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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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anfangen«, Troys Adamsapfel hob und senkte sich hastig, »wieso kann ich sie plötzlich nicht mehr Miss Busen des Jahres nennen, wenn sie mich als schwanzwedelnden Schnüffler bezeichnet?«
      »Das nennt man das Gleichgewicht wiederherstellen«, sagte Barnaby. Bevor das Gespräch auf die unvermeidliche Schiene, daß ja früher auch nicht alles schlecht gewesen sei, geraten konnte, fügte er hinzu: »Irgendwas Wichtiges während der letzten halben Stunde?«
      »Mir ist aufgefallen, daß sie kein Seminar für korrektes Verhalten besucht hat.«
      »Ich hab Sie was gefragt.«
      Troy machte einen Schmollmund. Schließlich wurde man doch heutzutage in dieser neuen gefühlsduseligen Atmosphäre bei der Polizeitruppe geradezu aufgefordert, über das zu reden, was einen bedrückte.
      »Dieser tuntige Juwelier aus der Bond Street hat angerufen. Hat Hollingsworth auf dem Foto erkannt. Es sei eindeutig der Typ, der die Kette gekauft hat. Simone hat er allerdings noch nie gesehen. Reicht uns alles schriftlich ein.«
      »Ausgezeichnet.«
      »Harpers hat ein Foto von der Werbeseite gefaxt. Das haut einen glatt um. Ich wette, da hat sie einige Stunden in der Horizontalen verbracht, um sich das zu verdienen.«
      »Wie reden Sie denn, Mann.«
      »Was?«
      »Die Frau hat die Hölle durchgemacht. Wahrscheinlich ist sie längst tot.«
      »Dann ist ihr auch wurscht, was ich sage.« Troy beobachtete, wie der brasilianische Kaffee in Barnabys Kehle verschwand, und dachte, was der Boss doch für ein komischer Kerl war. Wenn er ihn nicht schon erlebt hätte, wie er mit dem Rücken zur Wand um sein Leben kämpfen mußte, oder wie er einen Typ festnahm, der nicht nur bewaffnet, sondern mit Amphetaminen vollgedröhnt war, oder wie er sich an eine Klippe hängte, um auf eine Frau einzureden, die gerade ihr Baby ertränkt hatte - wenn Troy das nicht alles und noch einiges mehr mit eigenen Augen gesehen hätte, würde er den DCI eventuell für ein bißchen weich in der Birne halten.
      Sie fuhren mit dem Lift zur speziell für den Fall eingerichteten Einsatzzentrale hinunter. Keiner der beiden Männer sprach, doch der jüngere warf mehrere verstohlene Seitenblicke auf den älteren. Barnaby wirkte verschlossen. Impenetrabel könnte man sagen, sollte man in der glücklichen Lage sein, Talisa-Leanne Troys Lexikon benutzen zu können. Der Sergeant beschloß, daß der Chief deshalb frustriert war, weil er keinerlei Verdächtige hatte. Er hätte sich nicht mehr täuschen können.
      Im Gegensatz zu seinem Assistenten, der die Dinge so schnell wie nur menschenmöglich geklärt wissen wollte, war Barnaby zumindest für kurze Zeit ganz glücklich, in - wie es ein früher Mystiker mal genannt hatte - der Wolke des Nichtwissens zu schweben. Außerdem dachte er mit nicht unbeträchtlicher Genugtuung über den kürzlichen Weggang seines Widersachers Inspector Ian Meredith nach, eines selbstgefälligen Oxbridge-Klugscheißers, der Bramshill absolviert hatte, das Elite-College der Polizei. Nachdem er wie Alexander der Große im Alter von Zweiunddreißig beschlossen hatte, sich für Gott zu halten, war er prompt zum Bereitschaftsdienst komplimentiert worden. Das ganze Revier war erleichtert gewesen, ihn von hinten zu sehen. Niemand hatte gewollt, daß der Neffe des Chief Constable hier herumschnüffelte.
      In der Einsatzzentrale ging es nicht gerade lebhaft zu. Gewiß klingelten Telefone. Und die Mitarbeiter studierten die Anschlagbretter. Daten wurden eingegeben, und es herrschte das übliche Geraune, mit dem Informationen ausgetauscht, überprüft oder gegengecheckt wurden. Doch die an Hysterie grenzende, überschäumende Aktivität, die normalerweise am Anfang einer dringlichen oder besonders dramatischen Ermittlung aufkam, wollte sich offenbar nicht einstellen.
      Als er Sergeant Brierley nicht sofort entdeckte, ging Barnaby zu dem Tisch, auf dem die eingehenden Informationen gesammelt wurden, um festzuhalten, was derzeit so hereinkam. Wie zu erwarten, handelte es sich eher um Spekulationen als um harte Tatsachen. Dutzende Menschen glaubten, sie hätten Simone gesehen. Auf einer Fähre nach Frankreich. In einem Hauseingang in Glasgow schlafend. In einem Bistro in der Old Compton Street, eindeutig unter dem Einfluß von Drogen. Und in der Alten Braunen Kuh in Milton Keynes auf einem Tisch tanzend.
      Doch zumindest von den Fahrgästen des Marktbusses gab es konkretere Informationen. Zwei Frauen mit einem Kind im

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