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Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Titel: Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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anderen sah man lediglich Löcher, wo die Reißzwecken gesteckt hatten.
    »Ich hab seine ganzen Sachen zusammengepackt«, erklärte Ford. »Wissen Sie, ob's jemanden gibt, der...?«
    »Es gibt niemanden.«
    »Dann vielleicht Oxfam.«
    »Ganz wie Sie möchten, Mr. Ford. Sagen wir einfach, Sie sind der inoffizielle Nachlassverwalter.«
    Das gab ihm den Rest. Ford ließ sich auf sein Bett plumpsen, stützte den Kopf in die Hände. »Lieber Gott«, sagte er und wiegte sich vor und zurück. »Lieber Gott, lieber Gott.«
    Immer taktvoll, John. Der wortgewandte Überbringer schlechter Nachrichten. Mit Tränen in den Augen entschuldigte sich Ford und verließ das Zimmer.
    Rebus machte sich an die Arbeit.
    Er zog Schubladen auf und öffnete den kleinen Wandschrank, fand das Gesuchte aber schließlich unter Mitchisons Bett. Einen Müllsack und mehrere Plastiktüten: die irdischen Güter des Verstorbenen.
    Viel war es nicht. Vielleicht hatte das mit Mitchisons Jugend zu tun. Wenn man sich nicht mit Krempel befrachtete, konnte man jederzeit abhauen. Etwas Kleidung, ein paar Bücher - Science Fiction, Volkswirtschaft, Die tanzenden Wu-Li-Meister . Letzteres klang für Rebus nach einem Lehrbuch für Gesellschaftstänze. Er fand zwei Umschläge mit Fotos, sah sie durch. Die Plattform. Arbeitskollegen. Der »Wellie« und dessen Besatzung. Dann weitere Leute, diesmal an Land: im Hintergrund Bäume. Nur, dass diese nicht wie Arbeitskollegen aussahen: lange Haare, gebatikte T-Shirts, Reggae-Mützen. Freunde? Freunde der Erde? Der zweite Umschlag kam ihm leicht vor. Rebus zählte die Abzüge: vierzehn. Dann zog er die Negative heraus: fünfundzwanzig Aufnahmen. Fehlten elf. Er hielt die Negative ans Licht, konnte aber nicht allzu viel erkennen. Die fehlenden Abzüge schienen auch nichts grundsätzlich anderes zu zeigen; Gruppenbilder, auf ein paar davon nur drei oder vier Leute. Rebus steckte sich die Negative gerade in dem Augenblick in die Jacketttasche, als Willie Ford wieder ins Zimmer kam.
    »Tut mir Leid wegen eben.«
    »War meine Schuld, Mr. Ford. Ich hab geredet, ohne nachzudenken. Wissen Sie noch, wie ich Sie vorhin nach Pornos fragte?«
    »Ja.«
    »Wie sieht's mit Drogen aus?«
    »Ich nehm keine.«
    »Aber wenn Sie welche nähmen...«
    »Es ist ein geschlossener Kreis, Inspector. Ich nehm keine, und keiner hat mir jemals welche angeboten. Wahrscheinlich könnte sich jemand hinter der nächsten Ecke einen Schuss setzen, und ich würde nichts davon merken, einfach weil ich nicht auf dem Laufenden bin.«
    »Aber laufen tut schon was?«
    Ford lächelte. »Vielleicht. Aber nur während der Freizeit. Ich würde es spüren , wenn ich neben jemand arbeitete, der sich was reingezogen hat. Ist auch keiner so blöd. Wenn man auf einer Plattform arbeitet, braucht man einen klaren Kopf- so klar, wie's nur irgend geht.«
    »Hat es je Unfälle gegeben?«
    »Ein, zwei, aber unsere Statistik ist insgesamt gut. Die hatten auch nichts mit Drogen zu tun.« Rebus machte ein nachdenkliches Gesicht. Ford schien etwas einzufallen.
    »Sie sollten sehen, was draußen los ist.«
    »Was?«
    »Sie bringen die Demonstranten an Bord.«
    Tatsächlich. Rebus und Ford gingen hinaus. Ford setzte seinen Schutzhelm auf, Rebus behielt seinen in der Hand: Er schaffte es nicht, den Riemen richtig einzustellen, und das Einzige, was momentan vom Himmel zu fallen drohte, war Regen. Lumsden und Eric waren schon da, ebenso ein paar andere Männer. Sie sahen zu, wie die triefenden Gestalten die letzten Sprossen heraufkletterten. Trotz ihres Ölzeugs sahen sie - wohl dank der Wasserkanonen - pitschnass aus. Rebus erkannte eine von ihnen: Es war wieder Ethnozöpfchen. Sie schien sauer bis fuchsteufelswild zu sein. Er ging auf sie zu, bis sie auf ihn aufmerksam wurde.
    »Warum treffen wir uns eigentlich immer unter solchen Umständen?«
    Aber sie schenkte ihm keinerlei Beachtung. Stattdessen schrie sie »JETZT!« und machte einen Ausfall nach rechts, wobei sie die Hand aus der Tasche zog. Der eine Ring der Handschelle war schon um ihr Handgelenk geschlossen; den anderen Ring ließ sie jetzt um die Reling zuschnappen. Zwei ihrer Kampfgenossen taten es ihr nach und fingen an, lauthals Protestsprüche zu skandieren. Zwei weitere wurden zurückgerissen, bevor sie die Aktion vollenden konnten. Die Handschellen schnappten leer zu.
    »Wer hat die Schlüssel?«, schrie ein Erdölarbeiter dazwischen.
    »Die haben wir auf dem Festland gelassen!«
    »Scheiße.« Der Ölmann wandte sich

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