Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod
Jennings in Soho vermutete?
Der Chief Inspector hatte zunächst Gray Patterson auf der Stelle zur weiteren Vernehmung holen wollen. Die Entführung von Mrs. Hollingsworth und das Erpressen von Lösegeld wäre für ihn zweifellos eine süße Rache gewesen. Damit hätte er nicht nur einen gewissen finanziellen Ausgleich für die gestohlene Arbeit bekommen, sondern auch die Genugtuung gehabt, daß der Mann, der ihn betrogen hatte, seine Tage in fiebriger Benommenheit und panischer Angst zubrachte. Etwas Besseres hätte er sich in seiner Situation doch kaum wünschen können.
Doch nach weiteren Überlegungen beschloß er, sich Hollingsworths ehemaligen Partner erst vorzunehmen, wenn die Fingerabdrücke im Labor verglichen worden waren. Man hatte ihm versprochen, daß die Ergebnisse im Laufe des Nachmittags vorliegen würden. Zu der Zeit würde er gerade mit Freddie Blakeley reden, dem Filialleiter der Bank, mit der Penstemon arbeitete. Barnaby hoffte, mehr über die finanzielle Situation der Firma zu erfahren und darüber, wie das Lösegeld aufgebracht worden war.
Es hatte eine gerichtliche Anhörung über die Todesursache von Alan Hollingsworth stattgefunden, diese war jedoch vertagt worden, da die Polizei nun weiter ermittelte. Die Leiche war von Ted Burbage offiziell identifiziert worden. Hollingsworths Anwältin Jill Gamble besaß Adresse und Telefonnummer vom Bruder des Toten, und die Polizeidienststelle Central Aberdeen hatte jemanden vorbeigeschickt, um die Nachricht zu überbringen.
Der Autopsiebericht enthielt wenig, was George Bullard nicht bereits am Telefon gesagt hatte. Während Barnaby ihn überflog, merkte er, wie seine Konzentration nachließ, und verlangte nach einer frischen Dröhnung Koffein.
»Und nicht dieses abgestandene Zeug, das da schon seit...«
Barnaby wurde abgelenkt. Er stand am Fenster und hatte einen Boten von der Gerichtsmedizin entdeckt, der gerade über den Hof auf das Hauptgebäude zukam.
»Seit Madonna noch Jungfrau war?«
»Äh?«
»>In love for the very first time<«, krächzte Sergeant Troy. Musik war für Troy ein Buch mit sieben Siegeln.
»Frisch soll er sein.«
Als sein Sergeant mit zwei Tassen wunderbar aromatischem brasilianischem Kaffee zurückkam, war Barnaby gerade in den Bericht der Spurensicherung vertieft und versuchte, aus der Masse an Informationen das unmittelbar Relevante herauszuziehen. Der Bericht umfaßte Nightingales mit sämtlichem Inventar sowie die vergrabenen Fotos. Berichte über Garten, Garage, Auto und Hollingsworths Kleidung würden während der nächsten Tage nach und nach folgen.
Wie zu erwarten, waren im Haus mehrere nicht identifizierbare Fingerabdrücke gefunden worden. Einige stammten sicherlich von Simone. Andere von Perrot und dem Pfarrer. Auf der Tastatur, auf der die letzten Worte des Toten gestanden hatten, waren nur Fingerabdrücke von Hollingsworth gewesen.
Barnaby ließ sich davon nicht entmutigen, denn es waren bereits andere Möglichkeiten vorgeschlagen worden, wie man die Nachricht auf den Bildschirm hätte bringen können. Zum Beispiel über eine Diskette. Oder indem man die Tastatur austauscht - es hatten zwei weitere in dem Raum gestanden. Oder indem man die benutzte Tastatur mit einer dünnen Plastikfolie abdeckt, so wie man sie in Geschäften benutzt, um die Kasse sauberzuhalten.
Der Bericht über die Fotos von Simone und über die Plastikhülle wies auf mehrere winzige Druckpunkte in der rechten oberen Ecke der Polaroidaufnahmen hin, was bedeutete, daß hier mehr als nur die Pinzette der Spurensicherung zu Werke gewesen war. Die einzigen Fingerabdrücke stammten von Alan. Das galt auch für das Glas, das man auf dem Teppich gefunden hatte.
Das Glas enthielt Spuren von Haloperidol, wie Barnaby auch erwartet hatte. Jemand hatte den Stoff in das Glas getan - in der Flasche selbst war nämlich nichts -, den Whisky hinzugefügt und vermutlich das Ergebnis dem Opfer hingestellt, und das alles ohne eine einzige Spur zu hinterlassen.
Aber wie war das Pulver in das Glas gekommen? Durch einen kühnen Handgriff, während der Täter dem Opfer einfach den Rücken zuwandte? Oder war das Glas in einem andern Zimmer präpariert, dann auf ein Tablett gestellt und dem Opfer direkt gereicht worden?
Eine weitere Möglichkeit war, daß der Mörder das Glas abgewischt hatte, nachdem Hollingsworth bewußtlos geworden war, und dann einfach dessen Finger daraufgedrückt
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