Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod
solche Summe betrachten.«
»Wissen Sie, ob er versucht hat, sich das Geld anderswo zu leihen?«
»Da habe ich keine Ahnung.« Anderswo, deuteten Mr. Blakeleys verächtlich gekräuselte Lippen an, wäre in jedem Fall eine deutlich minderwertigere Quelle gewesen.
»Könnten Sie mir das genaue Datum nennen, an dem die Summe schließlich eingezahlt wurde?«
Zwei zusammengeheftete Blätter wurden über den Tisch gereicht. Barnaby entdeckte sogleich die Zahlung von Pa-tellus. Zweihunderttausend Pfund am 18. März.
»Es wundert mich, daß eine so große Summe nicht auf ein Sparkonto eingezahlt wurde. Ich nehme doch an, daß Hollingsworth eins hatte?«
»Selbstverständlich.« Mr. Blakeley reichte ein drittes Blatt herüber. »Und normalerweise würde man das auch erwarten. Aber, wie Sie sehen, blieb das Geld nicht lange auf dem Konto.«
»Ach ja.« Genau gesagt vier Tage. Die minimale Wartezeit. »Er brauchte es offenbar wirklich sehr dringend. Wissen Sie zufällig, auf wen der entsprechende Scheck ausgestellt war?«
»Ich hab mir gedacht, daß Sie diese Information vielleicht brauchen würden.« Mr. Blakeley bewunderte seine eigene Voraussicht mit einem selbstgefälligen Grinsen. Dann sah er auf seinen Notizblock. »F. L. Kominsky.«
»Ich nehme an, es wäre zuviel verlangt,...« Barnaby war sicher, daß der Name der Bank des Zahlungsempfängers ebenfalls auf dem Block stehen würde, doch wenn es um eine gute Sache ging, machte es ihm nichts aus, auf die Macken und Eitelkeiten eines anderen einzugehen. Ganz im Gegensatz zu Troy, der sich zwar endlos seinen eigenen Träumen und Selbsttäuschungen hingeben konnte, aber wenig Geduld mit denen von anderen hatte.
»Es wurde bei Coutts eingezahlt. Zweigstelle Kensington.«
»Danke, Mr. Blakeley.« Der Chief Inspector ließ jetzt seinen Blick die Saldospalte von Hollingsworths Zinserträgen hinunterwandern. Für einen einigermaßen erfolgreichen Geschäftsmann war das ziemlich bescheiden. Barnaby wies darauf hin.
»Das ist richtig«, stimmte Blakeley zu. »Ihm saß das Geld sehr locker.«
Barnaby, der an das Haus und Mrs. Hollingsworths Garderobe denken mußte, konnte dem nur zustimmen. Er sagte: »Um nun auf die gegenwärtige Situation zu sprechen zu kommen, ...« Der Filialleiter nahm sofort den nötigen Ernst an und stopfte den größten Teil seines gräßlichen bunten Einstecktuchs in die Brusttasche. »Uns ist bekannt, daß Hollingsworth kurz vor seinem Tod erneut versuchte, eine größere Summe aufzubringen.«
»Tatsächlich?«
»Ich meine sogar, daß er am Sonntag, dem 9. Juni, im Laufe des Vormittags mit Ihnen darüber am Telefon gesprochen hat.«
»Du meine Güte.« Mr. Blakeley schien völlig aus der Fassung gebracht. Offensichtlich war es ihm lieber, wenn der Wissensvorsprung auf seiner Seite lag. »Sie müssen über magische Kräfte verfügen. Oder haben Sie sein Telefon aus irgendwelchen Gründen abgehört?«
»Das Gespräch wurde zufällig mitgehört.«
»Ich verstehe. Nun ja, das war ein äußerst unangenehmes Gespräch.« Zwanghaft richtete Mr. Blakeley seine Stifte auf der Schreibunterlage exakt nebeneinander aus, bevor er verlegen innehielt.
»Soweit ich weiß, stand Mr. Hollingsworth unter starkem Stress.«
»In der Tat. Er hatte bereits ein paar Tage zuvor angerufen ...«
»Könnten Sie mir das genaue Datum nennen, Mr. Blakeley?«
»Ja, kann ich.« Der Filialleiter zog einen großen Tischkalender zu sich hin, schlug ihn auf und strich nervös über die geglättete Seite. »Ich kann mich daran erinnern, weil ein Kunde, der einen Termin wegen eines Überbrückungskredits hatte, sich beschwerte, daß man ihn warten ließ.«
Sergeant Troy sah bewundernd auf die peinliche Ordnung auf Mr. Blakeleys Schreibtisch, während er eine Seite seines eigenen Notizbuchs umblätterte.
»Hier ist es, neun Uhr dreißig am Freitag, dem 7. Juni. Er hat gesagt, er brauche unverzüglich fünfzigtausend Pfund, und es sei furchtbar dringend. Obwohl dieser Betrag, im Gegensatz zu dem früheren Kreditwunsch, nicht völlig ausgeschlossen war, brauchte ich dennoch etwas Zeit, um die wirtschaftliche Situation von Penstemon erneut zu prüfen. Ich hab ihm gesagt, es könnte ein paar Tage dauern und es wäre besser, wenn er zu einem persönlichen Gespräch vorbeikäme.«
»Wie hat er darauf reagiert?«
»Er geriet ganz außer sich. Wurde schon fast...
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