnliches ... auf Miß Lyddiard bezogen, meine ich.«
Es entstand eine Pause. Willoughby drehte verlegen seinen Hut zwischen den Händen.
»Danke, Willoughby« Barnaby lächelte geistesabwesend. »Gut gemacht.«
»Oh!« Willoughby kam auf die Beine. »Danke, Sir.«
Barnaby hatte ihn bereits wieder vergessen. Er lehnte sich zurück, schloß die Augen und stellte sich den Gemeindepark von Midsomer Worthy vor, wie er an jenem eiskalten, frostigen Morgen ausgesehen haben mochte, der der letzte in Gerald Hadleighs Leben gewesen war. Er nahm an, daß in der Erwartung des Besuchs eines berühmten Autors eine gewisse Aufregung geherrscht haben dürfte. Kleine Gerichte für das Büffet mußten vorbereitet und für den Transport nach >Plover's Rest< fertiggemacht werden. Gegen Mittag des besagten Morgens störte der Eigentümer dieser entzückenden Behausung einen alten Mann, der nur in Frieden gelassen werden wollte, um an seiner Spionagegeschichte weiterzuschreiben. Gegen elf Uhr sollte eine Frau, die sich die Seele aus dem Leib weinte und dabei einen Papierkorb mit nassen Papiertaschentüchern füllte, von einer ebenso unwillkommenen Besucherin gestört werden. Nach dem Zusammentreffen war diese Person geradewegs zum Heim von Gerald Hadleigh geradelt. Da sie ihn nicht angetroffen hatte, war sie später
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