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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Herz schmolz. Er hätte ein Vermögen als Schauspieler gemacht.
      »Hau ab«, befahl Barnaby, »du verfressenes kleines Miststück.«
      Craig versuchte es daraufhin mit diesem beleidigten, überheblichen Schielen, auf das Katzen sich so wunderbar verstanden, wenn sie nicht sofort bekamen, was sie wollten. Ungläubigkeit breitete sich auf seinem aufgequollenen, kampflustigen Gesicht aus. Er harrte kurze Zeit aus, und als dann nichts Nahrhaftes in seine Richtung geschoben wurde, maunzte er. Ausgehungert und vernachlässigt, wie er war, kam nicht mehr als ein mitleiderregendes Krächzen heraus.
      Wohl wissend, daß er zum Narren gehalten wurde, hatte Barnaby gerade widerwillig begonnen, einen hauchdünnen Streifen Fleisch abzuschneiden, als er durch Troy abgelenkt wurde, der sich mit einem voll beladenen Tablett ihm gegenüber niederließ.
      »Montags ist das Angebot ja nie so doll, was Chef?« Während Troy sprach, stach er mit seiner Gabel in ein fettglänzendes Würstchen und beobachtete, wie der Saft herauslief. »Da sind die wohl noch nicht so richtig in die Gänge gekommen.«
      Außer den Würstchen lagen auf seinem Teller ein schwankender Haufen Fritten, zwei Spiegeleier, eine orangefarbene Pfütze Baked Beans, Champignons und mehrere große Stücke Blutwurst.
      »Würde es Ihnen was ausmachen, sich mit dem Zeug woandershin zu setzen?«
      »Wie bitte?« Troy war sehr sensibel, wenn er sich gekränkt fühlte. Er sah aus, als könne er seinen Ohren kaum trauen. Im Grunde unterschied sich sein Gesichtsausdruck kaum von dem der Katze. Sichtlich verletzt, nahm er sein Tablett und schaute sich unsicher um.
      »Das reicht schon.« Barnaby zeigte auf den Stuhl hinter sich.
      »Wie Sie meinen, Sir.«
      An seinem Tonfall war deutlich zu erkennen, daß Troy ziemlich beleidigt war. Barnaby rang sich ein Lächeln ab, soweit das ein Mann angesichts eines Haufens geraspeltem Wurzelgemüse und einer Katze mit Charakter überhaupt konnte. Hinter ihm steigerte sich das Besteckgeklappere zu einem Crescendo. Es war, als wäre man in den letzten Akt von Hamlet geraten. Dann folgte eine zufriedene Pause, ein letztes Klappern, als die Waffen aus den Händen gelegt wurden, schließlich ein leises Quietschen, während der Teller mit einem Stück Brot saubergewischt wurde.
      »Also gut.« Barnaby hievte sich hoch. »Gehn wir.«
      »Ich hab meinen Nachtisch noch nicht gegessen.«
      »Nachtisch ist was für Schlappschwänze, Sergeant.«
     
    Die National Westminster Bank war auf der High Street, nur wenige Minuten zu Fuß von der Polizeiwache entfernt. Tief getroffen von der letzten, besonders biestigen Bemerkung folgte Troy seinem Vorgesetzten über den in der Hitze flirrenden Parkplatz und durch das Haupttor. Sofort waren sie von Abgasdünsten umgeben, vermischt mit dem Gestank von Zwiebeln und recyceltem Fett von einem nahe gelegenen Hot-dog-Stand.
      Troy ging forsch mit strammen Schritten, um seine geballte Männlichkeit zu betonen. Schlappschwanz. Was für eine Unverschämtheit! Machte einen völlig fertig, so eine Bemerkung. Wenn es nicht so beleidigend wäre, könnte man ja geradezu darüber lachen. Er - ein Mann mit maskuliner und verführerischer Persönlichkeit, von dem man sagte, er würde jedes hübsche Mäuschen schon auf zwanzig Schritt Entfernung anmachen. Muskulös, attraktiv und so gut bestückt, daß er in den Umkleideräumen als Maxie bekannt war. Ein Mann, der nach zehn Lager mit Schuß noch auf den Beinen stand und Vater eines Kindes war. Ein Mädchen zwar, aber es war ja noch reichlich Zeit, das zu korrigieren. Der alte Fettwanst war ja bloß eifersüchtig. Warum sollte er sonst so etwas sagen.
      An einem Fußgängerüberweg mußten sie warten. Die Steinplatten auf dem Bürgersteig brannten durch die Kunststoffsohlen von Troys auf Hochglanz polierten, mit Troddeln versehenen Halbschuhen. Ein älterer Sandwich-man, dessen Umhängetafeln von oben bis unten mit biblischen Anweisungen beschrieben waren, kam auf sie zu. Troy registrierte ihn mit verdrießlichem Gesicht. Der Mann, wie so viele übertrieben religiöse Menschen von dem nervigen Drang besessen, seine Überzeugungen mit anderen zu teilen, schenkte Troy ein süßliches Lächeln. »Jesus liebt dich«, sagte er.
      »Jesus liebt jeden, Kumpel«, blaffte ihn Sergeant Troy an, der sofort einen Fall von emotionaler Promiskuität witterte. »Glaub ja nicht, du wärst was Besonderes.«
      Die Bank war klimatisiert.

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