Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod
analysieren oder verräterische Erdklumpen von einem verdächtigen Paar Galoschen zu kratzen.
Nachdem sie kurz darüber nachgedacht hatte, ob der Singular von Galoschen wohl Galosche war, schleppte sich Mrs. Molfrey wieder nach draußen. So eine brillante Entdeckung konnte man doch unmöglich länger als eine Minute für sich behalten. Cubby war mit einer Tüte Brokkoli zu Ostlers gegangen, würde aber sicher inzwischen auf dem Rückweg sein. Als sie das Tor erreichte, mußte Mrs. Molfrey sich darauf abstützen, um wieder zu Atem zu kommen. Und dann, welche Freude! Wer sollte da anders auftauchen als Constable Perrot.
Obwohl er keinesfalls an ihren eigentlichen Vertrauten heranreichte, gehörte er doch zur selben Zunft und war somit ein überaus geeigneter Bote. Mrs. Molfrey rief: »Huhu!« und winkte heftig mit ihrer getigerten Pelerine aus Organza.
PC Perrot schob seine Honda gerade aus dem Hof von Nightingales. Er hatte sich große Mühe gegeben, fast eine halbe Stunde vor dem Postboten dort zu sein, damit nur ja nichts schiefging. Er hatte sogar daran gedacht, ein Paar Gartenhandschuhe mitzunehmen, die einzigen Handschuhe die er besaß, falls irgendwelche Briefe ankamen. Es gab insgesamt drei. Er verstaute sie vorsichtig in seiner Satteltasche.
»Guten Morgen, Mrs. Molfrey.«
»Ich zittere wie Espenlaub«, sagte Mrs. Molfrey und benutzte damit zum ersten Mal eine Floskel, die Heathers Großmutter sehr liebte.
»Kann ich irgendwas für Sie tun?«
»Ja, das können Sie. Es muß eine gute Nachricht von Aix nach Gent gebracht werden. Sind Sie mein Mann, Constable Perrot?«
»Wie bitte?«
»Kann ich mich auf Sie verlassen?«
»Ja.« Perrot antwortete ganz automatisch, ohne nachzudenken. Er mochte zwar nicht genau wissen, wo Aix und Gent lagen, aber daß er zuverlässig war, stand außer Frage.
»Ihr Chef erwartet eine Nachricht von mir. Zu diesem Zweck hat er mir eigens seine persönliche Durchwahl gegeben, aber er scheint im Augenblick nicht im Büro zu sein. Verfolgt sicher eine heiße Spur.«
»Höchstwahrscheinlich, Mrs. Molfrey«, sagte PC Perrot, bemüht, sich alles genau zu merken, um Trixie damit beim Abendessen zu unterhalten.
»Werden Sie ihn heute überhaupt noch sehen?«
»Ich bin gerade auf dem Weg zur Wache.«
»Dann können Sie die Information ja weitergeben.« Sie erklärte ihm alles klar und deutlich.
Für Constable Perrot ergab ihre Nachricht dennoch keinen Sinn. Er überlegte sogar, ob es sich vielleicht um eine Art Code handelte. Was war das noch gleich für ein Wort? Heuri? Heuree... ? Heurek irgendwas.
»Heureka?« Mrs. Molfrey meinte, dafür solle er sich keine Gedanken machen. »Das können Sie weglassen. Es ist nicht wirklich von Belang.«
Perrot, der sich bereits fragte, wieviel von dem Rest er mit gutem Gewissen weglassen könnte, stieg auf seine Honda und ließ den Motor aufheulen.
»Nicht vergessen, kein Klimpern oder Klirren!«
»Verstanden, Mrs. Molfrey.«
»Und warum nicht, Constable? Warum nicht? Das ist die Frage, mit der wir uns beschäftigen müssen.«
Perrot hob die Hand zum Gruß und fuhr davon. Auf der Hälfte des Weges fuhr er an Cubby Dawlish vorbei und winkte erneut, diesmal mit zutiefst empfundenem Mitgefühl.
Barnaby war immer noch in der Einsatzzentrale, als Constable Perrot stolz mit den Briefumschlägen ankam. Er legte sie dem Chief Inspector auf den Schreibtisch, trat bescheiden einen Schritt zurück und wartete.
»Da haben Sie bestimmt überall Ihre Fingerpatschen hinterlassen, was Constable?«
»Verdammt!« Perrot sprudelte mit einer Erklärung heraus. »Ich war... Nur - ich ... Handschuhe einen Augenblick ausgezogen. Aus dem Garten... Hab extra dran gedacht. Briefträger abgepaßt...«
»Ersparen Sie mir die elenden Einzelheiten.« Barnaby betrachtete die Briefumschläge mit säuerlicher Miene. Eine Zeitschrift vom Automobil-Klub, eine Stromrechnung und der Katalog eines exklusiven Bekleidungshauses auf der Regent Street.
»Sonst noch was zu berichten?«
»Äh, ich weiß nicht recht... Ich bin sicher, es ist eigentlich nichts...«
In diesem Augenblick kam Sergeant Troy hereinspaziert. Er stellte sich unmittelbar hinter den Schreibtisch des Chief Inspector, verzog seine schmalen Lippen und fletschte die Zähne.
»Hallo, Poll.«
»Guten Morgen, Sergeant.«
»Krah, krah.«
Während Perrot dort stand und
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