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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Herrlich. Barnaby, der bei jedem Schritt getrieft hatte, konnte spüren, wie der Schweiß auf seinem Hemd trocknete und der Stoff sich von seiner Haut löste.
      Freddie Blakeley ließ sie nicht warten, sondern führte sie gleich in sein Büro. Dort zeigte er auf zwei extrem bequem aussehende Stühle, Konstruktionen aus Lederriemen und verchromten Rohren. Sie sahen aus wie Vorrichtungen für eine besonders gräßliche medizinische Untersuchung. Oder für besonders bizarre Sexspielchen. Barnaby reichte Blankeley die richterliche Verfügung.
      Im Gegensatz zu den meisten Leuten winkte Blakeley nach einem flüchtigen Blick nicht ab, sondern setzte sich mit ernster Miene an seinen riesigen Teakschreibtisch, als wolle er dem Dokument jede kleinste Bedeutung entlocken oder mögliche Betrügereien aufspüren.
      Barnaby beobachtete das Schauspiel mit Interesse und studierte gleichzeitig jedes Detail in Verhalten und Aussehen des Mannes. Nach dreißigjähriger Praxis tat er das fast unbewußt und ohne die geringste Anstrengung. Heute wurde er besonders belohnt. Der Kontrast zwischen dem ordentlich aufgeräumten Schreibtisch und der betulichen Art des Filialleiters auf der einen Seite und seiner äußeren Erscheinung auf der anderen war verblüffend. Um es klar und deutlich zu sagen, Freddie Blakeley sah aus wie ein Gangster.
      Er war klein und stämmig, hatte fleischige, muskulöse Schultern und volle Lippen, die trotz ihrer Größe sinnlich und schwungvoll geformt waren. Seine Haut wirkte widerstandsfähig, war aber sehr bleich, als ob sie nie das Tageslicht sähe. Ein stahlblauer Schatten lag auf seinen Hängebacken. Er trug einen pechschwarzen Anzug mit breiten weißen Streifen, eine Satinkrawatte, die mit goldenen Pfauen bestickt war und ein smaragdgrünes Einstecktuch im Paisleymuster, das in üppigen Falten aus seiner Brusttasche ragte.
      In der Hoffnung, sein Vergnügen an dieser unglaublichen Erscheinung mit jemandem teilen zu können, suchte Barnaby Blickkontakt zu Sergeant Troy. Dieser wandte jedoch sofort den Blick ab und starrte mit steinerner Miene aus dem Fenster.
      Blakeley faltete die Verfügung zweimal ordentlich, strich sie auf seiner makellosen Schreibunterlage glatt und machte Anstalten zu sprechen. Barnaby war auf ein rauhes, neapolitanisches Grollen gefaßt, das ihm ein Angebot machte, das er nicht ablehnen durfte. Selbstverständlich wurde er enttäuscht.
      »Eine furchtbare Geschichte.« Feinstes Londoner Umland, durch einen Tennisschläger gesiebt. Das Lächeln hatte die höfliche Leere eines Diplomaten. »Furchtbar«, wiederholte Mr. Blakeley. Er sah die Polizisten mit Widerwillen an, als ob sie durch ihr Eindringen in seine heiligen Hallen einen äußerst unangenehmen Geruch hereingebracht hätten. Und in gewisser Weise hatten sie das natürlich auch. Denn was stank schon übler als ein Mord? »Also, womit kann ich Ihnen dienen?« Er berührte seine breiten, stark behaarten Nasenlöcher mit seinem scheußlichen Einstecktuch.
      Barnaby hielt es für ratsam, ganz vorsichtig zum Kernpunkt dieser unangenehmen Angelegenheit zu kommen, und begann deshalb mit Fragen zur allgemeinen wirtschaftlichen Lage von Alan Hollingsworths Firma.
      Und Mr. Blakeley antwortete auch ganz allgemein. Vor ihm lagen mehrere DIN-A4-Seiten mit ordentlichen Zahlenreihen, die er jedoch kaum zu Rate zog. Obwohl keine großen Rücklagen da waren, schien die geschäftliche Lage von Penstemon augenblicklich stabil zu sein und die Firma ganz gut zu laufen. Im Gegensatz zu den meisten Geschäftskunden der Bank hätte die Firma ihr Konto nie überzogen. Alan Hollingsworths Privatkonto hingegen, bewegte sich zwar immer in den schwarzen Zahlen, wäre aber eine etwas wechselhaftere Angelegenheit. Nachdem er diese vage Information herausgerückt hatte, verstummte Mr. Blakeley. Freiwillig würde jetzt nichts mehr kommen.
      Barnabys erste direkte Frage, die sich auf den Streit zwischen Hollingsworth und Gray Patterson bezog, wurde ziemlich schroff abgefertigt.
      »Sie können wirklich nicht von mir verlangen, daß ich mich zu einer Angelegenheit äußere, über die ich so gut wie nichts weiß.«
      »Ich glaube, der Grund für diesen Ärger war, daß Hollingsworth ziemlich schnell eine große Summe Geld aufbringen mußte. Hat er die Bank um einen Kredit gebeten?«
      »Ja.«
      »Und Sie haben abgelehnt?«
      »Hab ich. Die Firma ist sehr klein. Die konnte ich wirklich nicht als Sicherheit für eine

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