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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Stimmungen seines Chefs einzuschätzen, erkannte, daß die Dinge derzeit noch im Fluß waren. Darauf möchte ich mich noch nicht festnageln lassen, hatte irgendwer mal gesagt, als man ihn nach seiner Meinung über die Todesstrafe fragte.
      »Was spricht denn plötzlich gegen Papier und Kugelschreiber?«
      »Die haben keinen Bezug zu Papier, diese Cyberfreaks.« Troy sprach bewegt, wenn auch mit leichtem Widerwillen. Seinen Vetter Colin, der sich über alles lustig machte, was der Polizei lieb und wert war, konnte man kaum mehr davon abhalten, »im Net zu surfen«. Da er bei dem ganzen Fachchinesisch nicht mithalten konnte, reagierte Troy abweisend, indem er »erbärmlich« murmelte, gelangweilt vor sich hinseufzte, ständig auf die Uhr guckte und Col erklärte, er solle doch endlich sein Leben richtig in die Hand nehmen.
      Barnaby war genau so ein Computerbanause. Wenn er in einer Zeitung oder Zeitschrift auf das Wort Modem stieß, hielt er es, wie viele Leute mittleren Alters, für einen Druckfehler des Wortes modern. Er hatte sich gerade soviel angeeignet, wie er brauchte, um Dateien anzulegen, Informationen zu suchen und Querverweise herzustellen. Wenn’s um kompliziertere Dinge ging, mußte jemand anders übernehmen.
      Allerdings brauchte man kein Computergenie zu sein, um zu erkennen, daß jeder x-Beliebige einen Abschiedsbrief hätte tippen können, der ja nicht mal eine persönliche Unterschrift trug. Es war kinderleicht im Vergleich zum Fälschen einer Handschrift. Und selbst wenn sein Sergeant mit der Behauptung recht hatte, daß Cyberfreaks Papier verachteten, so hätte Hollingsworth in dieser extremen Situation doch zumindest seine letzte Nachricht ausgedruckt und unterschrieben, und sei es nur, um der Sache für den Testamentsvollstrecker Authentizität zu verleihen.
      Je mehr er darüber nachdachte, um so mehr stieg die Laune des Chief Inspectors wieder. Die Worte auf dem Bildschirm waren für ihn jetzt nicht mehr Ausdruck düsterer, endgültiger Resignation, sondern hatten den Beiklang von hastiger Improvisation. Allerdings durfte er nicht übermütig werden. Am besten erstmal abwarten, bis die Fotos fertig waren. Sie würden zeigen, ob Hollingsworth als letzter die Tastatur benutzt hatte.
      »Meine Tochter lernt mit so was lesen. In der Spielgruppe«, bemerkte Troy.
      »Du liebe Zeit. Haben die denn keine Bücher?«
      »Doch, doch. Aber die Kids finden das hier besser.«
      Im Hinausgehen schaute Barnaby sich noch einmal um. Die Maschine hockte einfach da, passiv und selbstgenügsam und - wie es seiner überreizten Phantasie erschien - mit einem eigenen Willen. Daran knüpfte sich die Überlegung, wie lange es dauern würde, bis die Menschheit ganz ausgeschlossen war und nur noch die Maschinen untereinander kommunizierten. Voller mechanischer Bosheit würden sie das Leben ihrer Besitzer organisieren - oder wahrscheinlich eher desorganisieren.
      »Ihr werdet mich nicht kleinkriegen«, murmelte er, während er die Tür hinter sich zumachte. »Ihr schielenden kleinen Zyklopen.«
      Das schief in den Angeln hängende Tor vom Bay Tree Cottage war so weit beiseite geschoben, daß ein schmaler Spalt offenstand. Sergeant Troy, schlank wie eine Haifischflosse, aber ohne die liebevolle Art dieser Spezies, schlüpfte mühelos hindurch.
      Er hob das Tor an und öffnete es so weit, daß sein Chef ihm folgen konnte. Dann klopfte er an die Haustür.
      »Die könnte mal einen neuen Anstrich brauchen«, sagte Troy. Er hatte bereits mehrmals geklopft und hämmerte jetzt heftig gegen die schmalen Holzbretter, von denen mehrere Stückchen blauer Farbe abblätterten.
      Barnaby ging zum nächsten Fenster. Es war eins von diesen, die aus vielen kleinen, mit weißgestrichenen Zinkstäben gerahmten Scheiben bestehen. Er warf einen Blick hinein. Keinerlei Anzeichen, daß jemand zu Hause war.
      Es gab keine Garage, nur ein ungepflegtes Stück Gras neben dem Haus, auf dem Reifenspuren und eine kleine Pfütze Öl zu sehen waren. Vermutlich Sarah Lawsons Parkplatz. Das Trommeln an der Tür war noch heftiger geworden.
      »Um Gottes willen, Gavin! Die Leute meinen ja, wir sind auf Drogenrazzia.« Barnaby beobachtete, wie sein Sergeant widerwillig die Fäuste sinken ließ. Das Problem mit Troy war, daß er eine Situation nie so einschätzen konnte, wie sie tatsächlich war. Wenn sie keine Dramatik enthielt, dann beschwor er sie künstlich herauf, nur um den harten Mann zu spielen. Das war

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