Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod
ziemlich... angespannt zu sein. Wenn ich irgendwas nicht sofort begriff, brüllte er mich an, was sonst auch nicht seine Art war. Normalerweise war er sehr höflich.«
»Ist an seinem letzten Tag hier irgendwas Ungewöhnliches passiert?«
»Nein. Außer daß er früh nach Hause ging. So gegen Viertel nach fünf.«
»Hat er gesagt warum?«
»Es könnte etwas mit einem Anruf zu tun gehabt haben, den Verity durchgestellt hat. Er kam von seiner Frau.«
»Ich verstehe. Das hier scheint eine ziemlich kleine Firma zu sein«, sagte der Chief Inspector und schaute sich um. »Oder gibt es vielleicht noch andere Filialen?«
»Nein, wysiwyg.« Als er Barnabys Unverständnis bemerkte, erklärte er: »What you see is what you get. Computerslang. Was Sie hier sehen, ist alles, was es gibt. Was nun Ihre Frage betrifft...«
Ted Burbage zögerte. Barnaby konnte spüren, wie der Mann mit sich stritt. Einerseits wollte er helfen, andererseits war er als Finanzprofi zu vorsichtiger Diskretion verpflichtet. »Klein, aber solide. Die Branche floriert prächtig. Wir können zwar nicht alle Bill Gates sein, aber wenn es den großen Jungs gutgeht, fallen auch ein paar hübsche Brocken für die kleinen ab.«
Das war ein nettes Beispiel für die Gabe, so zu tun, als würde man was sagen, während man in Wirklichkeit nichts sagt. Barnaby nickte. Selbst er hatte schon mal was von Bill Gates gehört.
Troy nickte ebenfalls zustimmend. Nicht daß Burbage das bemerkt hätte. Der Sergeant saß nämlich etwas abseits in einem breiten Ledersessel. Er hatte diesen Platz bewußt gewählt. Denn obwohl Troy in der Lage war, sich sehr rasch und diskret Notizen zu machen - häufig hatte er schon mehrere Seiten vollgeschrieben, obwohl er scheinbar kaum auf sein Notizbuch geguckt hatte -, wußte er, daß es manche Leute völlig aus dem Konzept brachte, wenn sie sahen, daß ihre Worte exakt festgehalten wurden. Das konnte sogar dazu führen, daß sie gar nichts mehr sagten. Deshalb spielte er, wenn möglich, den Unsichtbaren.
Der Chief fragte gerade, wie gut Burbage den verstorbenen Firmeninhaber gekannt habe.
»Das ist schwierig. Ich weiß nicht viel über ihn, aber ob das daran liegt, daß er bestimmte Dinge verheimlicht hat, oder ob es nicht viel zu wissen gab, kann ich Ihnen nicht sagen. Er hat die ganze Zeit über die Arbeit geredet, aber das tun ja die meisten Männer. Und Computerfreaks, das sind die allerschlimmsten. Mir tat seine Frau leid.«
»Haben Sie sie mal kennengelernt?«
»Nein. Sie ist nie hierhergekommen, und Alan pflegte keine privaten Kontakte. Zumindest nicht innerhalb der Firma.«
»Dann wußten Sie also nicht, daß Sie einige Tage zuvor von zu Hause fortgegangen war?«
»Fortgegangen... Nein, das habe ich nicht gewußt.«
»Hat er jemals angedeutet...«
»Hören Sie, es würde Ihnen sicher mehr bringen, wenn Sie diese Fragen über Alan ...« Burbage verstummte und starrte aus dem Fenster auf die Werbetafel der Firma für Doppelverglasungen auf der anderen Straßenseite. Bar-naby hätte sich keinen besseren Übergang wünschen können.
»Wir werden uns auch noch mit Gray Patterson unterhalten, Mr. Burbage.«
»Wie bitte?« Der Finanzfachmann runzelte die Stirn, als versuche er, sich an den Namen zu erinnern. Barnaby half ihm nicht. »Ach Gray, natürlich, ja. Er weiß vielleicht mehr.«
»Vielleicht können Sie mir ein paar Details über den Streit zwischen den beiden Männern erzählen.«
»Ach, das.« Schweigen. »Das ist eine ziemlich fachspezifische Sache, fürchte ich.« Mr. Burbage sprach jetzt mit knappen Worten und ziemlich von oben herab. Ganz offenkundig bedauerte er seine unüberlegte Äußerung. Barnaby schätzte, daß er von nun an keinerlei Klatsch mehr und auch keine persönliche Meinung über die beiden betroffenen Personen erfahren würde. Aber egal. Mit ein bißchen Glück könnte man in dem anderen Büro noch was in dieser Richtung rauskriegen. Er sah Burbage mit erwartungsvoller Miene an und bemühte sich, den Augenkontakt aufrechtzuerhalten. Darin war er meisterhaft.
»Es ging um die Entwicklung eines neuen Programms«, sagte Burbage so widerwillig, als würde er ein peinliches Geheimnis preisgeben. »Eins mit dem man eine Bewerbung schreiben, die dann auf jedem Rechner läuft, und mit dem man auch Sachen aus dem Internet direkt in den eigenen Computer laden kann.«
»Ich verstehe«, flunkerte der Chief
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