Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod
unsereins versetzen.«
Allgemein gesprochen mochte sein Sergeant ja durchaus recht haben, dachte Barnaby. Und vielleicht war die Erklärung tatsächlich so einfach. Aber alles, was er bisher über Simone Hollingsworth erfahren hatte, paßte nicht zu dieser Art von Arroganz. Ganz im Gegenteil.
»Gehen wir jetzt zurück zum Haus?« fragte Troy.
»Nein. Audrey hat gesagt, sie brauchen noch ein paar Stunden. Ich würd mir gerne Hollingsworths Firma oder Unternehmen, oder wie immer man so was nennt, ansehen. Vielleicht können wir mehr über diesen Krach mit Gray Patterson erfahren.«
»Er steht doch wohl an erster Stelle unter den Verdächtigen, oder etwa nicht, Chef? Er haßt Hollingsworth und ist auch schon gewalttätig geworden.« Troy zögerte, bevor er hinzufügte: »Vielleicht sollten wir erstmal bei ihm vorbeischauen. Bevor er eine Chance hat abzuhauen.«
»Wenn er das wollte, wär er vermutlich längst abgehauen.«
»Yeah, wohl wahr.«
»Außerdem kriegen wir da nur eine Version der Geschichte. Ich hätte gerne was, womit ich sie vergleichen kann.« Barnaby hievte sich ungeschickt von der ziemlich schmutzigen Holzbank. Es war eine von diesen Dingern, die an beiden Seiten an den Tisch geschraubt waren, so daß er nach hinten klettern mußte, um aufzustehen. Seine Laune besserte sich auch nicht gerade, als er feststellte, daß an seiner Hose ein Kaugummi klebte.
Sergeant Troy stieg auf den Fahrersitz und kurbelte sämtliche Fenster herunter. »Wenn wir erst mal fahren, wird’s kühler.«
»Na hoffentlich.« Barnaby wählte mit seinem Handy die Auskunft an und fragte nach der Nummer von Penstemon. Dort sprach er mit einer Sekretärin und erklärte, er würde gern vorbeikommen und mit jemandem über Alan Hollingsworth reden.
»Ich fürchte, Mr. Hollingsworth ist zur Zeit nicht da. Es geht ihm nicht besonders gut.« Das war ja wohl reichlich untertrieben.
Obwohl die Polizei bisher keine offizielle Erklärung zur Tragödie in Nightingales herausgegeben hatte, war Barnaby dennoch überrascht, daß in Fawcett Green niemand auf die Idee gekommen war, Alans Firma zu benachrichtigen.
Mit - wie er glaubte - dem nötigen Feingefühl erklärte er der Frau, wie schlecht es Alan Hollingsworth tatsächlich ging. Es folgte eine längere Pause, dann ein spitzer Schrei und ein dumpfer Knall, als ob ein schwerer Gegenstand gegen etwas Weiches schlug.
Der Chief Inspector, der am Apparat blieb, hörte ein Chaos von Geräuschen. Laute fragende Stimmen. Jemand fing hysterisch an zu lachen. Dann war die Leitung plötzlich tot.
Die Firma lag in einem dieser riesigen Industriegebiete, wie sie sich überall am äußeren Rand von Kleinstädten entwickeln. Dieses hier lag etwa sieben Meilen von Amersham entfernt.
Obwohl ihnen irgendwann jemand den Weg beschrieben und Troy sich detaillierte Notizen gemacht hatte, fuhren sie nun bereits zum dritten Mal an Texas Homecare und Allied Carpets vorbei. Zuvor war er im Holzlager eines Baustoffhändlers gelandet, aus dem kein Weg hinausführte. Der Chief machte Troy zwar keine ausdrücklichen Vorwürfe, doch er fing an, ungeduldig auf dem Rand des heruntergekurbelten Fensters herumzutrommeln und wütend um sich zu blicken.
Mit dem Kopf fast an der Windschutzscheibe fuhr Troy langsam weiter und schaute nach rechts und links. Sie suchten eben leider nicht nach Ikea oder Do It All, die schon von weitem sichtbar waren und noch dazu eigene Flaggen hatten. Penstemon war bestimmt in einem dieser Bürocontainer weit ab vom Schuß. Die Hitze, die von der Windschutzscheibe ausging, verbrannte ihm die Stirn.
»Halt!«
»Sir?«
»Da ist ein Schild.«
Troy, der das Schild bereits bemerkt hatte, murmelte: »Hätt ich ja nie entdeckt« und fuhr so dicht heran wie möglich. Penstemon war genau da, wo sie gerade hergekommen waren. Barnaby stöhnte und trommelte noch heftiger mit den Fingern. Troy setzte zurück, und wenige Minuten später sahen sie das lange, flache Gebäude. Es hatte ebenfalls ein Wahrzeichen. Eine azurblaue Blume auf gelbem Hintergrund. Doch die Flagge hing auf Halbmast.
Der Eingangsbereich war ziemlich konventionell. Stahlrohrmöbel und niedrige Tische mit ordentlich gestapelten Fachzeitschriften, dazu reichlich künstliche Pflanzen, die aus Töpfen mit simulierter Erde wuchsen. An Stellwänden hingen mehrere bunte Computergraphiken in mattierten Aluminiumrahmen.
Als Troy die gläserne
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