Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod
verspottet wurde, stellte er sich vor, wie er stotternd Mrs. Molfreys Nachricht weitergab. Wenn sich das draußen auf der ruhigen Dorfstraße schon reichlich wunderlich angehört hatte, wieviel verrückter würde es erst hier klingen?
Perrot sah sich in dem geschäftigen Raum um: alles professionell organisiert. Intelligent organisiert. Erspar dir die Peinlichkeit, Colin.
»Nun sagen Sie’s schon.«
»Wie bitte?«
»Was auch immer eigentlich nichts< ist?«
»Ich fürchte, es ist mir entfallen, Sir.«
Troy fing laut an zu lachen. Es klang wie ein böses, heiseres Bellen.
»Dann sollten Sie wieder ins Dorf verschwinden, Constable«, sagte Barnaby. »Und wenn Sie dort sind, können Sie mir einen Gefallen tun.«
»Ja, Chief Inspector.«
»Es ist zwar ein wenig kompliziert, aber wenn sie sich ein bißchen Mühe geben, werden Sie’s schon schaffen.«
»Sir.« Diensteifrig nahm Perrot Haltung an,
»Holen Sie sich in der Anwaltskanzlei Fanshawe & Clay die Schlüssel von Nightingales und sehen Sie nach, ob der Schalter der Halogenlampe - den finden Sie in der Garage - aktiviert ist.«
»Ja, Sir.«
»Und - He! Poll?«
PC Perrot, der bereits auf die Tür zusteuerte, blieb seufzend stehen und drehte sich um. Seine Wangen glühten immer noch von der ironischen Bemerkung des Chief Inspector.
»Sergeant?«
»Die Kantine ist im Erdgeschoß, wenn Sie ’nen Happen zu Mittag essen wollen.«
»Ach ja, danke.«
»Mittwochs gibt’s Pfannkuchen mit Körnern. Und Tintenfischomelette.«
»Werden Sie’s denn nie leid, Long John Silver zu spielen?« fragte Barnaby, als sich die Tür hinter dem glücklosen Polizisten geschlossen hatte.
»Wen?«
»Das war ein Pirat.«
»War wohl gut ausgestattet, was?« fragte Sergeant Troy. In diesem Augenblick kam ein Laborbote mit einem dicken Umschlag, der den Bericht der Spurensicherung über Hollingsworths Audi enthielt.
Es gab keine großen Überraschungen. Der Kofferraum war bis auf Ersatzreifen und Wagenheber leer gewesen. Außer einigen nicht identifizierten Abdrücken am Griff einer Hintertür stammten alle Fingerabdrücke im Auto von Alan Hollingsworth, ebenso die Haare, die man an der Kopfstütze des Fahrersitzes gefunden hatte. Auf der Beifahrerseite waren keine Haare gewesen, auch sonst nirgends. Es sah so aus, wie jemand am Rand bemerkt hatte, als sei der Audi erst kürzlich kosmetisiert worden.
Kosmetisiert. Barnaby, der eine solche affektierte Redeweise verabscheute, zog gereizt die Luft durch die Zähne. Das hörte sich ja so an, als wäre das verdammte Ding mit dem Dampfbügeleisen gebügelt und mit der Drahtbürste gekämmt worden. Und dann hat wahrscheinlich noch jemand die Polster bestickt. Oder gefragt, ob es bereits in Urlaub gewesen sei.
Kosmetisiert! Um Himmels willen.
Das Dorf flimmerte in der glühenden Hitze. Die weiß getünchten Bordsteinkanten blendeten das Auge, und auf den Hecken lag dick der Staub. Die strohfarbenen Grasstreifen am Straßenrand raschelten vor Trockenheit.
Im Garten von Arcadia nahm Cubby Dawlish eine alte Zinkschüssel mit Holzgriff und tauchte damit tief in eine uralte Tonne. Dann goß er das weiche Regenwasser vorsichtig um seine Glen-Moy-Himbeeren.
Während er damit beschäftigt war, dachte er über das kleine Detail nach, das Elfrida wieder eingefallen war. Er war froh, daß sie es ihrem Dorfbobby mitgeteilt hatte und nicht dem Chief Inspector, der bei ihnen gewesen war. Barnaby war zwar sehr freundlich, aber in seiner hohen Position mußte er doch schrecklich viel zu tun haben. Und Cubby könnte den Gedanken nicht ertragen, daß man Elfie schroff behandelte. Oder - noch schlimmer - sie an eine jüngere Person weiterreichte, der vielleicht nicht bewußt war, wieviel Respekt ihr von Natur aus zustand. Die sich -Gott behüte - sogar ein bißchen lustig über Elfie machen würde.
Was die Erinnerung selbst betraf, so konnte Cubby deren Relevanz beim besten Willen nicht erkennen. Insgeheim vermutete er, daß sie sich als bedeutungslos herausstellen würde, obwohl er das um nichts in der Welt Elfie gegenüber zugegeben hätte. Sie wartete bereits so gespannt auf eine Reaktion der Kriminalpolizei. Da entdeckte Cubby Colin Perrot auf der anderen Seite der Hecke und fragte sich, ob er rübergehen und sich nach dem Stand der Dinge erkundigen sollte. Doch bevor er sich entschieden hatte, war der Polizist bereits in der
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